Apple scheint sich einmal mehr für den Einkauf eines großen Sprachmodells (Large Language Model, LLM) zur Integration in Siri zu interessieren, das nicht von dem Konzern selbst stammt. Nach Spekulationen aus dem Juli, der iPhone-Hersteller könne sich aus dem Anthropic-Regal bedienen, heißt es nun in einem Bloomberg-Bericht, dass Verhandlungen mit Google laufen – wenn auch "frühe". Demnach könnte Gemini dazu dienen, die lange erwartete LLM-Siri umzusetzen, die nicht vor kommendem Jahr erwartet wird. Apple verliert unterdessen immer mehr Mitarbeiter im eigenen KI-Team.
Chatbot plus Sprachassistentin gleich nicht so einfach
LLM-Siri heißt, dass die Sprachassistentin deutlich gesprächiger werden soll, also auch tiefere Dialoge zulässt. Das wäre mehr, als Apple aktuell offiziell plant: Angekündigt ist bislang nur eine kontextsensitive Siri, die auf alle iPhone-Daten des Nutzers zugreifen kann und zusätzlich erstmals auch Apps bedient und den Bildschirm ausliest. Eine LLM-Siri würde Chatbot-Fähigkeiten mit den üblichen Assistenzfunktionen verbinden, etwa fürs smarte Heim, Alarme oder das Anhören von Musik und Podcasts. Technisch simpel ist das keineswegs, wie man an Amazons Alexa+ sehen kann. Das komme, wie etwa die New York Times schreibt, einer Gehirntransplantation gleich und führt teilweise zu Nutzerverwirrung, weil Dinge gänzlich anders laufen als in der rigiden Befehlsstruktur alter Assistenzsysteme.
Laut Bloomberg erwägt Apple nun, mehr seines KI-Systems an Dritte outzusourcen. Google soll von Cupertino selbst abgesprochen worden sein, so informierte Personen. Daraufhin hat der Suchmaschinenriese begonnen, ein Modell zu trainieren, das auf Apples Servern laufen könne. Es werde aber noch mindestens "Wochen" dauern, bis eine Entscheidung vorliegt, ob Apple von internen Modellen zu einem Partner wechselt. Weder Google noch Apple kommentierten den Bericht. Apple soll intern zuletzt sein erstes Modell mit einer Billion Parametern testen – momentan haben die Apple-Modelle nur maximal 150 Milliarden Parameter.
"Linwood" vs. "Glenwood"
Neben den Gesprächen mit Google liefen auch Diskussionen mit Anthropic (wie erwähnt) sowie OpenAI. Dort ist man mit ChatGPT längst Partner, Apple will demnächst GPT-5 in die iOS-, iPadOS- und macOS-Betriebssystem integrieren. Dabei können Nutzer auswählen, ob Anfragen direkt an OpenAI gehen, dies lässt sich aber auch standardmäßig abdrehen. Apple hatte sein KI-Team massiv umgebaut und den Vision-Pro-Chef Mike Rockwell ins Team geholt. KI-Boss John Giannandrea, der übrigens einst von Google kam, wurde dadurch teilweise entmachtet. Doch Rockwell scheint es nicht zu gelingen, die Probleme in den Griff zu bekommen – zumindest nicht bei den Mitarbeiterabgängen.
Diverse Personen, inklusive der Leitungsebene des Apple-Foundation-Models-Teams, wanderten aufgrund extrem hoher Verdienstmöglichkeiten zu Meta ab. Die LLM-Siri soll verschiedene Codenamen tragen: "Linwood" heißt eine Variante mit Apples Modell und "Glenwood" eine, die externe Technik verwendet. Anthropic soll lange Apples Lieblingskandidat gewesen sein, doch verlangte das KI-Start-up mit seinem Modell Claude offenbar zu viel Geld. Deshalb suchte Apple nach Ersatz. Google ist längst langjähriger Suchpartner Apples und spült dem Konzern Jahr für Jahr 20 Milliarden US-Dollar in die Kasse. Allerdings läuft derzeit in den USA ein Kartellverfahren, das diesen Deal stoppen könnte.
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(bsc)