In zwei Wochen werde er entscheiden, was er tue, wenn es keine Fortschritte gebe, sagt Trump. Das Treffen von Selenskyj und Putin scheint fraglicher. Das Liveblog
Aktualisiert am 23. August 2025, 4:11 Uhr
EU überweist mehr als zehn Milliarden Euro an Ukraine
Die EU hat der Ukraine in der ersten Hälfte dieses Jahres 10,1 Milliarden Euro an Erlösen aus eingefrorenen Geldern der russischen Zentralbank überwiesen. Das zeigen Zahlen der EU-Kommission, über die die Welt am Sonntag berichtet. Die EU unterstützt mit dem Geld militärische und zivile Projekte in der Ukraine.
Im März, Mai, Juni und Juli erhielt die Regierung von Präsident Wolodymyr Selenskyj den Zahlen zufolge jeweils eine Milliarde Euro an Zinserträgen, im Januar waren es drei Milliarden, im April 3,1 Milliarden. Das russische Vermögen selbst liegt bei dem belgischen Unternehmen Euroclear, das Wertpapiere verwahrt und Aktiengeschäfte abwickelt. Im Jahr 2022 hatte die EU insgesamt 210 Milliarden Euro aus Russland festgesetzt.
Trump droht Russland erneut mit Sanktionen
US-Präsident Donald Trump hat heute wieder mit Sanktionen gegen Russland gedroht, wenn es innerhalb von zwei Wochen keine Fortschritte für eine friedliche Lösung im Krieg gegen die Ukraine geben sollte.
„"Ich werde eine Entscheidung darüber treffen, was wir tun, und es wird eine sehr wichtige Entscheidung sein, nämlich ob es massive Sanktionen oder massive Zölle oder beides sein wird oder ob wir nichts tun und sagen, dass es euer Kampf ist."“
US-Präsident Donald TrumpVor einer Woche hatte sich Trump bei einem viel beachteten Treffen mit Russlands Diktator Wladimir Putin noch optimistisch gezeigt, dass es bald zu einer Einigung zur Beendigung des Kriegs in der Ukraine kommen werde.
Bei einem Gipfel am Montag mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und sieben Vertretern aus Europa, darunter auch Bundeskanzler Friedrich Merz, sagte Trump, Selenskyj und Putin würden sich demnächst zu Verhandlungen treffen. Das hört sich jetzt schon wieder deutlich skeptischer an. "Zum Tangotanzen gehören immer zwei", sagte der US-Präsident im Oval Office. Russlands Außenminister Sergej Lawrow sagte, es sei "kein Treffen" der beiden Staatschefs geplant.
Putin lobt "Führungsqualitäten" Trumps
Russlands Staatschef Wladimir Putin hat sich positiv über den US-Präsidenten Donald Trump geäußert. Hinsichtlich der Beziehungen Russlands mit den USA sagte Putin, er sei "zuversichtlich, dass die Führungsqualitäten von Präsident Trump eine gute Garantie dafür sind, dass die Beziehungen wiederhergestellt werden". Seit dem Amtsantritt Trumps sei – nach den vorherigen Tiefpunkten – "endlich wieder Licht am Ende des Tunnels zu sehen". Den Gipfel in Alaska vor einer Woche bezeichnete Putin als ein "sehr gutes, bedeutungsvolles und offenes Treffen".
Worüber sprechen wir hier eigentlich?
Seit dem Ukrainegipfel bei Donald Trump scheinen sich die Ereignisse zu überschlagen: Die Nato diskutiert über Sicherheitsgarantien. Die Bundesregierung denkt laut über die Stationierung deutscher Truppen in der Ukraine nach. Für ein Treffen zwischen Wolodymyr Selenskyj und Wladimir Putin wird schon nach dem passenden Ort gesucht. Echte Friedensverhandlungen, könnte man meinen, sind zum Greifen nah.
Doch all das sind Maßnahmen, die einen Waffenstillstand absichern sollen, der erst noch geschlossen werden muss. Wie dies gelingen kann, wenn Russland keine seiner zentralen Forderungen aufgibt, darauf geben die Entwicklungen der vergangenen Tage keine Antwort. Denn ihre Protagonisten – Trump, Selenskyj, die EU-Regierungschefs – tun es auch nicht. Das Ergebnis: eine Debatte abseits der Realität.
