TV-Film über Russlands Staatschef: Putin denkt »ständig« über seine Nachfolge nach

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 »Eine Frage der Zeit«

Staatschef Putin: »Eine Frage der Zeit«

Foto: Ramil Sitdikov / Sputnik / IMAGO

Er ist der dienstälteste Kremlchef seit Josef Stalin und 72 Jahre alt. Aber denkt Wladimir Putin daran, sein Amt als russischer Präsident irgendwann einmal aufzugeben? Das wurde er laut Agenturberichten in einem Film des staatlichen russischen Fernsehens gefragt, der auf seine bisher 25-jährige Herrschaft zurückblickt. In Zitaten aus dem »Russland, Kreml, Putin, 25 Jahre« betitelten Film, die am Sonntag publik wurden, gibt er an, sich viele Gedanken über seine Nachfolge zu machen: »Ich denke ständig darüber nach«, sagte er demnach.

Putin, ein ehemaliger Oberstleutnant des KGB, der am letzten Tag des Jahres 1999 von Boris Jelzin das Präsidentenamt übertragen bekam, war von 1999 bis 2008 russischer Präsident, danach bis 2012 Premierminister und von 2012 bis heute erneut Präsident. In dem Film zum Vierteljahrhundert seiner zunehmend autokratischen Regentschaft sagte er offenbar, dass er sich zu seiner Nachfolge einen Wettbewerb mehrerer Kandidaten vorstellen könnte: »Letztlich hat das Volk die Wahl, das russische Volk«, sagte Putin, als seien demokratische Prozesse noch unbeeinflusst und intakt in seinem Land. »Ich finde, dass es eine Person oder besser mehrere Personen geben sollte, damit das Volk eine Wahl hat.«

Versöhnung mit der Ukraine »unausweichlich«?

Zurzeit zeichnet sich kein eindeutiger Nachfolger für Putin ab, obwohl die russische Verfassung vorsieht, dass der Premierminister – derzeit Michail Mischustin – die Befugnisse des Präsidenten übernimmt, wenn der Präsident nicht in der Lage sein sollte, seine Pflichten zu erfüllen. Der treue Funktionär Mischustin ist seit 2020 Ministerpräsident unter Putin, 2024 wurde er von der Duma, dem russischen Parlament, mehrheitlich im Amt bestätigt. Das Votum galt als Formsache, es gab keine Gegenstimmen.

In dem Film zu seinen Ehren spricht Putin auch über seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Der russische Machthaber glaubt demnach weiterhin an eine Versöhnung mit dem Nachbarland. »Mir scheint, das ist unausweichlich trotz der Tragödie, die wir derzeit durchleben«, sagte der Kremlchef, »das ist eine Frage der Zeit«. Es klingt jedoch wie eine kaum verhohlene Drohung, wenn Putin angibt, Moskau habe die militärischen Mittel, um den Krieg »zu seinem logischen Ausgang mit dem für Russland nötigen Ergebnis zu führen«. Der Einsatz von Atomwaffen sei bisher nicht nötig gewesen und werde es hoffentlich auch weiterhin nicht sein, wird Putin zitiert.

Unterdessen setzte Putins Militär seine schweren Drohnenangriffe gegen die Ukraine auch am Wochenende fort. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warf der politischen Führung in Moskau Zynismus in der Debatte um eine Waffenruhe vor: »Die Russen bitten um eine Waffenruhe zum 9. Mai und schießen selbst jeden Tag auf die Ukraine. Das ist Zynismus im höchsten Ausmaß«, schrieb er auf Telegram. Selenskyj zufolge hat das russische Militär sein Land innerhalb einer Woche mit 1180 Drohnen und 1360 gelenkten Fliegerbomben attackiert. Allein in der vergangenen Nacht seien 165 Drohnen gegen Kyjiw, Charkiw, Tscherkassy und Mykolajiw gestartet worden, hieß es. Seit Sonntagmorgen würden die Gebiete Donezk und Sumy vom Flugzeug aus mit schweren Fliegerbomben angegriffen.

Die Ukraine sei weiterhin zu einer Waffenruhe bereit, aber diese solle nicht nur zu den russischen Festtagen gelten, bekräftigte Selenskyj. Am 9. Mai begeht Russland den Tag des Sieges über Nazideutschland vor 80 Jahren. Kremlchef Wladimir Putin hatte rund um das Datum, das in Moskau mit einer Militärparade gefeiert wird, eine dreitägige Waffenruhe angeordnet. Kyjiw hingegen fordert, dass die Waffen mindestens 30 Tage schweigen sollen.

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