Der 1. FC Heidenheim darf zumindest mal für einen Moment durchatmen. Nach dem 1:0-Erfolg beim VfB Stuttgart war Trainer Frank Schmidt und seinem Team die Erleichterung buchstäblich anzusehen.

Die Erleichterung war nicht nur Heidenheims Trainer Frank Schmidt anzumerken. IMAGO/Eibner
Allzu viel zu bejubeln hatte der 1. FC Heidenheim in der laufenden Saison über weite Strecken nicht. Vor allem dank einer langen Sieglosserie befindet sich der FCH seit geraumer Zeit im Abstiegskampf. Nach dem kurzen Hoch vor einigen Wochen mit Siegen gegen Kiel und Wolfsburg war zuletzt gegen Leverkusen, Frankfurt und Bayern nichts zu holen - in einer extrem wichtigen und mental zehrenden Phase der Saison war der Erfolg der Heidenheimer in Stuttgart nun Goldwert - wenngleich auch etwas schmeichelhaft.
"Ich glaube, man braucht nicht darüber reden, dass wir in den richtigen Sequenzen auch das Quäntchen Glück hatten", musste Torwart Kevin Müller am DAZN-Mikrofon im Anschluss an die Partie zugeben, hängte gleichzeitig aber auch an. "Das hatten wir in den letzten Wochen und Monaten vielleicht nicht so. Ich bin Romantiker und Idealist und ich glaube, dass erarbeitet man sich ein Stück weit."
Intaktes Innenleben als Trumpf
Sein Trainer Frank Schmidt, der vor allem das Kämpferherz seines Teams lobte, pflichtete ihm mit der These bei. "Hervorzuheben ist heute für mich die Mannschaft und unsere Fans. Mit diesem Zusammenhalt müssen wir die Spiele spielen." Auch Mathias Honsak, der kurz vor dem Ende mit seinem Lucky Punch den späten wie glücklichen Siegtreffer erzielte, bescheinigte seiner Elf ein Spiel mit "viel Herz, viel Leidenschaft und einfach dem puren Willen".
Nach den letzten drei Spielen, in denen der FCH gegen Leverkusen, Frankfurt und Bayern drei Pleiten bei 0:7 Toren kassierte, sei das Ziel gewesen, ein "bisschen kompakter zu stehen. Natürlich zulasten der Offensive, wir haben nicht viel nach vorne gehabt", so Müller. Sein Trainer entgegnete derweil. "Eine Aktion muss dann auch mal reichen, um drei Punkte mitzunehmen."
Allen Akteuren war die Erleichterung anzumerken. Schmidt kam aus dem Schwärmen über sein Team gar nicht mehr heraus. In den letzten Wochen sei es aufgrund von schwachen Leistungen intern auch mal unangenehm gewesen. "Aber mal ganz ehrlich: Das Entscheidende nach den letzten drei Spielen, die wir mit 0:7 Toren verloren haben, ist, wie das Innenleben in der Mannschaft ist. Und ich glaube man hat gesehen: Jeder hat Bock auf den 16. Tabellenplatz."
"Gehen jetzt nicht nach Heidenheim in die Kneipe und feiern zwei Tage"
Dass ausgerechnet Honsak am Ende zum Torschüzuen avancierte, freute Schmidt besonders. Nach zuletzt einer wochenlangen Verletzungspause habe er am Tag zuvor noch einmal das Gespräch mit seinem Schützling gesucht und diesen "selbst entscheiden lassen. Er hat gesagt: 'Trainer, ich bin bereit.'" Und dass ausgerechnet er am Ende der Held war, rundete das Bild natürlich ab. Für Honsak selbst ein "unbeschreibliches" Gefühl. "Das sind natürlich geile Bilder, wenn du so spät noch den Lucky Punch erzielst."
Bei all der Euphorie wissen aber auch die Heidenheimer, dass noch nichts gewonnen ist. "Wir gehen jetzt nicht nach Heidenheim in die Kneipe und feiern zwei Tage", so Schmidt vor dem anstehenden Duell gegen den VfL Bochum, einen direkten Konkurrenten im Keller.
Nichtsdestrotrz sei der Sieg nun erst einmal "extrem gut für die Seele" gewesen. "Man hat auch bei allen gesehen, dass ein kleiner Stein vom Herzen gefallen ist. Wir wissen aber auch, dass noch drei Spiele zu gehen sind. Wir können uns jetzt nicht zurücklehnen. Es ist extrem wichtig, dass wir dranbleiben und den Schwung mitnehmen", so Müller abschließend.
fys