Den Ukraine-Wochenrückblick können Sie hier lesen:
Donald Trump will nicht mehr unbedingt an Treffen zwischen Selenskyj und Putin teilnehmen
US-Präsident Donald Trump hat Erwartungen an ein von ihm forciertes Treffen des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und des russischen Staatschefs Wladimir Putin gedämpft. Er werde abwarten, ob es zu einem Treffen komme, sagte er heute. Weiter sei er nicht sicher, ob seine Anwesenheit für ein Dreiertreffen nötig sei, sagte Trump. Er würde eher nicht teilnehmen. Die Treffen gelten als Voraussetzungen dafür, dass es zu einem Friedensschluss kommen könnte.
Trump hatte bei seinem umstrittenen Alaska-Gipfel mit Putin den Eindruck erweckt, er könne einen Friedensschluss innerhalb kurzer Zeit beschleunigen. Tatsächlich trafen sich in den vergangenen Tagen Militärs der USA und großer europäischer Staaten, um über mögliche Sicherheitsgarantien zu sprechen. Gegen Ende der Woche sei jedoch offensichtlich, dass die Themen sehr komplex seien, sagte ein EU-Diplomat. Dies habe nun auch die US-Regierung erkannt.
Rutte fordert in Kyjiw "robuste Sicherheitsgarantien" für die Ukraine
Nato-Generalsekretär Mark Rutte hat Sicherheitsgarantien als wichtigen Faktor für einen dauerhaften Frieden in der Ukraine bezeichnet. Wenn die Zeit für ein Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin gekommen sei, müsse die Ukraine "die unmissverständliche Kraft der Freunde der Ukraine" hinter sich haben, sagte Rutte bei einem Besuch in Kyjiw. Es müsse sichergestellt werden, "dass Russland sich an jedes Abkommen hält" und "niemals wieder versuchen wird, auch nur einen Quadratkilometer der Ukraine zu erobern".
Rutte lobte auch US-Präsident Donald Trump, der Bewegung in die Verhandlungen gebracht habe. Er "hat aber auch klargemacht, dass die USA involviert sein werden bei der Gewährung von Sicherheitsgarantien für die Ukraine", sagte Rutte.
Selenskyj wiederum bat um weitere Hilfe bei der Finanzierung der Rüstungsindustrie. Insbesondere bei der Drohnenproduktion habe die Ukraine großes Potenzial. "Es ist kein Geheimnis, es handelt sich um etwas mehr als sechs Milliarden (US-Dollar)", sagte Selenskyj im Hinblick auf den Finanzbedarf.
Selenskyj wirft Russland vor, Gipfeltreffen zu verhindern
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wirft der russischen Regierung vor, sie wolle ein Treffen zwischen ihm und dem russischen Staatschef Wladimir Putin nicht zustande kommen lassen. Russland tue alles in seiner Macht Stehende, um das Treffen zu verhindern, sagte Selenskyj.
„"Im Gegensatz zu Russland hat die Ukraine keine Angst vor einem Treffen mit Staats- und Regierungschefs."“
Wolodymyr SelenskyjSollte Russland den Krieg nicht beenden wollen, müssten die Verbündeten der Ukraine neue Sanktionen verhängen, forderte der ukrainische Präsident. Russland müsse zumindest zu einer "minimal produktiven Position" gedrängt werden.
Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Nato-Generalsekretär Mark Rutte sagte Selenskyj, er habe mit Rutte auch über Sicherheitsgarantien für die Ukraine gesprochen. Diese sollten dem Prinzip des Nato-Artikels 5 ähneln, demzufolge ein Angriff auf ein Mitglied als Angriff auf alle gilt. Selenskyj sprach von dem "Beginn eines großen Vorhabens".
Derzeit kein Treffen zwischen Selenskyj und Putin geplant
Dem russischen Außenminister Sergej Lawrow zufolge ist aktuell kein Treffen zwischen dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und dem russischen Staatschef Wladimir Putin geplant. Putin sei zwar bereit, Selenskyj zu treffen, wenn eine Agenda für ein Gipfeltreffen stehe. Dies sei jedoch nicht ansatzweise der Fall, sagte Lawrow dem US-Sender NBC.
Die US-Regierung arbeitet dem Sender zufolge daran, einen Ort für das von US-Präsident Donald Trump forcierte Treffen der beiden Staatsoberhäupter zu finden. Russische Angaben lassen jedoch daran zweifeln, ob Russland tatsächlich Interesse an solch einem Treffen und der Beendigung des Krieges hat. Erst gestern hatte die russische Armee einen der bisher größten Luftangriffe auf die Ukraine ausgeführt.
