Im Finale der Copa del Rey kam es am Samstagabend zum höchst intensiven Clasico-Duell zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid, das erst nach Mitternacht entschieden wurde. Tief in der Verlängerung traf Koundé zum 3:2 für die Katalanen, die den Status als Rekordsieger im Pokal mit Titel Nr. 32 ausbauten.

Aus dem Häuschen nach dem späten 3:2 in der Verlängerung: Barcelonas Lamine Yamal (li.) und Schütze Jules Koundé. AFP via Getty Images
Zweimal hatte es in dieser Saison bereits den Clasico gegeben - jeweils verbunden mit einer klaren Angelegenheit für den erst seit Sommer von Hansi Flick trainierten FC Barcelona, der in der Supercopa ein 5:2 und in La Liga ein 4:0 verbucht hatte.
Dieses Mal im Endspiel der Copa del Rey, dem ersten Final-Clasico in diesem Wettbewerb seit 2014 (damals 2:1 für Real), sollte es aber wieder deutlich enger zugehen zwischen diesen beiden Traditionsklubs und Erzrivalen. Auch wenn dem FCB die Anfangsphase mit erster Annäherung über Ferran Torres gehörte (2. Minute) - und die Flick-Elf allgemein sauberer, feiner sowie kreativer kombinierte. Oftmals stand in letzter Instanz aber ein Real-Mann wie Rüdiger im Weg.
Pedri leitet ein und trifft wunderschön
Personell mussten beide Trainer im Übrigen an diesem Abend im Olimpico de la Cartuja zu Sevilla auf Aushängeschilder verzichten. So fehlte Hansi Flick, der in seiner Trainerkarriere noch kein Finale bis dato verloren hatte (fünfmal mit Bayern, einmal mit Barcelona), wie schon beim 1:0 gegen Mallorca Torgarant Lewandowski (Oberschenkel). Auf der anderen Seite hatte Carlo Ancelotti, der jüngst ein 1:0 gegen Getafe notiert hatte, immerhin Mbappé als Joker vorhanden.
Von der Bank aus musste der französische Weltmeister von 2018 aber mitansehen, wie seinen Kollegen offensiv wirklich kaum etwas einfiel - und sich der FC Barcelona immer stärker der verdienter werdenden Führung annäherte. Angefangen mit Chancen für Raphinha und Ferran Torres (17.) sowie für den aktuell blondiert auftretenden Lamine Yamal (19.).

Damit ging's los im Final-Clasico: Pedri jubelt nach seinem sehenswerten 1:0. IMAGO/NurPhoto
Als sich dann Real ein erstes Mal ordentlich im Angriff über Bellingham, Vinicius Junior und den für den früh verletzten Mendy gekommenen Fran Garcia präsentiert hatte (23.), gelang auf der anderen Seite das verdiente 1:0 auf wunderschöne Weise. Nach toller Balleroberung von Cubarsi und Diagonalpass von Pedri gelangte der Ball rechts raus auf Lamine Yamal. Dessen Dribbling konnte ebenso wenig ausgebremst werden wie dessen finaler Pass in den Rückraum zum freistehend mitgelaufenen Pedri. Es folgte ein herrlicher Schlenzer links oben in den Knick (28.).
Pfosten, Ärger, Elfmeter, Abseits
Und es folgte ein tückischer Eckstoß von Dani Olmo, der zwar Ferran Torres vor dem linken Pfosten nicht fand. Dafür aber an allen vorbei durch den Fünfmeterraum rechts an den Innenpfosten flog (43.). Glück also für die Königlichen, hier nicht 0:2 zurückzuliegen.
Allgemein war in dieser Phase viel drin in den Zweikämpfen, hier wurde sich nichts geschenkt - und teilweise auch viel zu viel Einsatz gezeigt. Gut zu tun also für Referee Ricardo de Burgos, der im Vorfeld schon von Real attackiert und sich in Tränen aufgelöst präsentiert hatte. Der Schiedsrichter händigte ein paar Gelbe Karten aus und entschied sich kurz vor der Pause dann für Elfmeter nach hartem Einsteigen von Inigo Martinez gegen "Vini" (45.+2). Dieser wurde aber direkt wieder zurückgenommen, weil in der Entstehung der Szene Abseits vorgelegen hatte.
Es wird turbulent: Real dreht auf, Ferran Torres kontert
Abschnitt zwei hielt sich derweil gar nicht mit Geplänkel auf, es ging direkt sportlich zur Sache. Chancen für Lamine Yamal (46.) und Raphinha (48.) folgten auf der anderen Seite brandgefährliche Annäherungen der endlich angekommenen Madrilenen um Joker Mbappé. Gleich dreimal stand hier aber der bärenstarke FCB-Schlussmann Szczesny im Weg - zweimal gegen Vinicius Junior (jeweils 49.) und einmal gegen den schwer zu greifenden Mbappé (53.).
Der Druck wurde aber noch größer - und irgendwann mussten sich die Katalanen diesem beugen. Da lief die 70. Minute: Mbappé, der seit seiner Hereinnahme zu Wiederbeginn mächtig Wirbel entfachte, zog einen Freistoß einfach hammerhart selbst vom linken Pfosten ins Netz. Und nur sieben Minuten später stieg Tchouameni nach einer Arda-Güler-Ecke am höchsten - 2:1 (77.).

Nach seiner Hereinnahme riss Real Madrid das Spiel zunächst an sich - gedrehtes 0:1 inklusive: Kylian Mbappé. IMAGO/ZUMA Press Wire
Alles sah also plötzlich nach einem Finalsieg für die Madrilenen aus, doch da hatten die Haupstädter mal wieder die Rechnung ohne Barcelona gemacht. Denn die Flick-Elf schlug in der Schlussphase nach herausragendem Zuspiel von Lamine Yamal durch Lewandowski-Vertreter Ferran Torres zu. Dieser hängte dabei Rüdiger ab und traf gegen den zu eifrig herausgekommenen Courtois aus spitzem Winkel ins verwaiste Gehäuse - 2:2 (84.). Fast hätte es auch noch einen Elfmeter für den FCB gegeben, doch einmal reichte ein Einsteigen von Rüdiger gegen Ferran Torres nicht aus (90.+4), ehe vom VAR eine Schwalbe von Raphinha entlarvt wurde (90.+10).
Nach Modric-Fehler: Koundé hält Flicks Nimbus aufrecht
Es ging also - schon einige Minuten nach Mitternacht in Sevilla - weiter mit Verlängerung. Dort sah es, auch weil den Spielern immer mehr die Kräfte ausgegangen waren, eigentlich nach einem Elfmeterschießen aus. Dann aber leistete sich ausgerechnet Vereinslegende Modric im Aufbau einen fatalen Fehlpass, den Koundé abfing und gnadenlos links unten im Netz versenkte (116.). So tütete der Rekordpokalsieger seinen bereits 32. Titel ein - und Coach Flick blieb auch in seinem siebten Finale als Trainer (fünfmal Bayern, zweimal Barcelona) unbesiegt.
Tiefe Trauer dagegen bei den Königklichen um Courtois, Modric und Co. Aber auch unpassende Unsportlichkeit wie von Rüdiger in der Schlussphase, der etwas Richtung Schiedsrichter de Burgos warf und dafür als ausgewechselter Spieler noch die glatt Rote Karte sah (120.+3).