Viele Angaben über den Kriegsverlauf wie Opferzahlen oder Details zu Kämpfen stammen von ukrainischen oder russischen Behörden und lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Für unseren Liveblog verwenden wir neben eigenen Recherchen Material der Nachrichtenagenturen dpa, Reuters, epd, KNA und Bloomberg.
Wichtige Updates
Ukraine und Russland tauschen kranke und verletzte Kriegsgefangene aus
Ukraine wehrt massiven russischen Luftangriff ab
Polen: Luftabwehreinsatz nach russischem Angriff auf Ukraine nahe Grenze
Litauens Präsident kritisiert Merz wegen Russland-Sanktionen
Insider: Vollständiger russischer Vergeltungsschlag steht noch aus
Ukraine meldet Drohnenangriffe auf Kiew und Odessa – mindestens zwei Tote
Erneut hat Russland die Ukraine in der Nacht mit massiven Drohnen- und Raketenangriffen überzogen. In der südukrainischen Hafenstadt Odessa starben Behördenangaben zufolge mindestens zwei Menschen, zudem gab es Verletzte. Bei heftigen Angriffen auf die Hauptstadt Kiew wurden ebenfalls vier Verletzte gemeldet. Dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenskij zufolge griff Russland in der Nacht mit 315 Kampfdrohnen sowie sieben Raketen an.
Nach Angaben eines dpa-Reporters war nachts starkes Flugabwehrfeuer über der Hauptstadt zu hören, über dem Zentrum zogen Rauchschwaden vorbei. Der ukrainischen Luftwaffe zufolge kamen auch ballistische Raketen zum Einsatz. Medienberichten zufolge waren in der Stadt Explosionen zu hören. Die Militärverwaltung meldete Schäden in mindestens drei von zehn Stadtbezirken.
Das Online-Portal des Kyiv Independent berichtete unter Berufung auf Behördenangaben ebenfalls von Verletzten. Bürgermeister Vitali Klitschko schrieb auf Telegram von brennenden Autos und herabfallenden Trümmerteilen auf das Gelände einer Schule.
In Odessa kamen infolge der Angriffe zudem zehn Menschen verletzt ins Krankenhaus, wie Bürgermeister Hennadij Truchanow mitteilte. Kyiv Independent berichtete, in der Stadt sei unter anderem eine Entbindungsklinik beschädigt worden.
Erneut Angriff mit Toten auf Charkiw gemeldet
Bei einem erneut heftigen russischen Drohnenangriff auf das ostukrainische Charkiw sind Medienberichten zufolge in der Nacht mindestens zwei Menschen getötet und Dutzende weitere verletzt worden. Unter den 37 Verletzten seien fünf Kinder, meldete das Portal Kyiv Independent unter Berufung auf Bürgermeister Ihor Terechow. Er berichtete von getroffenen Wohnhäusern und einem größeren Brand. Der Nachrichtenagentur RBK-Ukraine zufolge wurden auch Gebäude von Unternehmen beschädigt.
Erst vor wenigen Tagen war der bislang heftigste Angriff auf Charkiw seit Kriegsbeginn mit mehreren Toten und zahlreichen Verletzten gemeldet worden. Die nahe an der Grenze zu Russland gelegene Großstadt ist immer wieder Ziel russischer Angriffe. Moskau führt seit mehr als drei Jahren einen zerstörerischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.
Ukraine und Russland tauschen kranke und verletzte Kriegsgefangene aus
Die Ukraine und Russland haben eine weitere Gruppe von Kriegsgefangenen gemäß den Vereinbarungen von Istanbul ausgetauscht. Diese bestehe aus schwerkranken und schwerverletzten Soldaten aus russischer Gefangenschaft, wie der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij bei Telegram schrieb. Allen werde sofort medizinische Hilfe zuteil. Unter den Ausgetauschten seien Angehörige der Armee, der Nationalgarde, des Grenzschutzes und der Transportdienste. Bereits am Vortag waren kriegsgefangene Soldaten unter 25 Jahren ausgetauscht worden. Selenskij kündigte eine Fortsetzung der Austausche an.
Das russische Verteidigungsministerium bestätigte den Austausch an der belarussisch-ukrainischen Grenze. Die russischen Soldaten werden demzufolge nach einer medizinischen Untersuchung nach Russland gebracht. Über die Zahl der ausgetauschten Kriegsgefangenen machten beide Seiten keine Angaben.
Vergangene Woche hatten Russen und Ukrainer bei Verhandlungen in Istanbul die Rückkehr von mindestens jeweils 1000 Gefangenen vereinbart. Ebenso sollen mehrere Tausend Leichen gefallener Soldaten an die Gegenseite überstellt werden.
