Fast wieder Freunde: Boris Pistorius kauft die Amerikaner glücklich

vor 4 Stunden 1

Das mit dem Gastgeschenk, das an die persönliche Verbindung zu Deutschland erinnert, hat er sich beim Chef abgeschaut. Kanzler Friedrich Merz brachte Donald Trump die Geburtsurkunde seines Opas Friedrich Trump aus der Pfalz mit. Nun gab es von Verteidigungsminister Boris Pistorius für seinen Amtskollegen einen Bierhumpen samt Bildband aus Grafenwöhr, wo Pete Hegseth als US-Soldat stationiert war.

Wieder scheint die Geste ihre Wirkung nicht verfehlt zu haben. Ein „fruchtbarer Austausch“ und ein „freundliches Gespräch“ soll es gewesen sein „mit Pete“, berichtet Pistorius im Anschluss an das Treffen am späten Montagabend deutscher Zeit im Pentagon. Weil das zu Beginn von Donald Trumps zweiter Amtszeit alles noch anders klang, betont der Minister, man habe sich seither „eine angenehme Gesprächsatmosphäre erarbeitet“.

Damit ist nicht zuletzt die schwierige innenpolitische Operation gemeint, die Verteidigungsausgaben per Verfassungsänderung von der Schuldenbremse auszunehmen. Es beeindruckte auch Hegseth, der anfangs den „Schmarotzer“-Vorwurf in der Sicherheitspolitik erhob, dass „sogar Deutschland“ so viel ausgibt.

Hegseths Dank für die „unglaubliche Unterstützung“

Mit der Bundesrepublik scheint Hegseth – der am selben Tag die Beförderung eines Marineoffiziers zurücknahm, weil auf einem Flugzeugträger unter seinem Kommando abends eine Travestieshow stattfand – offenbar kein Problem mehr zu haben. Er lobte Pistorius für die Stationierung der Bundeswehr-Brigade in Litauen und dankte für die „unglaubliche Unterstützung“, die US-Soldaten in Deutschland erführen.

Die US-Soldaten sollen auch bleiben, zumindest diejenigen mit Aufgaben, die die Bundeswehr nicht selbst erfüllen kann. Und wo doch reduziert wird, wenn die US-Armee im Herbst ihre weltweite Aufstellung überprüft und Richtung China verlagert, will man das dem deutschen Minister zufolge miteinander abstimmen. Es soll in Europa nicht zu militärischen Lücken kommen: „Wir sind transparent miteinander.“

Das ist die neue Linie der Vereinigten Staaten.

Boris Pistorius dazu, dass Deutschland US-Waffen für die Ukraine kauft

Das ist für Deutschland so wichtig wie Hegseths Zusage, dass Amerikas atomarer Schutzschirm über Europa aufgespannt bleibt. Und auch in der Ukraine-Politik sind die USA politisch wieder näher an die alten Verbündeten herangerückt, da es aus amerikanischen Beständen neue Waffenlieferungen für Kiew gibt – vorausgesetzt, die Europäer zahlen. „Das“, so Pistorius, „ist die neue Linie der Vereinigten Staaten“.

Beim Geld hört die Freundschaft in diesem Fall aber nicht auf. Es macht in diesem Fall die Beziehung wieder einfacher. „Die Nato muss europäischer werden, damit sie transatlantisch bleiben kann“, lautet die Formel, die Pistorius für diese Entwicklung verwendet. Will heißen, dass die USA nur mit einer neuen militärischen Lastenteilung langfristig an Bord bleiben.

Das hat für die Trump-Administration auch den Vorteil, dass jetzt insbesondere mit Deutschland, das laut diesem und dem vorherigen Bundeskanzler die stärkste konventionelle Armee Europas aufbauen will, lukrative Geschäfte möglich sind. Boris Pistorius kauft auch bei diesem Besuch die Amerikaner glücklich.

Viele teure Anschaffungen in Amerika

Da sind die zum einen die zwei Milliarden Euro, die Deutschland für zwei Patriot-Raketenabwehrsysteme überweisen wird, die für den Schutz ukrainischer Städte bestimmt sind. Zu den laufenden milliardenschweren Bestellungen für die Bundeswehr, die F35-Kampfjets und Chinook-Transporthubschrauber umfassen, gesellt sich nun ein neues spektakuläres Rüstungsgeschäft.

Mit dem Pentagon hinter sich kündigte Pistorius an, dass die Bundesregierung auch sogenannte Abstandswaffen in den USA zu kaufen plant. Hegseths Team wurde ein Schreiben übergeben, in dem um ein Angebot für Abschussrampen vom Typ Typhon gebeten wird, die Tomahawk-Raketen abfeuern können.

Die haben eine Reichweite von etwa 2000 Kilometern und dienen vor allem der Abschreckung, weil sie einen angreifenden Gegner in seinem Hinterland treffen können. „Es geht nicht darum, sie einzusetzen, sondern zu zeigen, dass sie da sind“, sagte Pistorius – nicht ohne den Kauf damit zu begründen, dass Europa bisher gar nicht über ein Waffensystem entsprechender Reichweite verfügt.

Das ist auch der Grund, warum schon Merz-Vorgänger Olaf Scholz die in der russischen Exklave Kaliningrad stationierten Raketen als so großes Risiko für Deutschland sah, dass er mit Trumps Vorgänger Joe Biden vor einem Jahr die Entsendung ebendieser Waffen nach Deutschland vereinbarte. Er wollte so die Zeit bis zur Entwicklung eines europäischen Systems überbrücken.

Ob es mit der neuen Administration in Washington dabei bleiben würde, war ebenfalls eins der zentralen Anliegen von Pistorius bei seinem Besuch. Auch diese Zusage gab es, zumindest äußerte sich der Minister „sehr zuversichtlich“, freilich nur für eine begrenzte Zahl von Jahren. Nicht lange genug, bis das deutsch-britische Projekt fertig ist.

Für diese weitere Überbrückungsphase ist die neue Anfrage an Hegseth gedacht. Jetzt, wo Deutsche und Amerikaner fast wieder Freunde sind und gute Geschäftspartner, dürfte auch das positiv beantwortet werden.

Gesamten Artikel lesen