Donald Trump: Unklarheit über Verfassungstreue - »weiß es nicht«

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 Eine weitere Kandidatur hat der Republikaner angeblich »nicht wirklich vor«

Donald Trump bei seinem Amtseid im Januar 2025: Eine weitere Kandidatur hat der Republikaner angeblich »nicht wirklich vor«

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Kevin Lamarque / REUTERS

Für den Präsidenten der Vereinigten Staaten sollte es bei dieser Frage eigentlich keinen Interpretationsspielraum geben – doch Donald Trump fühlt sich offenbar nicht zwingend an die amerikanische Verfassung gebunden. Auf die Frage, ob er glaube, dass er sich an die US-Verfassung halten müsse, sagte der Republikaber in einem Interview des Senders NBC:  »Ich weiß es nicht.«

Gegen zahllose Entscheidungen Trumps aus den ersten drei Monaten seiner zweiten Amtszeit gibt es juristischen Widerstand, vor allem gegen seine Migrationspolitik. Der Präsident ist wiederkehrend mit der Frage konfrontiert, ob er sich in jedem Fall an Entscheidungen von Richtern halten wird.

Der Präsident sagte, für ihn arbeiteten brillante Anwälte, und die würden natürlich dem folgen, was der Oberste Gerichtshof sage. Seine Juristen interpretierten die Gerichtsentscheidungen aber zum Teil etwas anders.

Trump beklagte sich einmal mehr, Gerichte im Land hinderten ihn daran, kriminelle Migranten aus dem Land zu schaffen. Doch genau dafür hätten ihn die Amerikaner gewählt. Es gebe Abertausende Kriminelle, die abgeschoben werden müssten, und nicht jeder Fall könne einzeln vor Gericht verhandelt werden, argumentierte der 78-Jährige.

Für Aufsehen sorgt unter anderem der Fall eines Mannes aus dem US-Bundesstaat Maryland, der aus El Salvador stammt und vor einigen Wochen dorthin abgeschoben wurde. Die US-Regierung räumte in dem Fall einen »administrativen Fehler« ein, bekräftigte jedoch gleichzeitig den Vorwurf, der Mann sei Mitglied einer Bande – was der Betroffene bestreitet.

Eine Bundesrichterin hat angeordnet, dass die Trump-Regierung den Mann zurückbringen muss. Der Fall landete zwischenzeitlich beim Obersten Gericht der USA. Seitdem gibt es juristisches Gezerre darüber, was weiter geschehen soll. Die US-Regierung macht bislang keine Anstalten, den Mann zurück in die USA zu holen. Auch Trump äußerte sich in dem NBC-Interview ausweichend.

Für den Fall sei die US-Justizministerin Pam Bondi zuständig, sagte der Präsident. Er selbst könne die Rückkehr des Mannes fordern, wenn Bondi dies für legal halte. Doch die Entscheidung, ob der Mann zurückkommen werde, liege am Ende beim Präsidenten von El Salvador.

Spekulationen um dritte Amtszeit

Zu den Spekulationen, wonach er im Widerspruch zur Verfassung eine dritte Amtszeit anstrebt, sagte Trump, dies habe er »nicht wirklich vor«. »Ich habe vor, vier großartige Jahre zu haben und an jemanden zu übergeben – idealerweise einen großartigen Republikaner, einen großen Republikaner, der es fortsetzen kann.«

In den vergangenen Wochen hatte der Rechtspopulist mehrfach über eine mögliche dritte Amtszeit gesprochen und gesagt, es gebe »Methoden«, mit denen dies möglich sein könnte. In seinem Online-Shop verkauft er seit neuestem Kappen mit dem Aufdruck »Trump 2028« – die nächste Präsidentschaftswahl in den USA findet im Jahr 2028 statt. Auch T-Shirts mit dem Aufdruck »Rewrite the Rules« (Ändert die Regeln) in Anspielung auf die Verfassung sind in dem Fanshop zu finden.

Trump will Fed-Chef Powell angeblich nicht vorzeitig absetzen

In dem Interview spielte Trump weitere Sorgen seiner Kritiker herunter. So betonte er nach wiederholten rhetorischen Attacken gegen Fed-Chef Jerome Powell, dass er den Notenbanker nicht feuern werde. Auf die Frage, ob er Powell vor dem Ende von dessen Amtszeit im Mai 2026 absetzen würde, antwortete Trump: »Nein, nein, nein. (...) warum sollte ich das tun?« Es dauere schließlich nicht mehr lange, bis er den Fed-Chefposten neu besetzen könne.

Die Äußerungen waren Trumps bislang deutlichste Hinweise darauf, dass er Powell die Amtszeit regulär ableisten lassen dürfte. Allerdings holte er auch wieder gegen den Geldpolitiker aus: Powell sollte die Zinsen senken, forderte Trump erneut. »Und irgendwann wird er das auch tun. Er würde es lieber nicht tun, weil er kein Fan von mir ist. Wissen Sie, er mag mich einfach nicht. Ich denke, weil er völlig steif ist.«

An den US-Börsen war es im April mit den Kursen stark nach unten gegangen , nachdem Trump seine Angriffe gegen Powell verstärkt hatte. Sorgen um die Unabhängigkeit der Zentralbank machten die Runde. Nach dem Kurssturz ruderte Trump etwas zurück. Seine Kommentare in dem Interview könnten nun in dieser Hinsicht für Beruhigung an den Märkten sorgen, die auch durch Trumps Maßnahmen zur Umgestaltung des globalen Handelssystems mit einer Flut von Zöllen stark verunsichert worden waren.

Am 2. April hatte Trump Zölle von zehn Prozent auf Importe aus den meisten Ländern verhängt, zusammen mit höheren Zollsätzen für viele Handelspartner, die dann für 90 Tage ausgesetzt wurden. Trump wollte in dem Interview nicht ausschließen, dass einige der Zölle auch dauerhaft Bestand haben könnten. »Nein, das würde ich nicht tun, denn wenn jemand dächte, sie würden vom Tisch kommen, warum sollte er dann in den USA bauen?«

Trump will nach eigenen Angaben mit den hohen Importzöllen unter anderem erreichen, dass Firmen ihre Produkte wieder mehr in den USA und nicht im Ausland herstellen. Er räumte ein, »sehr hart mit China« umgegangen zu sein. Peking wolle nun jedoch »unbedingt einen Deal. (...) Wir werden sehen, wie das alles ausgeht, aber es muss ein fairer Deal sein.«

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