Wasserdichte Kopfhörer im Test: Modelle von Shokz, Auvisio, Sony und JBL

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 Mehr Spaß mit oder ohne Musik?

Schwimmerin: Mehr Spaß mit oder ohne Musik?

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Foto: Markus Linden / DER SPIEGEL

Fazit

Die Shokz OpenSwim klingen nicht gut, sind zum Schwimmen aber praktisch. Ob das den hohen Preis rechtfertigt, sollte man sich gut überlegen. Umso mehr als sich nur die Pro-Variante dieser Kopfhörer per Bluetooth mit einem Smartphone koppeln lässt. Das Standardmodell will mit MP3-Dateien gefüttert werden, was im Streamingzeitalter umständlich ist. Wer es nicht auf sich nehmen möchte, nach Musik im MP3-Format zu suchen, kann deshalb auch JBL Endurance Race 2 greifen, der Musik kabellos vom Smartphone empfängt. Aber dann gilt: Kopf über dem Wasser halten, sonst bricht die Verbindung ab.

Im Fitnessstudio oder auf der Laufstrecke im Park: Sportkopfhörer sind allgegenwärtig. Warum also nicht auch beim Schwimmen Musik hören? Die Idee kommt in der Realität schnell an Grenzen.

Schon die Auswahl ist schwierig: Der Markt für Schwimmkopfhörer ist überschaubar. Nur wenige Anbieter haben wasserdichte Modelle im Programm. Geeignet sind etwa Modelle mit den Schutzklassen IP68 und IPX8. Die nächste Hürde: Bluetooth ist eine Nichtschwimmer-Technologie deren Funkwellen am Wasser scheitern. Deshalb benötigen fürs Schwimmen entwickelte Kopfhörer einen integrierten MP3-Player.

Das kann es kompliziert machen, Musik auf die Geräte zu bekommen, denn wer Musik zeitgemäß per Spotify streamt hat kaum oder gar keine Musikdateien mehr auf dem Computer. Zudem beschränkt der Speicherplatz, wie viele Songs in wie guter Qualität auf die Geräte passen. Als Daumenregel gilt: Ein Gigabyte (GB) Speicher reicht für rund 250 Popsongs in der MP3-Standardqualität von 128 Kilobit pro Sekunde (kbit/s). Musik in höheren Qualitätsstufen und Dateiformaten wie FLAC benötigt mehr Speicherplatz und schränkt die Zahl der Titel pro GB weiter ein.

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Wir haben zwei Knochenschall-Kopfhörer getestet, die Shokz Open Swim und die günstigere Alternative aus dem Angebot der Auvisio-Marke des Versandhändlers Pearl sowie die auf herkömmlicher Audiotechnologie basierenden Sony NW-WS413. Die JBL Endurance Race 2 sind zwar wasserdicht, benötigen aber eine Bluetooth-Verbindung. Für Podcasts beim Planschen haben wir sie trotzdem ausprobiert.

Shokz, früher Aftershokz, versucht seit einigen Jahren die Knochenschall-Technologie populär zu machen: Das Ohr bleibt frei, ihre Schallwandler erzeugen Vibrationen, die von den Wangenknochen an das Innenohr und von dort final an das Gehirn geleitet werden – sie umgehen das Trommelfell. Das klingt nach Magie – und leider eher dünn. Bass ist kaum zu hören, dafür die Umgebungsgeräusche, was gelegentlich praktisch und oft angenehmer ist als mit Ohrstöpseln.

Wer in der Küche auch mal Musik aus dem Smartphone-Lautsprecher laufen lässt, wird mit Knochenschall-Kopfhörern im See Freude haben. Wer von der Musik nach vorne getrieben werden will wie auf der Laufstrecke, wird enttäuscht.

Der Sound ist beim Shokz OpenSwim und dem günstigen Auvisio-Modell ähnlich dürftig. Das deutlich teurere Shokz-Modell wirkt aber wertiger und langlebiger. Beide sitzen angenehm. Weniger angenehm ist das Sony-Modell, auch wenn es besser klingt. Die JBL-Stöpsel hingegen fühlen sich in den Ohren super an und klingen prima. Sie haben nur keinen integrierten MP3-Player und verstummen unter Wasser.

