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Was bedeutet der Angriff für die Region?
Welche Folgen die nächtlichen Angriffe auf die gesamte Region haben werden, ist unklar. Die Sorge vor einer massiven Eskalation im Nahen Osten ist groß. Im vergangenen Jahr standen Israel und Iran bereits mehrfach am Rande eines offenen Kriegs. In Israel geht man Medienberichten zufolge davon aus, dass mögliche Kämpfe mit Iran sich über mindestens zwei Wochen ziehen könnten.
Iran dürfte Israel militärisch unterlegen sein. Allein dass die israelische Armee wiederholt in den iranischen Luftraum eindringen konnte, zeigt, dass die iranische Flugabwehr nicht besonders wirksam ist. Dennoch könnte die iranische Gegenreaktion auch Israel massiv schaden. Der Nahostgesandte der USA, Steve Witkoff, warnte, Iran sei durchaus in der Lage, in Israel massive Schäden anzurichten.
Airlines leiten zahlreiche Flüge um
Nach dem israelischen Angriff auf Iran haben Fluggesellschaften den Luftraum in der Region gemieden. Mehrere Airlines leiteten Flüge über Israel, Iran und Irak aus Sicherheitsgründen um oder strichen sie ganz, wie Daten von Flightradar24 am Freitag zeigten. In Israel wurde der Großflughafen Ben-Gurion in Tel Aviv bis auf Weiteres geschlossen. Die israelische Fluggesellschaft El Al setzte ihre Flüge von und nach Israel aus. Der iranische Luftraum wurde laut Staatsmedien ebenfalls geschlossen, ebenso wie der Jordaniens und der des Irak. Der Irak stellte zudem den Betrieb an seinen Flughäfen ein.
Die Fluggesellschaft Air India, die für ihre Europa- und Nordamerikaflüge Iran überfliegt, erklärte, mehrere Flüge seien umgeleitet worden oder zu ihrem Ausgangspunkt zurückgekehrt. In Dubai wurden mehrere ankommende Flüge umgeleitet. Die Billigfluggesellschaft Flydubai teilte mit, sie habe Flüge nach Amman, Beirut, Damaskus, nach Iran und Israel ausgesetzt. Zahlreiche andere Flüge seien gestrichen, umgeleitet oder zu ihren Abflughäfen zurückgekehrt. Qatar Airways strich am Freitag seine beiden geplanten Flüge in die syrische Hauptstadt Damaskus, wie Daten von Flightradar24 zeigen.
Auch die deutsche Fluggesellschaft Lufthansa hat mitgeteilt, dass sie alle Flüge von und nach Teheran wegen der groß angelegten israelischen Luftangriffe auf den Iran ausgesetzt hat. »Die Flüge der Lufthansa Group von und nach Teheran werden aufgrund der aktuellen Situation bis auf Weiteres ausgesetzt«, teilte das Unternehmen der Nachrichtenagenutr Reuters mit und fügte hinzu, dass es den Luftraum von Iran, Irak und Israel bis auf Weiteres meiden werde.
Leopold Pelizaeus
Newsdesk
Reaktionen aus der Welt
Nach dem israelischen Luftangriff auf Iran fallen die Reaktionen unterschiedlich aus. US-Präsident Donald Trump hofft, dass die Gespräche zu einem Atomabkommen mit Iran trotz der Angriffe weitergehen können.
US-Außenminister Marco Rubio betonte, dass man an den Angriffen nicht beteiligt gewesen sei. Derzeit sei die Priorität der USA der Schutz der eigenen Truppen in der Region.
Saudi-Arabien verurteilte die israelischen Angriffe auf iranische Atomanlagen scharf. Die Angriffe stellten eine klare Verletzung internationalen Rechts dar, hieß es in einer Mitteilung der saudi-arabischen Regierung.
Die Regierung des Oman bezeichnete die Angriffe laut der Nachrichtenagentur des Landes als »gefährliche und rücksichtslose Eskalation«, die eine eklatante Verletzung der Uno-Charta und des Völkerrechts darstelle. Zudem drohe das israelische Vorgehen, diplomatische Bemühungen zunichtezumachen. In Oman sollten Gespräche zum Atomabkommen zwischen den USA und Iran stattfinden.
Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate verurteilen Israels Angriff auf Iran aufs Schärfste. Katar sprach von einer »eklatanten Verletzung« der Souveränität und Sicherheit Irans. Die Vereinigten Emirate äußerten ihre tiefe Besorgnis über die Auswirkungen auf die Sicherheit in der Region.
Uno-Generalsekretär António Guterres fordert sowohl Israel als auch Iran zu äußerster Mäßigung auf. Es müsse um jeden Preis verhindert werden, dass die Lage in der Region in einen noch heftigeren Konflikt abgleite, erklärt Guterres laut einem Sprecher. Dies könne sich der Nahe Osten nicht leisten.
Von der chinesischen Botschaft in Iran hieß es, die Situation sei »ernst und komplex«. Die Botschaft rief chinesische Bürger im Land auf, die Sicherheitslage genau zu beachten.
Die USA drohten Iran für den Fall eines Scheiterns der Atomgespräche mit Iran mit einem militärischen Vorgehen. Iran drohte seinerseits mit Angriffen auf US-Stützpunkte im Nahen Osten. US-Präsident Donald Trump kündigte am Mittwoch an, US-Personal aus dem Nahen Osten abzuziehen, »weil es ein gefährlicher Ort sein könnte«.
