Ein "Junge aus der Region" lässt Rostock vom Aufstieg träumen

vor 7 Stunden 2

Ein Sonntagsschuss am Freitagabend lässt Hansa Rostock von der schnellen Rückkehr in die 2. Bundesliga träumen. Im Mittelpunkt ein 22-Jähriger, der den schönsten Moment seiner Karriere erlebt hatte - und dennoch bescheiden blieb.

 Felix Ruschke (#29) nach seinem 1:0-Treffer am Freitagabend gegen 1860 München.

Da müssen die Emotionen raus: Felix Ruschke (#29) nach seinem 1:0-Treffer am Freitagabend gegen 1860 München. IMAGO/Andy Bünning

Totgeglaubte leben länger - zumindest aktuell an der Ostsee. (Spätestens) seit Freitagabend lebt der Traum von der direkten Rückkehr in die 2. Bundesliga wieder in Rostock. Mit 1:0 gewinnt der FC Hansa im Verfolgerduell gegen die formstarken Löwen; trotz mehreren Abgesängen auf die Mannschaft von Trainer Daniel Brinkmann ist für Hansa Rostock plötzlich Relegationsplatz 3 wieder in Schlagdistanz.

Dementsprechend emotional erlebte auch der Coach den Abpfiff im Ostseestadion: Die Hände geballt zu Fäusten ging es für den 39-Jährige zunächst in die Knie, um danach die ganze Anspannung der vergangenen 90 Minuten aus sich herauszulassen. "Solange es 1:0 steht, ist es nochmal eine knappe Kiste. Dementsprechend hast du natürlich dann auch die Anspannung. Und die fällt dann eben ab, dann kommt es zu solchen Bildern", erklärte Brinkmann im Nachhinein bei MagentaSport die große Erleichterung.

Einer der schönsten Momente der Karriere

Dass ausgerechnet ein "Junge aus der Region" zum entscheidenden Akteur aufsteigt, rundet da den rundum gelungenen Freitagabend für Brinkmann ab: "Ich freue mich total für ihn. Er ist ein total bescheidener Typ", lobte der Trainer seinen Siegtorschützen Felix Ruschke. Knapp 30 Kilometer Luftlinie von Rostock entfernt, ist der 22-Jährige in Güstrow, einer Kreisstadt des Landkreises, geboren. Bereits seit 2012 trägt er die Farben von Hansa Rostock, in seinem 30. Spiel für die Ostseestädter nun sein schönster Moment in seiner Karriere - zusammen mit dem Debüttreffer für die Kogge am siebten Spieltag gegen die SpVgg Unterhaching (4:1).

Mit vollem Risiko hatte der linke Schienenspieler den Ball aus 20 Metern perfekt getroffen und unhaltbar ins lange Eck gejagt: "Ich dachte, wenn dann 100 Prozent rein, und es ist natürlich gut, dass ich ihn so treffe. Es kann natürlich auch sein, dass er abrutscht und über das Stadiondach geht", freute sich der 22-Jährige über sein Tor; zur gefeierten Person wollte er sich dann - zumindest von seinen Mitspielern - nicht bei den Feierlichkeiten nach Spielende machen lassen. Trotz aller Bemühungen der Kollegen, ihn nach vorne zu schicken, ging es für Ruschke dann doch lieber ganz schnell zurück in die Menge: "Ich brauche das nicht, denn ich bin nicht alleine dafür verantwortlich, dass wir gewonnen haben", gestand der 22-Jährige.

Dennoch sollte es der krönende Höhepunkt eines "guten Spiels" bleiben, wie sein Trainer befand: "Wir waren über 90 Minuten die bessere Mannschaft, haben viel dominanter gespielt und haben viele Bälle relativ schnell wiedererobert." Die Führung sollte natürlich auch perfekt für den Matchplan der Hanseaten sein. "Es ist brutal schwer gegen uns ein Tor zu erzielen, wenn wir in Führung gehen", wusste auch Brinkmann, der für die entscheidenden kommenden Wochen die "Krux" darin sieht, "herauszufinden, woran es liegt, wenn es andersrum läuft".

Gute Karten im Aufstiegskampf?

Doch vorerst durfte die Kogge bereits den zehnten Heimsieg in den vergangenen 13 Spielen vor der eigenen Kurve bejubeln. Noch besser: Dank der kriselnden Konkurrenz aus Saarbrücken (nur ein Sieg aus den vergangenen sechs Ligaspielen) und Cottbus (drei Siege aus den vergangenen zehn Spielen) trennen plötzlich einzig vier Punkte die Brinkmann-Elf von zwei Bonusspielen.

Wohin die Reise an den letzten vier Spieltagen führt, dazu wollte man sich in Rostock nicht über Floskeln hinaus äußern. Vielmehr zähle es für Ruschke, von "Spiel zu Spiel" zu schauen. Dennoch ist nicht von der Hand zu weisen, dass das Restprogramm eine große Chance für die Rostocker bietet: Mit dem SV Sandhausen, der SpVgg Unterhaching und Hannover 96 II warten noch die drei schlechtesten Teams der Liga auf die Ostseestädter. Außerdem kommt es vor heimische Kulisse am vorletzten Spieltag zum direkten Duell mit Energie Cottbus.

Da ist das Ziel für die kommenden drei Wochen klar: "Wenn wir alles gewinnen, dann könnte es gut aussehen". Doch ist das vorerst Zukunftsmusik, erstmal wartet am Donnerstag (14 Uhr) das Landespokal-Halbfinale beim FC Schönberg 95, ehe der finale Schlussspurt in Liga 3 ansteht - ja möglicherweise sogar mit zwölf Hansa-Punkten.

mwe

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