Steinmeier verspricht Ukraine dauerhafte Unterstützung
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier will die Ukraine im Kampf gegen Russland so lange unterstützen, wie es nötig ist. Zudem hoffe er "auf einen baldigen Waffenstillstand und einen dauerhaften Frieden, der die Unabhängigkeit der Ukraine als freiheitliche und demokratische Nation sichert“, wie er anlässlich des Unabhängigkeitstags der Ukraine am Sonntag mitteilte.
„"Das tägliche Leid der Zivilbevölkerung und die Opfer der Soldatinnen und Soldaten sind Ansporn, unsere Unterstützung politisch, militärisch und finanziell fortzusetzen, solange dies notwendig sein wird."“
Frank-Walter Steinmeier, BundespräsidentRussische Druschba-Pipeline nach ukrainischem Angriff offenbar erneut unterbrochen
Das ukrainische Militär hat in der vergangenen Nacht nach eigenen Angaben die Ölpumpstation Unetscha in der russischen Region Brjansk angegriffen. Robert Browdi, Kommandeur der ukrainischen Drohnenstreitkräfte, teilte das auf der Plattform Telegram mit. Ein von ihm veröffentlichtes Video zeigt einen Großbrand in einer Anlage mit zahlreichen Kraftstofftanks.
Nach dem Angriff wurde die durch die Energieanlage führende Druschba-Pipeline offenbar unterbrochen. Auf X teilte der ungarische Außenminister Péter Szijjártó mit, dass die Öllieferungen nach Ungarn gestoppt worden seien. Szijjártó zufolge handelt es sich um den dritten Angriff innerhalb kurzer Zeit. Erst vor zwei Tagen war der Betrieb der Pipeline, die Öl von Russland nach Ungarn und in die Slowakei transportiert, nach einem ukrainischen Drohnenangriff wieder aufgenommen worden.
Nach dem jüngsten Angriff richtete der ungarische Außenminister schwere Vorwürfe gegen die Ukraine. "Dies ist ein klarer Angriff auf unsere Energiesicherheit und ein weiterer Versuch, uns in den Krieg hineinzuziehen. Das wird nicht gelingen!", schrieb Szijjártó auf X. Anders als die meisten EU-Länder sind die Slowakei und Ungarn weiterhin stark von russischer Energie abhängig – den größten Teil ihres Rohöls beziehen sie über die Druschba-Pipeline.
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Nouripour unterstützt Lieferung von Marschflugkörpern
Der Grünen-Politiker Omid Nouripour hat angesichts des Vorrückens des russischen Militärs eine stärkere deutsche Unterstützung der Ukraine gefordert. "Die Durchhaltefähigkeit der Ukraine hängt nicht zuletzt von unseren Waffenlieferungen ab. Deshalb müssen wir die Ukraine mit allem, was wir haben, unterstützen – auch mit Marschflugkörpern", sagte der Vizepräsident des Bundestages den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
In Deutschland wird schon lange über eine Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine diskutiert. Der frühere Bundeskanzler Olaf Scholz hatte dies abgelehnt. Bundeskanzler Friedrich Merz sagte Ende Mai, er schließe eine Lieferung nicht aus. Deutschland will der Ukraine außerdem beim Bau eigener weitreichender Waffen helfen.
„"Die Europäer müssen sich auf sich selbst verlassen." “
Omid Nouripour, Vizepräsident des BundestagesNouripour sagte, auf US-Präsident Donald Trump sei kein Verlass. Um die Ukraine zu unterstützen, müsse Deutschland die bisherigen Sanktionen gegen Russland konsequenter umsetzen, neue Strafmaßnahmen – etwa bei Düngemitteln – verhängen, die militärische Unterstützung intensivieren und sich an westlichen Sicherheitsgarantien beteiligen.
Zur Frage, ob er sich deutsche Soldaten in der Ukraine vorstellen können, sagte der frühere Grünen-Chef: "Eines kann ich mir nicht vorstellen: dass sich Deutschland als größtes Land in Europa wegduckt, wenn es um den Schutz der Ukraine und Europas Sicherheit geht. Es wäre falsch, von vornherein jede deutsche Beteiligung an der Friedenssicherung auszuschließen."
