Brennendes Tankschiff »Annika« erreicht Hafen von Rostock

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Das auf der Ostsee vor Mecklenburg-Vorpommern in Brand geratene Tankschiff »Annika« hat Rostock-Warnemünde erreicht. Auf dem Weg in den Rostocker Überseehafen wurde es in der Nacht zu Samstag in Warnemünde an den Molenköpfen vorbei geschleppt. Dem Deutschem Havariekommando zufolge wollen die Einsatzkräfte die Löscharbeiten im Hafen von Land aus fortsetzen.

Das Feuer war am Freitagmorgen zwischen Rostock-Warnemünde und Kühlungsborn ausgebrochen, etwa auf Höhe des Ostseebades Heiligendamm. Der Brand entstand nach Angaben des Havariekommandos wahrscheinlich in einem Raum, in dem Farben- und Lacke gelagert werden (Seeleute sprechen von der »Farbenlast« oder dem »Paintlocker«). Der schwarze Rauch war bis zur etwa 4,5 Kilometer entfernten Küste zu sehen.

Die Havarie löste einen Großeinsatz von Einsatzkräften aus. Drei Löschschiffe bekämpften über mehrere Stunden den Brand von außen. Am Freitagnachmittag gingen Feuerwehrleute an Bord der »Annika« und erkundeten die Lage. Die Ladung der 73 Meter langen »Annika« besteht nach Angaben des Havariekommandos aus etwa 640 Tonnen Öl.

Bisher keine Gewässerverunreinigung

Der zwölf Meter breite Tanker, der unter anderem große Schiffe mit Treibstoff versorgen kann, war den Angaben zufolge auf dem Weg von Rostock nach Travemünde. Nach früheren Angaben des Schweriner Umweltministeriums ist bisher keine Gewässerverunreinigung entstanden.

Gegenüber der Nachrichtenagentur dpa sprach Umweltminister Till Backhaus (SPD) jedoch von einer sehr dynamischen Lage. Er verfolge die Ereignisse mit Sorge. »Ich bin froh, dass die Besatzung schnell evakuiert werden konnte«, sagte Backhaus.

Oliver Zielinski, Direktor des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung Warnemünde, beobachtet den Brand ebenfalls. Gegenüber dem SPIEGEL zeigte er sich vorsichtig optimistisch: »Nach allem, was wir bisher wissen, ist das Schlimmste verhindert worden.« Havariert ein Öltanker, ist die Gefahr einer Umweltkatastrophe groß. »Ein Liter Öl reicht aus, um eine Million Liter Wasser zu verschmutzen«, so Zielinski.

Am frühen Freitagnachmittag entschied das Havariekommando dann, das weiterhin brennende Tankschiff in den Rostocker Seehafen zu schleppen und die Löscharbeiten dort fortzusetzen. Einsatzkräfte der Feuerwehr Rostock und Kiel seien an Bord des Schiffes gewesen, um die Lage zu bewerten, hieß es. Der Zustand des Schiffes werde weiterhin von Nautikern beobachtet und derzeit als stabil bewertet. Den Angaben zufolge brennt weiterhin der Maschinenraum.

Ein Sprecher des Havariekommandos sagte dem SPIEGEL, das Feuer sei soweit unter Kontrolle, dass es sich nicht weiter ausbreite. Gelöscht sei es aber noch nicht.

Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger hat die sieben Besatzungsmitglieder in Sicherheit und an Land gebracht. Das Havariekommando teilte am Freitagabend mit, die Verletzten seien aus dem Krankenhaus entlassen worden. Sie würden durch Fachkräfte der Deutschen Seemannsmission und bei Bedarf psychosozial betreut.

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