Volkswagen: VW-Personalvorstand Gunnar Kilian muss Posten räumen

vor 8 Stunden 1

Bei der Volkswagen AG sollen bis 2030 35.000 Stellen wegfallen, etwa ein Viertel der Belegschaft. Einer muss jetzt schon seinen Posten räumen: VW-Personalchef Gunnar Kilian verlässt Europas größten Autobauer. Das teilte Volkswagen mit . Kilian scheidet aus dem Konzernvorstand aus, VW-Markenchef Thomas Schäfer übernimmt kommissarisch die Aufgaben für den Bereich Personal. Die Entscheidung sei am Freitag im Aufsichtsrat gefasst worden, heißt es in der Pressemitteilung: »Grund dafür sind unterschiedliche Vorstellungen bei der Steuerung von Beteiligungsgesellschaften.«

»Gunnar Kilian hat in den letzten Jahren einen maßgeblichen Anteil an der Transformationsarbeit des Konzerns gehabt. Er hat den Personalbereich zukunftsfähig aufgestellt sowie die Neuausrichtung des Nutzfahrzeuggeschäfts an entscheidender Stelle mit verantwortet«, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Hans Dieter Pötsch. Und auch der Vorstandsvorsitzende Oliver Blume dankte Kilian: »Mit seinen tiefen Kenntnissen über den Konzern und seine Strukturen hat Gunnar Kilian wichtige Stellhebel für eine erfolgreiche Zukunft des Konzerns bewegt«. Bleiben darf Kilian trotzdem nicht.

»Grundsätzliche Differenzen bei zentralen Themen des Konzerns«

Für Kilians Ausscheiden gibt es nach SPIEGEL-Informationen drei Gründe. Zum einen hat sich die Arbeitnehmerseite von Kilian, der dem früheren Betriebsratsboss Bernd Osterloh noch als Pressesprecher gedient hatte, entfremdet.

Aus den Meinungsverschiedenheiten machte der Betriebsrat am heutigen Freitag keinen Hehl: Kurz nachdem der VW-Aufsichtsrat die Trennung von Kilian beschlossen hatte, verteilten die Arbeitnehmer eine Extra-Ausgabe ihrer Zeitung »Mitbestimmen!«.

Darin heißt es, es habe »grundsätzliche Differenzen bei zentralen Themen des Konzerns« gegeben. Ausschlaggebend für die Arbeitnehmerseite sei »die generelle Überzeugung, dass Kilian der Rückhalt für eine nahende Vertragsverlängerung fehlt«. Kilians Vertrag läuft nach Angaben aus Unternehmenskreisen im Dezember 2026 aus.

Vor allem halten die Arbeitnehmer dem scheidenden Personalchef vor, dass VW 2024 mehrere Tarifverträge mit der IG Metall gekündigt hat. Gunnar Kilians Name werde »immer mit dem Aufkündigen unserer Tariffamilie im vergangenen Jahr verbunden sein«, sagte Betriebsratschefin Daniela Cavallo. »Wir haben das damals nicht ohne Grund einen historischen Tabubruch genannt.«

Zu den weiteren Ursachen für die Trennung zählen nach Angaben aus VW-Kreisen unterschiedliche Auffassungen über mögliche Verkäufe von Unternehmensteilen. Der Konzern habe die Veräußerung einzelner Tochterfirmen in Erwägung gezogen, die für Kilian sakrosankt waren. Solche Schritte hält der Konzern jedoch für nötig: Bei VW herrsche ein riesiger Kapitalbedarf, um Investitionen in Zukunftstechnologien zu stemmen, heißt es.

Drittens sollen die sieben Jahre seiner Amtszeit bei Kilian Spuren hinterlassen haben. In diese Zeit fielen die Aufarbeitung der Dieselaffäre, harte Auseinandersetzungen mit dem damaligen Konzernchef Herbert Diess, die Coronakrise und zuletzt der Konflikt mit dem Betriebsrat um einen massiven Personalabbau.

Kilian, ursprünglich gelernter Zeitungsredakteur, galt bei VW als einer der einflussreichsten Strippenzieher. Nach dem Rauswurf des früheren VW-Konzernchefs Matthias Müller wechselte er mit Unterstützung seines Förderers Osterloh vom Betriebsrat in den Konzernvorstand. Ihm wurden immer wieder Ambitionen nachgesagt, einmal einen Chefposten zu übernehmen, etwa bei einer Tochtermarke.

Vorruhestand und Abfindungen bei VW

Zuletzt hatte ein großer Personalabbau bei VW für Aufsehen gesorgt. Unternehmen und Gewerkschaft hatten sich im Dezember nach langem Ringen auf ein Sanierungsprogramm für die Kernmarke VW geeinigt. Bis 2030 soll fast ein Viertel der 130.000 Arbeitsplätze in Deutschland wegfallen.

Betriebsbedingte Kündigungen wurden dabei ausgeschlossen, der Abbau soll vor allem über Vorruhestand und Abfindungen erfolgen. Der Konzern hat dafür die Altersteilzeit noch einmal ausgeweitet und bietet daneben Abfindungen für Jüngere an, die freiwillig ausscheiden. Wie solche Abfindungen aussehen, lesen Sie hier .

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