Am Donnerstagmittag hatte Trump noch gesagt, dass man einer Einigung mit Teheran sehr nah sei. Solange er glaube, dass es ein Abkommen geben werde, lehne er einen israelischen Angriff ab – rund acht Stunden vor Bekanntwerden des israelischen Angriffs.
Das iranische Staatsfernsehen zeigte diese Bilder am frühen Freitagmorgen, nachdem Israel erklärt hatte, iranische Nuklearziele angegriffen zu haben: brennende Gebäude in Teheran.
Wie geht es mit den Atomgesprächen weiter?
Am Sonntag wollten die USA und Iran eigentlich ihre Atomgespräche in Maskat, der Hauptstadt des Golfstaats Oman, fortsetzen. Delegationen aus Washington und Teheran nahmen Mitte April Gespräche über eine neue Vereinbarung auf, die das von US-Präsident Trump während seiner ersten Amtszeit im Jahr 2018 aufgekündigte internationale Atomabkommen mit Iran ersetzen soll. Die ersten fünf Verhandlungsrunden blieben jedoch ohne Ergebnis.
Ob es zu den Gesprächen nun noch kommt, scheint ungewiss.
Iran meldet nach Angriff keine erhöhten Strahlenwerte an Atomanlage Natans
Neben den Angriffen in der iranischen Hauptstadt Teheran wurden laut Benjamin Netanyahu auch Atomanlagen des Landes getroffen – die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) nennt eine der wichtigsten iranischen Atomanlagen: Die Urananreicherungsanlage in Natans sei »unter den Zielen«, teilte IAEA-Chef Rafael Grossi mit. Das staatliche Fernsehen in Iran berichtete über Rauch an der Atomanlage.
Nach den israelischen Angriffen hat Iran keine erhöhten Strahlenwerte gemessen. »Die iranischen Behörden haben die IAEA darüber informiert, dass am Standort Natans kein Anstieg der Strahlenwerte beobachtet wurde«, erklärte IAEA-Cef Rafael Grossi auf der Plattform X.
Leopold Pelizaeus
Newsdesk
Trump: USA waren an Angriff nicht beteiligt
Die USA und Iran befanden sich mitten in Verhandlungen zu ihrem Atomprogramm. Iran sagte die nächste Gesprächsrunde mit den USA nun ab.
US-Präsident Donald Trump hofft laut einem Bericht des Senders Fox News trotz des israelischen Angriffs auf Iran auf eine Rückkehr zu Verhandlungen. »Iran darf keine Atombombe haben, und wir hoffen, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Wir werden sehen«, sagte Trump demnach in einem Telefoninterview. Im Falle iranischer Vergeltungsschläge seien die USA jedoch bereit, sich und Israel zu verteidigen.
Er sei vorab über den israelischen Angriff informiert worden, sagte Trump laut Fox News weiter. In den vergangenen Tagen habe er mehrmals mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu gesprochen und auch mindestens einen wichtigen Verbündeten im Nahen Osten kontaktiert, meldete der Sender weiter.
Die USA seien aber nicht in den Angriff einbezogen gewesen. Trump hatte Iran in den vergangenen Monaten mehrfach gewarnt, dass es ohne eine Einigung im Atomstreit zu einem Militäreinsatz kommen könnte.
Bei dem israelischen Militärschlag gegen Iran wurden laut der iranischen Nachrichtenagentur Tasnim auch führende Köpfe des iranischen Militärs getötet, darunter der Kommandeur der mächtigen Revolutionswächter, Hossein Salami, und Generalstabschef Mohammed Bagheri. Iran kündigte einen entschlossenen Gegenschlag an. Wegen der »regionalen Spannungen« in der gesamten Region sperrten der benachbarte Irak und Israels Nachbarland Jordanien ihren eigenen Luftraum.
Warum greift Israel gerade jetzt an?
Kurz nach Beginn der Luftschläge veröffentlichte die israelische Regierung eine gut siebenminütige Ansprache des Premierministers, auch auf Englisch. Es war Benjamin Netanyahu, wie ihn Israel und die Welt längst kennen: historisches Bewusstsein, bombastische Sprache, rechtschaffener Ton. Die Operation, die Israel gerade gestartet habe, heiße »Rising Lion«. Sie diene dazu, »die iranische Bedrohung für Israels Existenz zurückzudrängen«, sie werde »so viele Tage wie nötig« dauern.
Der Regierungschef schilderte Irans angebliche Fortschritte auf dem Weg zur Atombombe und nutzte dabei einen Nazivergleich: »Heute weigert sich der jüdische Staat, Opfer eines nuklearen Holocaust zu werden.« Auch Irans ballistische Raketen stellten eine enorme Gefahr dar, sagte Netanyahu.
Mehr dazu lesen Sie in einer ersten Analyse der Kollegen Cornelius Dieckmann, Christoph Giesen, Thore Schröder und Bernhard Zand.
Israel meldet iranischen Drohnenangriff
Guten Morgen liebe Leserinnen und Leser, Israel hat in der Nacht Irans Nuklearanlagen angegriffen und Anführer der Revolutionsgarden getötet. Die Attacke geht über frühere Eskalationen hinaus. Teheran kündigt Vergeltung an und hat einen Gegenangriff gestartet. Nach Angaben der israelischen Armee wurden rund 100 Drohnen auf israelisches Staatsgebiet abgefeuert. Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz rief für sein Land den Ausnahmezustand aus. Über alle Entwicklungen informieren wir Sie in diesem Liveblog.
Mit Material von Agenturen