So haben wir getestet

Wir haben auf alle Kopfhörer eine Playlist aus 14 Songs, von den Beatles über Nirvana bis Kraftwerk, kopiert. Eine Ausnahme waren die JBL, da diese keinen internen Speicher haben. Mit allen haben wir im Hallen- und Freibad in drei Lagen Bahnen gezogen: Brust-, Kraul- und Rückenschwimmen. (Techniklevel: fürchterlich.) Neben der Haltungsnote für die Kopfhörer im Wasser haben wir die Bedienung und Zusatzfunktionen getestet. Wer mehr zum Klang an Land erfahren möchte, findet hier mehr Informationen.

Foto: Markus Linden / DER SPIEGEL

Wirft man sich mit dem OpenSwim ins Wasser, kann das ernüchternd wirken. Sie klingen, als würde man sein Smartphone als Lautsprecher nutzen, auch an Land. Die mitgelieferten Silikonohrstöpsel, mit denen man die Gehörgänge verschließen kann, verbessern den Sound, nehmen aber den Vorteil der freien Ohren.

Ansonsten gibt es im Becken nichts zu bemängeln. Der OpenSwim sitzt in unserem Test so stabil und leicht am Kopf, dass man ihn nach wenigen Bahnen kaum noch bemerkt. Der Schwimmbrille kommt er nicht in die Quere. Besonders im Vergleich zur günstigeren Konkurrenz wirkt dieses Modell wertig und langlebig. Das gilt auch für die Transporttasche.

Die Tasten erreicht man leicht und die Bedienung ist auch im Wasser einfach. Jedenfalls so lange man die Musikdateien nicht in Ordner verschachtelt in den Speicher kopiert. Wer an Land Musik streamen möchte, muss zur teureren Pro-Version greifen, die zwar auch einen integrierten MP3-Player hat, aber auch per Bluetooth mit einem Smartphone verbunden werden kann.

Die Technik im Überblick

  • Akkulaufzeit laut Hersteller: 8 Stunden

  • Gewicht: 30 Gramm

  • Speicherplatz: 4 Gigabyte

  • Unterstützte Formate: MP3, WMA, FLAC, WAV, AAC

  • Bluetooth: Nein

  • Schutzklasse laut Hersteller: IP68, bis zu zwei Meter tief tauchen möglich, in Salzwasser verwendbar

Auvisio Wasserdichte Knochenschall-Kopfhörer

Foto: Markus Linden / DER SPIEGEL

»Tauchen Sie das Produkt niemals in Wasser oder andere Flüssigkeiten.« So steht es im Handbuch des Knochenschall-Kopfhörers aus dem Auvisio-Sortiment des Pearl-Versands. Man verspricht aber auch: »Kristallklare Klänge beim Sport, beim Schwimmen und im Alltag.« Na ja. Das Schwimmprogramm in unserem Test hat der Auvisio ohne Schaden überstanden. Kristallklar war dabei aber nur das Wasser.

Der Sound ist ebenso mäßig wie beim Shokz, die Anmutung billiger. Das Ladekabel ist symptomatisch für den Qualitätsunterschied der beiden Headsets. Beim Shokz wird eine Plastikbox samt USB-Kabel auf den Ladeanschluss des Kopfhörers gesteckt und verschlossen, sodass die Verbindung sicher sitzt. Der Auvisio-Kopfhörer hingegen werden über vier Metallkontakte aufgeladen, an die das Ladekabel magnetisch andockt. Leider sind die Magnete so schwach, dass eine leichte Erschütterung ausreicht, um die Verbindung zu lösen. Sie etwa im Rucksack aufzuladen, ist dadurch nahezu unmöglich.

Der Auvisio-Kopfhörer kostet allerdings auch nur einen Bruchteil dessen, was für den Shokz fällig wird. Zudem kann er per Bluetooth mit dem Smartphone gekoppelt werden und wird mit 32 GB Speicherplatz ausgeliefert. Das reicht in Standardqualität für bis zu 8000 Songs und ist der größte Speicher im Test. Der Auvisio kommt in Betracht, wenn man sich nicht grundsätzlich am Knochenschall-Sound stört, sparen möchte und kein Problem mit der Plastik-Anmutung hat.

Ein Tipp, den Sie im Handbuch nicht finden: Um zwischen MP3- und Bluetooth-Modus zu wechseln, muss man dreimal schnell die Einschalttaste drücken. Glücklicherweise wird in der Anleitung aber verraten, wie man die bunte Beleuchtung am Kopfbügel ausschaltet. (Oder blinken lässt, wenn Ihnen danach ist.)

