Wegen ihrer Verdienste für die Pressefreiheit wurde die nicaraguanische Zeitung "La Prensa" von der Unesco geehrt. Die Regierung verlässt deshalb nun die Organisation.
4. Mai 2025, 18:59 Uhr Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, svj
Aus Protest gegen die Auszeichnung einer nicaraguanischen Zeitung durch die Unesco hat sich Nicaragua aus der UN-Kulturorganisation zurückgezogen. Das teilte die Unesco mit. Die Zeitung La Prensa war auf Empfehlung einer internationalen Jury von Medienleuten für ihren Verdienst für Pressefreiheit geehrt worden. Wie Unesco-Generaldirektorin Audrey Azoulay mitteilte, erklärte die Regierung daraufhin ihren Ausstieg in einem Brief. Der zentralamerikanische Staat wird unter Präsident Daniel Ortega seit Jahren zunehmend autoritärer geführt.
Azoulay teilte mit, dass sie die Entscheidung der nicaraguanischen Regierung bedauere. Aufgrund des Rückzugs müssten die Einwohnerinnen und Einwohner des Landes auf "Vorteile der Zusammenarbeit verzichten, vor allem im Bereich Bildung und Kultur". Die Unesco habe das Recht dazu, "die Redefreiheit und Pressefreiheit weltweit" zu verteidigen, hieß es von Azoulay weiter.
Nicaraguas Regierung bezeichnet Preisverleihung als "antipatriotisch"
Die nicaraguanische Regierung hatte der Zeitung laut Unesco vorgeworfen, "militärische und politische Interventionen durch die Vereinigten Staaten in Nicaragua" zu befürworten. Weiter bezeichnete sie die Preisverleihung demnach als "teuflischen Ausdruck einer verräterischen antipatriotischen Einstellung". Nicaragua war bislang eines von 194 Unesco-Mitgliedsstaaten.
Der Präsident und Ex-Guerillero Ortega regiert Nicaragua bereits seit 2006. Seit Massenprotesten gegen seine Regierung im Jahr 2018 geht er zunehmend autoritär gegen oppositionelle Organisationen vor und ließ mehrere Tausende NGOs verbieten. Zudem sind oppositionelle Parteien verboten, Regierungsgegner sitzen in Haft oder sind ins Ausland geflohen, auch Hunderte katholische Geistliche wurden ausgewiesen oder sind geflohen.
Bereits im Februar war die nicaraguanische Regierung nach einem kritischen Bericht der Vereinten Nationen aus dem UN-Menschenrechtsrat ausgetreten.