Merz wirft Russland „Terror gegen die Zivilbevölkerung“ vor
Bundeskanzler Friedrich Merz hat die jüngsten Angriffe Russlands auf die Ukraine als „Terror gegen die Zivilbevölkerung“ und „schwerste Kriegsverbrechen“ bezeichnet. „Russland hat mit zahlreichen Drohnen und Marschflugkörpern gezielt und rücksichtslos eben die Zivilbevölkerung attackiert“, sagte der CDU-Politiker nach einem Treffen mit dem niederländischen Ministerpräsidenten Dick Schoof in Berlin. Das sei „alles andere als eine verhältnismäßige Antwort auf die sehr präzisen ukrainischen Schläge“ gegen militärische Ziele in der vergangenen Woche.
„Russland wollte tatsächlich ein Blutbad anrichten“, betonte Merz. Dass das nur eingeschränkt gelungen sei, liege alleine an der wirkungsvollen ukrainischen Verteidigung. „Es zeigt sich einmal mehr: Russland eskaliert statt zu verhandeln.“ Die Bundesregierung werde daher weiter mit den Partnern dafür arbeiten, den Sanktionsdruck auf Russland zu erhöhen.
Ukraine und Russland tauschen junge Kriegsgefangene aus
Die beiden Kriegsparteien lassen erneut Kriegsgefangene der anderen Seite frei. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij schrieb bei X: „Unsere Leute sind zu Hause“. Der Austausch werde in mehreren Etappen stattfinden, teilte Selenskij weiter mit. Unter den Freigelassenen seien vor allem verwundete sowie junge Soldaten unter 25 Jahren. Details und Zahlen nennt der ukrainische Präsident nicht. Er verwies auf sensible Details, um die es bei den Verhandlungen mit Russland ginge. Der Austausch wurde bei den Gesprächen zwischen Russland und der Ukraine in Istanbul vereinbart.
Das Koordinierungshauptquartier für die Behandlung von Kriegsgefangenen der Ukraine teilte mit, dass unter den Kriegsgefangenen auch Verteidiger der Stadt Mariupol seien, die mehr als drei Jahre in russischer Gefangenschaft verbracht hätten.
Ukraine wehrt massiven russischen Luftangriff ab
Russland hat einen der größten Luftangriffe auf die Ukraine seit Beginn des Krieges gestartet. Die ukrainische Luftverteidigung meldet, Russland habe mit 479 Drohnen und 20 Raketen sowie Marschflugkörpern angegriffen. 465 Drohnen seien abgefangen worden, bis auf einen Marschflugkörper seien auch alle anderen Objekte unschädlich gemacht worden, heißt es aus Kiew. In der Hauptstadt sowie der westukrainischen Stadt Riwne gab es Explosionen, das Ausmaß der Schäden ist noch nicht klar. Ein Mensch soll verletzt worden sein.
Unter den abgefangenen Raketen sollen sich den Angaben zufolge auch vier Kinschal-Raketen befunden haben. Diese russische Überschallrakete ist für Luftabwehrsysteme schwierig auszurechnen.
Seit Tagen greift Russland massiv aus der Luft an, wohl als Reaktion auf den ukrainischen Schlag gegen die russische Luftwaffe, bei der viele russische Bomber beschädigt und zerstört wurden.
Ukraine meldet Drohnenangriff auf russischen Rüstungskomplex
Die Ukraine hat in der russischen Stadt Tscheboksary eine Rüstungsfabrik angegriffen. Der ukrainische Generalstab meldet, man habe den Komplex mit mehreren Drohnen beschossen, dabei habe es schwere Explosionen gegeben. Die örtlichen Behörden melden, zwei Drohnen seien in den Komplex „gestürzt“. Videos, die in den sozialen Medien kursieren, zeigen eine Rauchsäule über der Stadt, sowie Drohnen, die in die Anlage fliegen.
In der Fabrik wird den Angaben aus Kiew zufolge Elektronik hergestellt, die für die Navigation von Kampfdrohnen, Gleitbomben und anderen lenkfähigen Waffen verwendet wird. Die Stadt Tscheboksary ist die Hauptstadt der Teilrepublik Tschuwaschien und liegt etwa 600 Kilometer östlich von Moskau.
Korrekturhinweis: In einer früheren Version hieß es, Tscheboksary liege westlich von Moskau. Tatsächlich liegt es östlich der russischen Hauptstadt.
