Vor dem Derby in Altona: Der HSV II muss schnell erwachsen werden

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Nach dem für zweite Mannschaften üblichen Umbruch fremdeln viele Spieler des Hamburger SV II noch mit der Spielweise im Erwachsenenbereich. Umso wichtiger für Trainer Lukas Anderer, dass er Levin Öztunali in seinen Reihen hat.

 Die U 21 des Hamburger SV (weiß) verlor bislang sechs ihrer acht Regionalliga-Spiele.

Probleme mit rustikaler Spielweise: Die U 21 des Hamburger SV (weiß) verlor bislang sechs ihrer acht Regionalliga-Spiele. IMAGO/Lobeca

Es ist gerade nicht ganz einfach, HSV-Fan zu sein - sogar inklusive des Amateurbereichs: Drei der ersten vier Mannschaften von der Bundes- bis Bezirksliga sind Vorletzter, die gerade abgestiegene Dritte in der Landesliga sogar punktlos Letzter. Bei der U 21 in der Regionalliga Nord überrascht die Entwicklung der vergangenen Wochen allerdings.

Anfang August war die Welt noch in Ordnung: Der HSV II brillierte bei einem internationalen Turnier in Frankreich, besiegte sogar das Nachwuchs-Team von Paris Saint-Germain und belegte den dritten Rang. Doch das war eben noch Jugend-Fußball, genauso wie beim 0:0 zum Regionalliga-Auftakt gegen Hannover 96 II. Im Herrenbereich sind die HSV-Youngster noch nicht angekommen. In den übrigen sieben Partien ging es ausschließlich gegen gestandene Mannschaften, davon fünf aus Niedersachsen, wo es eher rustikal zur Sache geht. Heraus sprangen sechs Niederlagen und das 2:0 bei Drochtersen/Assel, als die Hausherren 90 Minuten auf das HSV-Tor rannten und zweimal ausgekontert wurden.

"Wir tun uns schwer, eigene Chancen zu kreieren und bekommen auf der Gegenseite nach individuellen Fehlern zu leicht die Gegentore. An diesen Dingen arbeiten wir mit unserer jungen Mannschaft, um sie besser zu machen und wieder Punkte einzufahren. Das ist ein Prozess, von dem wir trotz der aktuellen Rückschläge nach wie vor überzeugt sind", kommentierte Trainer Lukas Anderer auf der vereinseigenen Internetseite das jüngste 1:4 bei Aufsteiger HSC Hannover. Es war die fünfte Pleite in Folge bei 3:18-Toren.

Wir merken, dass wir den anderen Mannschaften in vielen Dingen hinterher sind. Das gehört aber auch dazu, wenn man sich mit einer jungen Mannschaft an den Regionalliga-Fußball gewöhnen muss.

HSV-Trainer Lukas Anderer

Im Sommer gingen 15 Spieler, 15 neue kamen - so weit normal. Doch beim Blick auf den Vorjahreskader war der Substanzverlust wohl größer als erwartet: Regionalliga-Torschützenkönig Omar Sillah hat bei Greuther Fürth schon drei Profi-Einsätze, Jesse Kilo ist mit Ilves Tampere Zweiter der finnischen Liga, kam viermal zum Einsatz, darunter einmal in der Conference-League-Qualifikation, Ex-Kapitän Milad Nejad kommt bei Wehen Wiesbaden auf fünf Drittligaspiele plus den DFB-Pokal-Auftritt gegen Bayern München, Ware Pakia stand viermal in der Startelf beim Drittligisten Jahn Regensburg, und selbst der beim HSV noch unter dem Radar laufende Tjark Hildebrandt fehlte keine Minute im Trikot des Regionalliga-Tabellenzweiten TSV Steinbach Haiger. Diese Lücken konnten die zehn Neuzugänge aus der U 19, darunter acht aus dem eigenen Nachwuchs, bislang nicht schließen.

Hinzu kommt das Verletzungspech: Abwehrchef und Kapitän Lukas Bornschein sowie U-17-Weltmeister Bilal Yalcinkaya kamen nur im Auftaktspiel zum Einsatz. "Wir merken, dass wir den anderen Mannschaften in vielen Dingen hinterher sind. Das gehört aber auch dazu, wenn man sich mit einer jungen Mannschaft an den Regionalliga-Fußball gewöhnen muss. Für viele Jungs ist es die erste Saison in dieser Liga", sagte Anderer.

Deswegen kam Levin Öztunali, eigentlich nur als verlängerter Arm im Training eingeplant, inzwischen auch in den Punktspielen schon sechsmal als ältere Stütze zum Einsatz. Die Talente sollten schnell auch von ihm lernen. Weitere Hoffnung bietet der Spielplan: Es warten drei direkte Duelle gegen Abstiegskonkurrenten, beginnend mit dem Derby bei Aufsteiger Altona 93 (Freitag, 19 Uhr). In den bisherigen zehn Regionalliga-Duellen gab es neun Siege und ein Unentschieden. Und ganz zur Not könnte im Winter ja die A-Jugend rettend eingreifen: Die steht nicht im Keller, sondern auf Platz eins der Bundesliga-Vorrunde.

Harry Borchardt

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