"Manchmal einfach glauben": Beim FCK spricht man nun doch vom Aufstieg

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Der Trainer- als Paradigmenwechsel: Beim 1. FC Kaiserslautern spricht Torsten Lieberknecht offen von den Aufstiegschancen - im Gegensatz zu seinem Vorgänger.

Chancen auf den Aufstieg? Die FCK-Profis Filip Kaloc, Ragnar Ache, Daniel Hanslik und Daisuke Yokota (v. l. n. r.).

Chancen auf den Aufstieg? Die FCK-Profis Filip Kaloc, Ragnar Ache, Daniel Hanslik und Daisuke Yokota (v. l. n. r.). picture alliance/dpa

Es war eine Nicht-Leistung, die Fragen aufwarf. Anfang April gastierte der 1. FC Kaiserslautern beim 1. FC Magdeburg und hatte die Chance, sich als Tabellendritter abzusetzen. Doch es folgte eine überaus ernüchternde Darbietung der Pfälzer, die verdientermaßen mit 0:2 als Verlierer vom Platz gingen. Nicht nur den Relegationsrang musste das Team des damaligen Cheftrainers Markus Anfang abgeben. Auch die Chance, den 1. FC Köln auf dem direkten Aufstiegsplatz unter Druck zu setzen, war verstrichen. Der, wie man heute weiß, Anfang vom Ende von Anfang.

"Wir haben gegen uns selbst verloren", ärgerte sich der damalige Coach und sagte dann den Satz, der wenige Wochen später in einem anderen Licht erscheint, weil er wohl der Kern des Problems ist, die unterschiedlichen Auffassungen innerhalb der sportlichen Führungsebene treffend zusammenfasst: "Wir haben nie gesagt, dass wir um den Aufstieg spielen. Wir haben gesagt, wir wollen uns weiterentwickeln."

Zwei weitere Niederlagen später musste Anfang gehen. Weil sich der FCK in Braunschweig völlig passiv verhielt, aber wohl auch weil die Meinungen der Verantwortlichen über das Saisonziel auseinandergingen. Will der FCK aufsteigen? Zumindest öffentlich hielt Anfang immer an der Notwendigkeit fest, sich Schritt für Schritt verbessern zu müssen - und das taten die Roten Teufel im Vergleich zum Fast-Abstieg 2024 ja auch. Geschäftsführer Thomas Hengen und Sportdirektor Marcel Klos hingegen werteten die Lage im Aufstiegsrennen wohl als (einmalige?) Chance. Sie setzten alle Hebel in Gang und Anfang vor die Tür.

Kurz: Mit der Freistellung des Trainers legten die operativ Verantwortlichen, die zuvor nur vage ein Ziel für die Spielzeit ausgegeben hatten, ihre eigentlichen Erwartungen offen. Ahnen konnte man zumindest schon frühzeitig, dass die Auffassungen bei den wirklich entscheidenden Leuten auseinandergingen. Investor Axel Kemmler hatte schon im Februar "mehr Mut" in Sachen Zielsetzung erwartet. Nicht unerheblich soll auch jetzt die Meinung - mancher spricht von Einflussnahme - der Geldgeber-Seite in Sachen Trainer gewesen sein.

Ob das nun fair gegenüber Anfang war - ganz zu schweigen von den Umständen der Freistellung - sei dahingestellt. Es dürfte jetzt nur noch die wenigsten interessieren. Der Blick ging am Sonntag nur kurz mal zurück, ansonsten fast überall nach vorne. Zu gut kommt Lieberknecht an.

In Köln hat es schon einmal etwas ganz Grandioses für den 1. FC Kaiserslautern gegeben. Warum sollte man nicht darüber sprechen und sich daran erinnern?

Und nach dessen gelungenen Debüt lässt sich jedenfalls festhalten: In Kaiserslautern, wo Kapitän Marlon Ritter kürzlich noch appellieren musste, die Saison nicht austrudeln zu lassen, spricht man nun also doch vom Aufstieg. Die Handbremse ist gelöst.

"Als ich noch nicht Trainer war, vor langer, langer Zeit, wurde ich einmal gefragt, wie die Chancen stehen. Ich habe damals gesagt: In Köln hat es schon einmal etwas ganz Grandioses für den 1. FC Kaiserslautern gegeben. Warum sollte man nicht darüber sprechen und sich daran erinnern?", spielte Lieberknecht auf dem letzten Spieltag an, wenn sein Team bei Spitzenreiter Köln antritt.

Beim Gastspiel in der Domstadt am 34. Spieltag drängt sich der Vergleich zu 1991 regelrecht auf. Damals gewann der FCK durch einen 6:2-Sieg seinen dritten Meistertitel, begleitet von Tausenden FCK-Fans. Beim Anhang weckte die Terminierung Erinnerungen. Anfang damit zu konfrontieren, hätte Mut erfordert und wenig Sinn ergeben. Sein Nachfolger zieht den Vergleich nun selbst.

Überhaupt lässt Lieberknecht keine Zweifel, dass er die Chance ergreifen will, und er deutete seinen Optimismus auch schon unter der Woche an. "Wir wollen ein Signal an die anderen Teams senden, dass wir von hinten weiter kratzen." Und der FCK kratzte und lieferte. Als einzige Mannschaft aus den Top-Sieben konnten die Pfälzer gewinnen und rutschten damit wieder auf einen Punkt an den dritten Rang heran.

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"Ja, schon", sagte Ragnar Ache, angesprochen auf die Tabelle und ob er denn die Aufstiegsmöglichkeit erkenne. "Aber am Ende des Tages müssen wir auf uns selbst gucken, unsere Spiele gewinnen." Der erste Schritt ist gemacht, es warten zwei direkte Duelle in Karlsruhe und Köln und dazwischen ein Heimspiel gegen Darmstadt. Was dann möglich ist?

"Es bewahrheitet sich immer wieder, dass in den letzten Spieltagen Dinge passieren, die man oft gar nicht erklären kann. Und manchmal darf man einfach an solche Sachen glauben", heizte Lieberknecht den Glaube an, gab aber wie Ache auch zu bedenken, dass sein Team in den noch drei ausstehenden Punktspielen weiter liefern müsse. Denn: "Bis dahin ist es noch ein weiter Weg, und den wollen wir jetzt einfach gemeinsam weitergehen."

pau

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