Polen: Luftabwehreinsatz nach russischem Angriff auf Ukraine nahe Grenze
Nach einem russischen Luftangriff auf die Westukraine nahe der Grenze zu Polen ist die Luftabwehr des Landes und seiner Verbündeten im Einsatz. "Die ergriffenen Maßnahmen zielen darauf ab, die Sicherheit in den an die gefährdeten Gebiete angrenzenden Regionen zu gewährleisten", schreibt das polnische Militär auf X. Auch Kiew wurde erneut von Russland angegriffen. Wie die Militärverwaltung der ukrainischen Hauptstadt auf Telegram mitteilte, war auch dort die Luftabwehr im Einsatz.
Massive Drohnenangriffe auf Kiew
Die ukrainische Hauptstadt ist am späten Abend erneut Ziel massiver russischer Drohnenangriffe geworden. Die Flugabwehr sei aktiv gewesen, berichteten die ukrainische Luftwaffe sowie die regionale Militärverwaltung. Angesichts der bereits zuvor gesichteten Drohnenschwärme war schon frühzeitig Luftalarm ausgelöst worden. Über eventuelle Schäden oder Opfer der Angriffe lagen zunächst keine Informationen vor.
Neben Kiew wurde auch in einer Reihe anderer Gebiete der Ukraine Luftalarm ausgelöst, darunter für Sumy, Tschernihiw, Poltawa, Charkiw und Dnipropetrowsk.
Litauens Präsident kritisiert Merz wegen Russland-Sanktionen
Der litauische Präsident Gitanas Nausėda hat kritisiert, dass auf die jüngsten Sanktionsdrohungen gegen Russland keine Maßnahmen folgten. Auf die Frage, ob Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) damit die Glaubwürdigkeit Europas untergraben habe, sagte Nausėda der Bild am Sonntag: „Auf jeden Fall. Das ist ein Problem. Und das betrifft nicht nur die Glaubwürdigkeit unserer Sanktionen, sondern die Glaubwürdigkeit all unserer Maßnahmen gegenüber Russland und unserer Unterstützung für die Ukraine.“
Merz hatte nach einem Kiew-Besuch gemeinsam mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, dem britischen Premier Keir Starmer und dem polnischen Regierungschef Donald Tusk Russland ultimativ aufgefordert, einem 30-tägigen Waffenstillstand zuzustimmen. Für den Fall einer Weigerung drohten sie mit Sanktionen. Russland ließ die Frist verstreichen – und es folgten keine neuen Sanktionen.
„Wir haben schon oft angekündigt, dass wir die Ukraine unterstützen und Kampfflugzeuge, Langstreckenraketen und Munition liefern werden. Aber wir sind nicht in der Lage, diese Versprechen auch einzuhalten“, kritisierte Nausėda. Die Ukrainer bräuchten die Ausrüstung und Munition jetzt, nicht morgen.
Die bisherigen Sanktionen gegen Russland bewertete er als nicht entschlossen genug.
Insider: Vollständiger russischer Vergeltungsschlag steht noch aus
Insidern zufolge ist Putins angedrohter Vergeltungsschlag gegen die Ukraine noch nicht wirklich erfolgt. Der Zeitpunkt der vollständigen russischen Reaktion sei unklar, werde aber innerhalb weniger Tage erwartet, sagte ein US-Regierungsmitarbeiter gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Der Angriff werde wahrscheinlich verschiedene Arten von Luftwaffen umfassen, darunter Raketen und Drohnen, erklärt ein weiterer. Man rechne mit Angriffen auf symbolträchtige ukrainische Ziele wie Regierungsgebäude, um Kiew ein klares Signal zu senden. Der Angriff werde laut Insider „gewaltig, brutal und unerbittlich sein".
Russland hat die Ukraine in den letzten Tagen massiv mit Drohnen und Marschflugkörpern attackiert – und dabei von einem Vergeltungsschlag gesprochen. Die jüngsten ukrainischen Angriffe auf russisches Gebiet trafen unter anderem die russische Luftwaffe, diverse Langstreckenbomber wurden zerstört.
Russland hat nach den schwersten Luftangriffen seit Kriegsbeginn auf die ostukrainische Stadt Charkiw laut Behörden am frühen Abend erneut Gleitbomben im Stadtzentrum abgeworfen. Eine 30 Jahre alte Frau sei getötet worden, teilte Militärgouverneur Oleh Synjehubow bei Telegram mit. Am Abend sei auch ein 62 Jahre alter Mann im Krankenhaus an seinen Verletzungen gestorben, sagte er. Es gab auch mehr als 40 Verletzte, wie Präsident Wolodimir Selenskij mitteilte. „Das macht militärisch keinen Sinn. Reiner Terrorismus“, sagte Selenskij. Er forderte in seiner abendlichen Videobotschaft mehr internationalen Sanktionsdruck auf Russland, den Krieg zu beenden.
