"Leistung ist nicht zu akzeptieren": Erste Halbzeit bringt Wollitz zur Weißglut

vor 8 Stunden 5

Energie Cottbus strauchelt auch bei der bereits abgestiegenen SpVgg Unterhaching und droht, die Chance auf den Aufstieg zu verspielen. Insbesondere der Auftritt in der ersten Hälfte bringt Trainer Wollitz zur Weißglut.

 Energie-Trainer Claus-Dieter Wollitz.

Erlebte einen frustrierenden Nachmittag: Energie-Trainer Claus-Dieter Wollitz. IMAGO/Eibner

Dass es poltert, wenn Energie-Trainer Claus-Dieter Wollitz zum Interview parat steht, das ist keine Seltenheit. So auch nach dem 1:1 seiner Mannschaft bei der bereits abgestiegenen SpVgg Unterhaching, bei dem die Niederlausitzer in der Nachspielzeit noch einen Punkt retten konnten. Insbesondere die erste Halbzeit hatte den 59-Jährigen am Mikrofon von MagentaSport zur Weißglut gebracht: "Ich bin nie kritisch, aber ich kann doch ein Spiel hier nicht anders darstellen, als es war. Warum soll ich mich hier verlogen hinstellen?", fragte der 59-Jährige rhetortisch, um als kleine Schelte anzufügen: "Das machen genügend Kollegen und erzählen da Geschichten, das mache ich nicht". Im Mittelpunkt: die Nicht-Leistung seiner Mannschaft in der ersten Hälfte - und ein wenig der Schiedsrichterassistent.

Nach bereits rund 80 Sekunden war Energie Cottbus in Rückstand geraten. Besonders bitter: Die Hachinger Führung hätte nicht zählen dürfen. Eine Kopfballverlängerung hatte der im Abseits stehende Manuel Stiefler aus kurzer Distanz abgefälscht, Elias Bethke war erst noch reaktionsschnell zur Stelle, den Nachschuss musste Lenn Jastremski nur noch ins Tor schieben. "Das erste Tor", ärgerte sich Wollitz, "- soll nicht die Leistung der ersten Hälfte rechtfertigen -, aber wenn du das als Assistent nicht siehst ... Zumal es mir der Schiedsrichter auch nach dem Spiel gesagt hat, dass es ihm leidtut."

Verspielt Energie die Chancen auf den Aufstieg?

In einer versöhnlichen Note attestierte der FCE-Trainer, dass dies "ihn ehrt". Doch vor allem zähle es, "da den Schiedsrichter nicht verantwortlich" zu machen, vielmehr ist "die Leistung in der ersten Hälfte von uns ist nicht zu akzeptieren". Dementsprechend energisch ist auch die Ansprache im Kreis gewesen: "Selbst wenn du so ein Abseitstor bekommst, brauche ich eine andere Haltung. Wenn ich die ganze Zeit sage, ich kann nur was gewinnen, dann spiele ich anders als in der ersten Halbzeit", so Wollitz.

Insbesondere die Haltung seiner Mannschaft im ersten Durchgang monierte der Trainer mehrfach: "Ich habe in der ersten Halbzeit keinen Absteiger Unterhaching gesehen, aber das auch, weil wir es ermöglicht haben. Wir haben in der ersten Halbzeit keinen Sprintmeter, keine intensiven Meter", echauffierte sich der 59-Jährige, um auch die Qualitätsfrage bei seinen Schützlingen zu stellen: "Da muss ich ehrlich sagen, dann reicht es für den einen oder anderen Spieler in dieser Situation auch nicht, das abzurufen, was es braucht."

Da erwarte ich mehr. Die haben schon auf Top-Niveau gespielt, die haben schon 2. Liga gespielt.

Trainer Claus-Dieter Wollitz über seine Stürmer Timmy Thiele und Erik Engelhardt

Einzig das noch um einen Treffer bessere Torverhältnis macht im Vergleich zum 1. FC Saarbrücken den Ausschlag für Platz 3, nur drei der vergangenen elf Spiele wurden gewonnen und obendrein hat Cottbus die zweitschlechteste Offensive der Rückrunde (16 Tore); der FC Energie droht im Schlussspurt die Chance, auf das von Wollitz öfter zitierte "Historische (die Rückkehr in die zweite Liga, Anm. d. Red)", zu verspielen.

"Die Leute, die haben es verdient, dass wir in diesen letzten Spielen alles dafür tun", war der eindringliche Appell. So weiß der Trainer, dass seine Mannschaft aktuell "nicht das obere Level habe", aber dann braucht es "zumindest die Intensität, die Zweikampfführung, die Kompaktheit und vor allem diese Überzeugung, wie in der zweiten Halbzeit".

Ein weiterer Kritikpunkt, die Offensive und seine zwei Stürmer Erik Engelhardt und Timmy Thiele: "Da erwarte ich mehr. Die haben schon auf Top-Niveau gespielt, die haben schon 2. Liga gespielt. Erik hat vor zwei Jahren noch zehn oder zwölf Tore in der 2. Liga geschossen, dann erwarte ich, dass sie Aktionen haben, dass sie Bälle halten."

Wollitz nimmt sich selbst in die Kritik

So tat Wollitz am Ende sogar "die Heimmannschaft ein Stück weit leid." Dennoch: "Ich glaube, dass es schon aufgrund der zweiten Halbzeit verdient war." Als Kritik an seiner Mannschaft wollte es der 59-Jährige jedoch nicht gesehen haben. Stattdessen nimmt sich der Trainer selber in die Kritik, weil er "wahrscheinlich nicht die richtige Mischung in der ersten Halbzeit gefunden hat, die man braucht, um hier einen Dreier mitzunehmen."

Diese gilt es nun, für die letzten drei Spiele zu finden. Dabei wartet jedoch ein herausforderndes Restprogramm auf die Niederlausitzer. Am kommenden Sonntag (13.30 Uhr) wartet mit dem SV Waldhof Mannheim eine Mannschaft, die ums nackte Überleben in der 3. Liga kämpft, ehe ein Duell bei Hansa Rostock und der Abschluss zuhause gegen Ingolstadt wartet.

Vielleicht hilft da der deutliche Tadel des Anführers, denn ein Grundstein für das bisher erreichte ist für den Trainer die "gute Kommunikation miteinander - und da gehört es auch mal dazu, sich sagen zu lassen, dass es wie in der ersten Halbzeit nicht reicht".

mwe

Gesamten Artikel lesen