Die Technik im Überblick

  • Akkulaufzeit laut Hersteller: 10 Stunden

  • Gewicht: 25 Gramm

  • Speicherplatz: 32 Gigabyte

  • Unterstützte Formate: MP3, WAV, FLAC

  • Bluetooth: Ja

  • Schutz laut Hersteller: IP68, keine Angabe zu Tauchtiefe oder -dauer

Foto: Markus Linden / DER SPIEGEL

Sony bietet einen der wenigen In-Ear-Kopfhörer für Schwimmerinnen und Schwimmer an. Der Sound ist besser als bei den Knochenschall-Modellen, im Wasser sitzt der Sony aber schlechter am Kopf.

Die Ohrstöpsel drücken im Ohr, wirken zu spitz, schwer und groß. Sie wiegen zwar nur zwei Gramm mehr als die Shokz OpenSwim, da sie aber nicht an den Schläfen anliegen, wirken sie zugleich wacklig und massiv. Selbst nach einer Anpassung mit den mitgelieferten Ohrpassstücken aus Gummi wurde er nicht bequemer.

Im Wasser fällt Sonys »Ambient Sound Modus« in unserem Test kaum auf. Er soll Umgebungsgeräusche trotz Ohrstöpseln hörbar machen. In einem vollen Schwimmbad war der Unterschied zwischen an- und ausgeschalteter Funktion kaum wahrnehmbar. Im Vergleich zu Knochenschall-Kopfhörern fiel bei den Sony-Ohrstöpseln aber auf, dass sie den Lärm der Badegäste spürbar dämpfen, weil sie die Ohren abdichten.

Außerhalb von Seen oder Schwimmbecken vermisst man auch bei diesem Modell eine Bluetooth-Option. Dafür sind die Bedienung und das Befüllen des MP3-Players ebenso einfach wie bei den anderen Modellen.

Die Technik im Überblick

  • Akkulaufzeit laut Hersteller: 8 bis 12 Stunden

  • Gewicht: 32 Gramm

  • Speicherplatz: 4 Gigabyte

  • Unterstützte Formate: MP3, WMA, LPCM, AAC

  • Bluetooth: Nein

  • Schutzklasse laut Hersteller: IPX8, bis zu zwei Meter tief tauchen für 30 Minuten möglich, in Salzwasser verwendbar

Foto: Markus Linden / DER SPIEGEL

Sie sitzen super, sie klingen super, aber sobald man abtaucht, säuft auch der Sound ab. Einen integrierten MP3-Player haben die wasserdichten JBL-Stöpsel leider nicht. Schade. Da sie keinen eingebauten MP3-Player haben, eignen sie sich sich nicht für sportliche Schwimmerinnen und Schwimmer, die mit dem Kopf ins Wasser eintauchen. Daher sind sie nur interessant, wenn man beim Planschen im Pool oder Lesen am Beckenrand nicht riskieren möchte, den Alltagskopfhörer zu versenken. Die JBL Endurance Race 2 fallen ohnehin nicht so leicht aus den Ohren. Weil man sie beim Einsetzen etwas ins Ohr hindreht, sodass eine Gummilasche sie in der Ohrmuschel hält, sitzen sie stabil und trotzdem bequem.

Als einzige Kopfhörer im Test bieten die JBL eine aktive Geräuschunterdrückung an, die Umgebungsgeräusche reduziert. Die zu den Endurance Race 2 passende JBL-Headphones-App bietet allerhand Spielereien, die nicht alle nützlich wirken. Wer das mag, kann am Sound herumspielen oder die Balance zwischen Geräuschunterdrückung und Umgebungsgeräuschen verändern. Die Steuerung der Abspielfunktionen per Tippen auf die Ohrstöpsel ist intuitiv und kann an die persönlichen Vorlieben angepasst werden.

Die Technik im Überblick

  • Akkulaufzeit laut Hersteller: 10 bis 12 Stunden

  • Gewicht: 6 Gramm je Ohrhörer, Ladebox: 26 Gramm

  • Speicherplatz: Keiner

  • Bluetooth: Ja

  • Schutzklasse laut Hersteller: IP68, keine Angabe zu möglicher Tauchtiefe und -dauer.

Hintergrund: Produkttests im Ressort Tests

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