Der Kurznachrichtendienst Bluesky blockiert alle User aus dem US-Bundesstaat Mississippi wegen eines dort geltenden Gesetzes, das eine Altersverifizierung für alle Nutzer und Nutzerinnen vorschreibt. Das haben die Verantwortlichen in einem Blogeintrag angekündigt und gleichzeitig erklärt, warum sich das Vorgehen beispielsweise zu dem im Großbritannien unterscheidet, wo inzwischen teils ebenfalls Altersüberprüfungen vorgeschrieben sind. Wer jetzt mit einer IP-Adresse aus Mississippi auf Bluesky zugreifen möchte, bekommt demnach lediglich eine Nachricht angezeigt, in der ausgeführt wird, warum das nicht geht. Die Blockade werde man aufrechterhalten, bis Gerichte über Widersprüche gegen das Gesetz entschieden hat.
Direkte Debatte zwischen Bluesky und Mastodon
In dem Blogeintrag erläutert Bluesky, dass Mississippi mit dem Gesetz HB1126 eine Altersverifizierung von allen Usern verlangt, nicht nur von jenen, die bestimmte Inhalte einsehen wollen. Das Gesetz erschwere Menschen die freie Meinungsäußerung und sei ein Hindernis, wenn sie das auf neuen Wegen tun wollen. Als kleines Team habe man nicht den Luxus großer IT-Konzerne, die die nötigen Werkzeuge rasch bauen können. Zudem schreibe der US-Bundesstaat damit vor, dass Dienste wie Bluesky sensible personenbezogene Informationen zu allen Nutzern und Nutzerinnen sammeln, sowie detailliert mitschneidet, was Minderjährige in ihren Portalen tun. All das seien Gründe, dem nicht Folge zu leisten, sondern den Bundesstaat stattdessen zu meiden.
Bluesky versichert, dass man den Jugend- und Kinderschutz ernst nehme, man habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. Laut Bluesky drohen in Mississippi 10.000 US-Dollar Strafe pro User, wenn man den Vorgaben nicht nachkommt. Die nötigen Systeme zu entwickeln und umzusetzen, bräuchte man Ressourcen, die man gegenwärtig einfach nicht habe. Zugleich verweist das Team darauf, dass man ähnlichen Vorgaben in Großbritannien nachkomme. Dort sei eine Altersverifizierung nur für den Zugriff auf bestimmte Inhalte und Funktionen vorgeschrieben, gleichzeitig wisse man nicht, welche User dort noch nicht 18 Jahre alt sind.
Die Ankündigung von Bluesky hat auf dem eigenen Netzwerk zahlreiche Reaktionen hervorgerufen, darunter auch von Eugen Rochko, dem Chefentwickler von Mastodon. Nach seinem Hinweis, dass der Vorgang deutlich mache, wie wichtig Dezentralisierung ist, hat sich eine lebhafte Debatte darüber entsponnen. In deren Verlauf wurde unter anderem darauf hingewiesen, dass das Gesetz aus Mississippi für Mastodon gleichermaßen gilt. Nur müssen dort viel mehr Instanzen einzeln entscheiden, wie genau sie damit umgehen wollen. Interessant an diesem Teil der Debatte ist aber auch, dass sie zwischen Accounts auf Bluesky und auf Mastodon geführt wurde, die über eine Brücke verbunden sind und deshalb direkt miteinander kommunizieren können.
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(mho)