Die deutsche Regierung will das amerikanische Raketensystem vom Typ Typhon beschaffen, um damit eine Lücke in der Bundeswehr zu schließen. Das Waffensystem kann Raketen mit einer Reichweite von etwa 2000 Kilometern abfeuern. »Vereinfacht ausgedrückt sind das landbasierte Abschussrampen, mit denen unterschiedliche Lenkflugkörper auf verschiedene Distanzen verschossen werden könne«, sagte Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) bei seinem Besuch in Washington vor Journalisten.
Das Waffensystem könnte auch Ziele in Russland erreichen. Pistorius betonte aber, dass es ausschließlich der Abschreckung diene. Die Typhon-Systeme sollten stationiert werden, bis man über eigene dieser Art verfüge.
Der Kauf ist noch nicht beschlossen. Die USA prüfen nun, ob sie zu einer Lieferung bereit sind. US-Verteidigungsminister Pete Hegseth habe die Anfrage in einem Gespräch wohlwollend zur Kenntnis genommen, sagte Pistorius.
Entscheidend sei, dass die Reichweite dieser Waffensysteme deutlich größer sei als die, die man bislang in Europa habe, sagte Pistorius. »Deutschland kann also damit seine eigene Verteidigungsfähigkeit deutlich steigern, auch seine Abschreckungsfähigkeit deutlich steigern, aber eben auch die Europas, und das ist von entscheidender Bedeutung.«
Stationierung von US-Mittelstreckenraketen ungeklärt
Was die Beschaffung für die vor einem Jahr noch unter US-Präsident Joe Biden geplante Stationierung von US-Mittelstreckenraketen in Deutschland bedeutet, bleibt weiter unklar. Die neue US-Regierung von Präsident Donald Trump hat sich bisher nicht festgelegt, ob sie an der Stationierung festhalten will.
Ein weiteres Thema des Gesprächs war die Ankündigung der US-Regierung, drei Flugabwehrsysteme vom Typ Patriot an die Ukraine zu liefern – finanziert durch Deutschland und Norwegen. »Schnell, sehr schnell« sollten Entscheidungen über die Einzelheiten der verkündeten Lieferungen getroffen werden, sagte Pistorius im Anschluss.
Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtete, ging es zudem um einen möglichen Abzug von US-Truppen aus Europa. In einem solchen Fall wolle man koordiniert vorgehen, hätte Hegseth seinem deutschen Counterpart zugesichert. Pistorius besucht erstmals seit dem Amtsantritt der Trump-Regierung im Januar die USA.