Seit drei Nächten halten die gewalttätigen Proteste gegen Migranten im Südosten Spaniens an. Inzwischen haben die Behörden in der Region Murcia neun Menschen festgenommen, wie die Regierung in Madrid mitteilte. Mit einem Post auf der Onlineplattform X reagierte Ministerpräsident Pedro Sánchez nun erstmals auf die Unruhen in der Stadt Torre Pacheco: »Rassismus ist unvereinbar mit der Demokratie«, schrieb er. Er rief zum »entschlossenen Handeln« dagegen auf.
Innenminister Fernando Grande-Marlaska machte die rechtspopulistische Partei Vox für die Krawalle in Torre Pacheco unweit der Mittelmeerküste in der Region Murcia verantwortlich. »Diese Ereignisse sind eine Folge des rechtsextremen Diskurses«, sagte er.
Vox-Chef Santiago Abascal warf wiederum der linken Regierung vor, »hinter den Vergewaltigungen spanischer Frauen, den Messerangriffen auf Spanier und der Gewalt auf den Straße« zu stehen. Er forderte »Massenabschiebungen von Illegalen« sowie die Ausweisung von legalen Migranten, die Straftaten begehen.
Baseballschläger, Steine und Molotowcocktails
Auslöser der Ausschreitungen war eine Attacke auf einen 68-Jährigen, die am Mittwoch von Menschen mit Migrationshintergrund verübt worden sein soll. Zwei der mutmaßlichen Täter seien unter den Festgenommenen, ließ die Delegierte der Zentralregierung in der Region Murcia, Mariola Guevara, wissen.
Trotz verstärkter Polizeipräsenz hatten sich zuvor in der Nacht auf Montag erneut zahlreiche eher jüngere Männer in Torre Pacheco versammelt, um – laut Aussagen von Politikern und Medien – »Jagd auf Migranten« zu machen. Einige waren mit Baseballschlägern bewaffnet. Sie bewarfen die Beamten mit Flaschen, Steinen und Molotowcocktails. Zudem setzten sie Müllcontainer in Brand, wie im spanischen Fernsehen zu sehen war.
Bürgermeister nimmt Migranten in Schutz
Bei den am Freitagabend begonnen Zusammenstößen wurden zahlreiche Menschen verletzt. In der Nacht auf Montag konnte die Polizei nach eigenen Angaben Angriffe auf die Migranten aus dem Maghreb weitgehend verhindern. Eine Schätzung zur Zahl der Teilnehmer wurde vorerst nicht bekannt gegeben. Auf TV-Bildern und Fotos waren mindestens mehrere Dutzend zu sehen.
Bürgermeister Pedro Ángel Roca stellte sich im TV-Sender RTVE hinter die Migrantinnen und Migranten in seiner Stadt: Rund 30 Prozent der 40.000 Einwohner von Torre Pacheco seien Migranten, die überwiegend in der Landwirtschaft arbeiten. »Viele dieser Menschen leben seit über 20 Jahren hier, ihre Kinder sind hier geboren.« Natürlich gebe es auch in Torre Pacheco Kriminalität. In Richtung der rechtsextremen Gruppen betonte Roca aber: »Wir bitten niemanden hierherzukommen, um uns zu helfen.«