Gefangenenaustausch verzögert? Ukraine weist russische Vorwürfe zurück
Die Ukraine hält nach eigenen Angaben an dem mit Russland vereinbarten Austausch von Gefangenen und an der geplanten Übernahme von etwa 6000 toten Soldaten fest. Die Umsetzung der Vereinbarungen könne „in den kommenden Tagen“ erfolgen, teilte der ukrainische Koordinierungsstab in Kiew mit. Zugleich wies der Stab russische Vorwürfe zurück, der Austausch der Gefangenen und die Übernahme der Leichen würden verzögert. Russland habe vielmehr – ohne Einigung auf einen Termin – selbst die Übergabe der Toten festgelegt.
Der russische Verhandlungsführer Wladimir Medinski hatte zuvor erklärt, dass Moskaus Vertreter am Übergabepunkt stünden und die ukrainischen Vertreter fehlten. Die russische Seite warte mit 1212 tiefgefrorenen Leichen in Kühlschränken, behauptete Medinski auf Telegram. Auch die anderen Überreste seien auf dem Weg.
In seiner Mitteilung warf der ukrainische Stab der russischen Seite schmutzige Spielchen vor und forderte, zu einer konstruktiven Arbeit zurückzukehren.
Der Koordinierungsstab erklärte auch, seine Liste für den Gefangenenaustausch der russischen Seite übergeben zu haben – gemäß der Vereinbarung, Soldaten unter 25 Jahre sowie Schwerkranke und Verletzte auszutauschen. Nach russischen Angaben sollen es auf jeder Seite 1200 Gefangene sein. Der Stab in Kiew beklagte, dass Moskau Listen übergeben habe, die nicht der Vereinbarung entsprächen.
Ukraine und Russland melden gegenseitige Drohnenangriffe
Die Ukraine ist in der Nacht nach Angaben ihres Militärs mit insgesamt 206 Drohnen, zwei ballistischen sowie sieben anderen Raketen angegriffen worden. Die Luftabwehr habe von den Drohnen 87 abgeschossen. 80 weitere seien Attrappen ohne Sprengköpfe gewesen oder verschwunden – was in der Regel bedeutet, dass sie durch elektronische Störmanöver abgelenkt wurden. Zehn Orte seien getroffen worden. Was mit den übrigen Geschossen passiert ist, ist bisher unklar.
Russland meldete in der Nacht seinerseits Angriffe. Das Verteidigungsministerium in Moskau teilte mit, die russische Luftabwehr habe innerhalb von achteinhalb Stunden 82 ukrainische Drohnen abgefangen. Einige hätten sich über Moskau und Umgebung befunden. Die meisten Drohnen seien am Freitagnachmittag und -abend über Gebieten nahe der ukrainischen Grenze oder in Zentralrussland zerstört worden. Laut einer separaten Meldung des Moskauer Bürgermeisters Sergej Sobjanin auf Telegram wurden sechs Drohnen beim Anflug auf die russische Hauptstadt abgeschossen. Im Moskauer Gebiet seien durch Trümmer abgeschossener Drohnen zwei Menschen verletzt worden, hieß es aus der Hauptstadt.
Heftige russische Luftangriffe auf Charkiw
Bei massiven russischen Luftangriffen auf die ostukrainische Stadt Charkiw hat es in der Nacht und am Morgen Behörden zufolge mehrere Opfer gegeben. Bürgermeister Ihor Terechow schrieb auf Telegram von drei Toten. 21 Menschen seien verletzt worden, darunter ein Säugling und ein 14-jähriges Mädchen.
An verschiedenen Orten in der zweitgrößten Stadt des Landes schlugen nach ukrainischen Angaben 53 Drohnen, vier Gleitbomben und eine Rakete ein. Infolge der Angriffe, die am frühen Morgen andauerten, seien mehrere Brände ausgebrochen.
„Charkiw erlebt derzeit den stärksten Angriff seit Beginn des Krieges. In den letzten anderthalb Stunden waren mindestens 40 Explosionen in der Stadt zu hören“, erklärte Terechow. Es seien 18 Wohnblöcke und 13 Privathäuser beschädigt worden. Auf Bildern waren schwere Zerstörungen an den Gebäuden zu sehen – mit vielen unbewohnbaren Wohnungen.