Syriens Übergangsregierung versucht weiter, die Minderheiten im Land zu befrieden. Im Süden kämpfen Beduinenstämme und Drusen gegeneinander. Aktivisten melden 37 Tote.
14. Juli 2025, 2:18 Uhr Quelle: DIE ZEIT, AFP, dpa, lp
Bei Kämpfen zwischen Beduinenstämmen und Drusen im Süden Syriens sind Beobachtern zufolge mindestens 37 Menschen ums Leben gekommen. Bei den Gefechten in der mehrheitlich von Drusen bewohnten Stadt Suweida seien 27 Angehörige der drusischen Minderheit sowie zehn Beduinen getötet worden, berichten die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte und Aktivisten. Auch zwei drusische Kinder seien unter den Toten. Mehr als 50 Menschen seien verletzt worden.
Das Verteidigungsministerium habe militärische Verstärkung geschickt, um die Lage unter Kontrolle zu bringen. Sicherheitskräfte seien im Grenzgebiet der Provinzen Daraa und Suweida stationiert worden, berichtet die syrische Staatsnachrichtenagentur Sana.
Auslöser der Unruhen war den Angaben zufolge ein Raubüberfall auf einen drusischen Jugendlichen auf der Autobahn zwischen Damaskus und Suwaida. Die Straße sei wegen der Kämpfe gesperrt.
Suweidas Gouverneur Mustafa al-Bakur rief die Menschen in der Region zu Zurückhaltung auf. Auch mehrere ranghohe Geistliche der Drusen mahnten zur Ruhe und forderten ein Eingreifen der Behörden in der Hauptstadt Damaskus.
Islamistische Regierung in Teilen Syriens ohne Kontrolle
Rund sieben Monate nach dem Sturz des Assad-Regimes ringt die neue Regierung in Syrien weiter um die Kontrolle über Teile des Staatsgebiets. Ein Teil der drusischen Gemeinschaft in Suweida fordert Autonomie, andere Vertreter sind offen für eine Integration in die neue syrische Armee. Zwischen Beduinen und Drusen in Suweida wiederum gibt es schon seit langem Auseinandersetzungen, die immer wieder in Gewalt münden.
Im April und Mai waren bei Gefechten zwischen Anhängern der islamistischen Regierung in Damaskus und der religiösen Minderheit der Drusen in Syrien dutzende Menschen getötet worden. Seit dem Sturz des langjährigen Herrschers Baschar al-Assad besteht Sorge um die Rechte und die Sicherheit von Minderheiten in dem Land.
In Syrien lebten vor dem 2011 ausgebrochenen Bürgerkrieg etwa 700.000 Drusen, die meisten von ihnen in der Provinz Suweida. Die im 11. Jahrhundert aus dem Islam hervorgegangene religiöse Minderheit macht etwa drei Prozent der syrischen Bevölkerung aus. Drusen leben auch im Libanon, in Israel und auf den Golanhöhen.