Das Amt des Trainers auf drei Personen zu verteilen, bringt Hannover dazu, dass die Mannschaft zu einer neuen Einheit verschmilzt. Das führt zu einem überzeugenden 1:0-Heimsieg gegen Tabellenführer Köln - und vielleicht in dieser Saison noch zu mehr?

Neue Geschlossenheit: Enzo Leopold gibt Einblicke bei Hannover 96 nach dem Trainerwechsel. IMAGO/Noah Wedel
Aus einem mach drei: Anstelle des aus dem Amt geschiedenen André Breitenreiter besetzten am vergangenen Wochenende erstmals gleich drei Interimstrainer dessen Posten - bis zum Saisonende soll das Trio aus dem bisherigen Co-Trainer Lars Barlemann sowie den beiden Juniorencoaches Dirk Lottner (U 19) und Christian Schulz (U17) in Hannover das Sagen haben. Der Auftakt gelang in jeder Hinsicht. "Wir hatten eine super Energie und sind sehr geschlossen aufgetreten. Gerade nach den letzten Wochen, in denen wir immer Phasen hatten, in denen wir auseinandergebrochen sind", strahlte Mittelfeldspieler Enzo Leopold nach dem verdienten und überzeugenden 1:0-Heimsieg gegen Tabellenführer 1. FC Köln. "Jeder wollte unbedingt, das hat uns so stark gemacht. Jeder war heiß und motiviert."
Während das Traineramt also dreigeteilt wurde, rückte das Team zu einer neuen Einheit zusammen. Ein ungewohnter Vorgang. Die Außendarstellung hatte Barlemann übernommen, intern aber kommt jeder zu Wort. Leopold zu den Vorgängen in der Kabine und der Ansparche vor der Partie: "Jeder macht das abwechselnd. Diesmal war tatsächlich Dirk dran, weil es für ihn auch mit seiner Kölner Vergangenheit ein besonderes Spiel war." Die zweitmeisten Pflichtspiele seiner Karriere als Profi hatte Lottner für den jüngsten Gegner bestritten, für den FC lief er von 1998 an 174-mal in Pflichtspielen auf.
Barlemann führte das Team in seiner ruhigen Art unterdessen zurück zu den Basics. "Er hat noch einmal eine gewisse Leichtigkeit hereingebracht", so Leopold. "Wir wissen, was wir an ihm haben, er weiß genau, was er an uns hat. Er hat an den Abläufen gar nicht großartig etwas verändert. Ein paar taktische Dinge hat er auf dem Feld angepasst, in einer etwas anderen Grundordnung spielen lassen. Es hat sehr gut gepasst. Er ist sehr sachlich, weiß aber genau, wie er uns greifen kann."
"Nichts mehr zu verlieren"
Ehrlicherweise war mit dem Abrutschen auf Platz 10 und den weit in die Ferne gerückten Aufstiegsrängen gegen Köln der ganz große Druck weg. Leopold: "Wir hatten unterm Strich auch nichts mehr zu verlieren, dass muss man auch sagen. Das hat alles ein bisschen begünstigt. Trotzdem war es ein Super-Auftritt."
Angesichts der weiterhin Kapriolen schlagenden Liga und des unverändert offenen Aufstiegsrennens muss die Frage jedoch erlaubt sein: Gibt es jetzt wieder etwas zu gewinnen für 96? Platz 3 ist angesichts von vier Punkten Rückstand immer noch erreichbar. "Ich will keine Aufstiegsambitionen in den Raum werfen", sagt Leopold und lenkt den Blick auf das Restprogramm mit den Partien in Ulm, gegen Greuther Fürth und bei Hertha BSC. "Wir haben jetzt noch drei Spiele vor der Brust, sehr schwierige Spiele. Die gilt es einfach zu ziehen, um das Maximale herauszuholen."
Michael Richter