Russland meldet zwei Tote bei ukrainischem Angriff im Donbass
Bei einem ukrainischen Angriff auf die von Russland besetzte Stadt Jenakijewe sind russischen Angaben zufolge zwei Menschen getötet worden. Zudem seien 21 verletzt worden, schrieb der von der russischen Regierung eingesetzte Gouverneur der Region Donezk, Denis Puschilin, auf Telegram. Der Angriff sei mit Raketen und Drohnen erfolgt.
Eine ukrainische Stellungnahme lag zunächst nicht vor. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.
US-Elektronikwerk in der Ukraine von russischen Luftangriffen getroffen
Bei schweren russischen Luftangriffen auf die Ukraine ist auch ein US-Elektronikwerk in der Nähe der Grenze zu Ungarn getroffen worden. Dies bestätigte Andy Hunder, Präsident der amerikanischen Handelskammer in der Ukraine. Die betroffene Flex-Fabrik stelle eine der größten US-Investitionen in das Land dar.
Während des Angriffs hätten sich 600 Nachtschichtarbeiter auf dem Gelände aufgehalten, von denen sechs verletzt worden seien, teilte Hunder mit. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs sei Eigentum von mehr als der Hälfte der schätzungsweise 600 Mitglieder der US-Handelskammer beschädigt worden. "Die Botschaft ist klar: Russland ist nicht auf Frieden aus. Russland attackiert amerikanische Unternehmen in der Ukraine und zieht dadurch amerikanische Geschäfte nach unten", sagte Hunder.
Auf der Plattform X schrieb der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj: "Die Russen haben praktisch ein amerikanisches Unternehmen niedergebrannt, das Elektronik herstellt – Haushaltsgeräte, nichts Militärisches." Das russische Verteidigungsministerium bestritt hingegen erneut, zivile Einrichtungen anzugreifen.
Putin will direktes Treffen laut Selenskyj vermeiden
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat dem russischen Staatschef Wladimir Putin vorgeworfen, ein direktes Treffen zu vermeiden. Putin wolle der "Notwendigkeit" eines direkten Treffens für Friedensverhandlungen ausweichen, sagte Selenskyj in seiner allabendlichen Ansprache. Zuvor hatte Selenskyj ein solches Treffen an eine vorherige Vereinbarung zu Sicherheitsgarantien für sein Land "innerhalb von sieben bis zehn Tagen" geknüpft.
"Die aktuellen Signale aus Russland sind – ehrlich gesagt – unanständig", sagte Selenskyj weiter. Die russische Regierung wolle "diesen Krieg nicht beenden" und sei nicht an einem "langfristigen" Frieden interessiert. Zuvor hatte Russlands Außenminister Sergej Lawrow die Präsenz europäischer Truppen in der Ukraine als "völlig inakzeptabel" bezeichnet und geforderte Sicherheitsgarantien als "unrealistisch" abgetan. Zudem berichteten die ukrainischen Behörden von einem der schwersten russischen Luftangriffe des Jahres.
Die Ukraine müsse sich aus dem Dauerzustand der ständigen Verteidigung gegen russische Angriffe lösen und selbst aktiv zum Angriff übergehen. "Dieser Krieg muss beendet werden, wir müssen Druck auf Russland ausüben", sagte Selenskyj. Putin verstehe "nichts außer Macht und Druck".
Selenskyj verkündete in seiner Ansprache auch den erfolgreichen Test einer Langstreckenrakete aus eigener Produktion. Das Geschoss trage den Namen Flamingo und habe eine Reichweite von 3.000 Kilometern. Es handle sich "um unsere derzeit leistungsstärkste Rakete", sagte der ukrainische Staatschef und kündigte eine Massenproduktion bis Ende des Jahres oder Anfang 2026 an.
Kallas sieht bei Putin fehlende Gesprächsbereitschaft
Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas wirft dem russischen Präsidenten Wladimir Putin vor, bei den internationalen Friedensbemühungen nur auf Zeit zu spielen. "Er hat kein Interesse daran, sich an einen Tisch zu setzen", sagte Kallas in einem Podcast des ZDF-Heute-Journals. "Hier geht es nur um Zeit." Die USA, Europa und die Ukraine wollten hingegen Frieden.
„"Was wir von der russischen Seite aber gesehen haben, ist, dass sie nur Spiele spielen und dass sie Hindernisse formulieren."“
EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas