Urlaub: Von Buchungsfehlern und Lebensreisen – Newsletter »Gute Reise«

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Sielmann war schuld an meiner Serengeti-Sehnsucht. Als Kind liebte ich keine Fernsehsendung mehr als »Expeditionen ins Tierreich«. Wenn die Dokuserie lief, durfte ich länger aufbleiben. Ich staunte über die Stars der Sendungen, von Affe bis Zebra, und legte mich fest: Eines Tages wollte ich selbst nach Afrika. Auf Safari und mit dem Fernglas wilde Tiere beobachten.

Es dauerte noch gut 25 Jahre, aber dann stand ich da, inmitten der Steppe, mit einem Ranger, meinem Partner und Tausenden Gnus.

 Einmalig? Einmal im Leben? Oder einfach: ein Traum?

Safarireise durch die Serengeti: Einmalig? Einmal im Leben? Oder einfach: ein Traum?

Foto: EyeEm Mobile / Getty Images

Wir waren zuvor aus Deutschland nach Daressalam geflogen, hatten dort eine tansanische Freundin besucht und unter Palmen am Strand gelegen. Dann den ruckeligen Überlandbus genommen, elf Stunden Richtung Norden. In Arusha, dem Tor zu Kilimandscharo und Serengeti, hatten wir unseren Guide Maluta getroffen und zusammen seinen Jeep mit Essen vollgeladen. Nach und nach klapperten wir die Händler seines Vertrauens ab: kauften ein Huhn und verstauten es in einer Styroporbox (»Das grillen wir als Erstes, sonst wird’s schlecht«), außerdem Obst und Gemüse, Kaffee- und Milchpulver, Reis und Brot. Große Wasserkanister füllte Maluta randvoll.

Schon diesen Einkauf werde ich nie vergessen. Vorräte heranschaffen für den lang ersehnten Trip – für mich war das eine einzige Verheißung.

Und der Trip, für den ich lange gespart hatte, der ging so: Sechs Tage lang düsten wir mit Maluta durch die Savanne, vorbei an Akazien und Baobabgiganten, den ikonischen Affenbrotbäumen. Wir beobachteten Löwen beim Fressen, Elefanten beim Duschen und einen Leoparden beim Schlafen (auf einem dicken Ast). Wir selbst schliefen in Zelten unter sternenklarem Funkelhimmel, hörten nachts Hyänen heulen und Elefanten durch das Gebüsch hinter uns trampeln. Einmal – wir hatten unser Lager auf dem Rand des Ngorongorokraters aufgeschlagen – waren wir morgens umringt von einer Horde Zebras.

Es war wohl das, was man auf Englisch ein »Once in a Lifetime«-Erlebnis nennt. Es gibt, finde ich, im Deutschen keine gute Entsprechung für diesen Begriff. »Einmal im Leben« kann man so eine Reise zwar unternehmen, aber irgendwie klingt das spröde. »Einmalig« als Übersetzung trifft es auch nicht. Ist nicht jede Reise – egal ob nah oder fern – »einmalig«?

Gelohnt hat sich mein Trip in die Serengeti nicht nur, weil ich mir einen lange gehegten Wunsch erfüllt habe: einmal die Ohren eines Löwen inmitten von trockenem Gestrüpp erspähen; einmal Giraffen im Galopp laufen sehen; erkennen, dass das da hinten kein großer Stein ist, der sich bewegt, sondern ein Nashorn in freier Wildbahn. Von unschätzbarem Wert war die Reise, weil es diesmal nicht Heinz Sielmann war, der mir so viel über Tansanias Tierwelt erzählte, sondern Maluta, der Guide. Seine Verehrung für alles Leben in der Savanne hat mich tief beeindruckt.

USA, Fiji oder Finistère in der Bretagne – welchen Reisetraum haben Sie sich bereits erfüllt? Finden Sie, es hat sich gelohnt? Schreiben Sie uns an: reise.leserpost@spiegel.de . Betreff: »Reiseträume«. Nach Rücksprache würden wir von Ihren Erlebnissen gern auf SPIEGEL.de erzählen.

Tipps fürs Buchen und Texte übers Losziehen

Diese Woche empfehlen wir Ihnen Texte, die sich darum drehen, wie – und warum – aus einer Sehnsucht eine Reise wird:

 Eine Urlaubsunterkunft lässt sich nach vielen Kriterien auswählen – das Lost Lindberg etwa wirbt mit Ökosiegel

Hotel auf Bali: Eine Urlaubsunterkunft lässt sich nach vielen Kriterien auswählen – das Lost Lindberg etwa wirbt mit Ökosiegel

Foto:

Jack Johns & Robert Rieger

Hingucker – das Bilderrätsel

Noch dürfte es an diesem hübschen Strand eher ruhig zugehen, schließlich haben wir erst Mai. Aber das Meer wird jetzt wärmer und wärmer, das Baden hier entsprechend empfehlenswert – und überhaupt ist die Insel, zu der dieser vorgelagerte Felshaufen gehört, ein großartiges Reiseziel im Frühling. Wissen Sie, wo das ist? Die richtige Antwort finden Sie am Ende des Newsletters.

Ein Bild zum Rätseln

Ein Bild zum Rätseln

Foto: bloodua / iStockphoto / Getty Images

Reisebüro – eine Frage, eine Antwort

Oft werden meine Kolleginnen und ich um Rat gebeten: Ist es im Sommer zu heiß zum Wandern in den Pyrenäen? Jetzt in die USA – oder lieber nicht? Auch Ihnen helfen wir gern weiter. Schreiben Sie uns Ihre Reisefrage an: reise.leserpost@spiegel.de . Betreff: »Reisebüro«

Ihre Frage: »Mein Mann und ich möchten drei Monate lang durch Kanada reisen – von West nach Ost. Wir möchten nicht fliegen, sondern auf dem Weg nach Toronto oder Montreal etwas sehen. Haben Sie Ideen dafür? Und ist es sehr anstrengend, so eine lange Strecke mit dem Auto oder Wohnmobil zurückzulegen?« Leserin Kira Appelt

Unsere Antwort: »So ein Roadtrip muss nicht anstrengend sein, wenn man ihn abwechslungsreich plant und auch entspannende Stopps einbaut wie zum Beispiel Campen am See in einem Provincial Park«, sagt Kanadakennerin Laura Kaiser. Die Reisebuchautorin hat das nordamerikanische Land monatelang mit dem Auto erkundet und schreibt gerade an einem Roadtrip-Guide.

Sie sagt: Auf dem Abschnitt zwischen Vancouver und Calgary könne man nicht viel falsch machen. »Erst ist da diese fantastische Küstenlandschaft rund um Vancouver Island. Hinter der Stadt beginnen dann die Berge, und man fährt direkt durch die Rocky Mountains in Richtung Osten. Vom Trans-Canada-Highway aus sieht man ein Highlight nach dem anderen.«

 Die Gegend rund um Drumheller ist einen Abstecher wert

Faszinierende Gesteinsformationen: Die Gegend rund um Drumheller ist einen Abstecher wert

Foto: Barrett & MacKay / SuperStock / IMAGO

Dann, in der Provinz Alberta, beginne die Prärie und damit der für die Planung vielleicht herausforderndere Teil. Immerhin betrage die Strecke von Calgary bis Toronto 3400 Kilometer. Welche Abstecher sich von der Hauptroute lohnen, verrät Kanadaexpertin Kaiser hier:

  • Gestreifte Gesteinsflanken, bizarre Felsformationen und trockene Flusstäler, die Coulées genannt werden: »Die Badlands bei Drumheller sind eine faszinierende Hügellandschaft«, sagt Kaiser. Außerdem sei die Gegend berühmt für Dinosaurierfunde. Sehenswert: das Royal Tyrrell Museum of Palaeontology . Nach eigenen Angaben ist es Kanadas einziges Museum, das sich ausschließlich damit befasst, »die prähistorische Zeit zum Leben zu erwecken«.

  • In der sich dann östlich anschließenden Provinz, Saskatchewan, können Reisende mit Glück Bisons beobachten. Also auf in den Grasslands National Park !

  • Auch wenn Kanada für seine Natur berühmt ist und die meisten Menschen anzieht, weil sie sich nach Wald, Bergen und Weite sehnen: »Überrascht hat mich die Stadt Winnipeg«, sagt Laura Kaiser. »Es gibt tolle Museen wie das Manitoba Museum  oder das Canadian Museum for Human Rights , das sich mit der Entstehung und Entwicklung der Menschenrechte befasst – und sowohl inhaltlich als auch architektonisch spannend ist.« Es liegt gleich neben einem Park, an dem der Assiniboine River und der Red River zusammenfließen. »Hier kann man Bootstouren machen und zum Essen in den Food Court des The Forks Market  gehen.«

Hier gibt es Futter – für Kopf und Bauch

Gute Bücher und gutes Essen machen satt und glücklich. An dieser Stelle haben wir zweierlei für Sie:

 Warum nicht einfach loslaufen?

Küstenwanderweg nahe Cadgwith in Cornwall: Warum nicht einfach loslaufen?

Foto: Martin Siepmann / Westend61 / Getty Images

Für den Kopf: Meine Kollegin Antje Blinda empfiehlt Ihnen ein Reisebuch, das Großbritanniens schönste Randaspekte beschreibt: »Küstenpfade« von Elise Downing:

»Beim Lesen der ersten Seiten hätte ich nicht geglaubt, dass Elise Downing ihren Traum nach zehn Monaten wirklich vollenden würde – obwohl das Buch darüber ja gerade vor mir lag: 8000 Kilometer weit rund um Großbritannien zu laufen. Und mit ›laufen‹ ist joggen, rennen, wetzen gemeint, nicht wandern. Das Auf und Ab des Southwest Coast Trail in Cornwall, am westlichsten Ende der britischen Insel, hatte mich schon in gemütlichstem Gehtempo ins Schwitzen gebracht.

Als die Britin ihren Plan schmiedete, war sie Anfang 20. Sie hatte gerade die Uni beendet, steckte noch in einer unglücklichen Beziehung und hatte mit Laufen nicht viel im Sinn. Zelten, Navigieren, die richtige Kleidung und Ernährung – alles war neu für sie. Im November, zur ungünstigsten Jahreszeit für so einen Outdoortrip, lief sie in London los gen Ostküste.

Downings Buch ›Küstenpfade‹, das zuerst 2021 und jetzt auf Deutsch erschienen ist, dreht sich meist weniger um Landschaften oder Historisches. Sondern um den Kampf mit dem Körper, den inneren Schweinehund und um die Menschen, die die Autorin traf. Mit dabei: britischer Humor, Selbstironie – und Pragmatismus. ›Wenn man immer erst wartet, bis man sich zu 100 Prozent bereit fühlt, kommt man am Ende wahrscheinlich überhaupt nicht vom Fleck‹, ist eine von Downings Erkenntnissen. Kurz gesagt: Warum nicht einfach loslaufen?«

Für den Bauch: In der kommenden Woche wird die ganze Welt nach Rom blicken, wo 133 im Vatikan verschanzte Kardinäle dazu aufgerufen sind, einen neuen Papst  zu wählen.

Wir schicken Sie bereits heute gedanklich in Italiens Hauptstadt und servieren Ihnen hier das Rezept für Fettuccine Alfredo – ein Klassiker und ganz einfach zu machen, wenn man den Trick für die Soße kennt. Unsere Kochkolumnistin Verena Lugert verrät Ihnen, wie das geht. Spoiler: Vergessen Sie die Sahne!

Das war was – Reisepannen, die in Erinnerung bleiben

Mehr noch als den schönsten Sonnenuntergang behält man oft im Kopf, was im Urlaub gründlich danebenging. Welche »Das darf doch wohl nicht wahr sein«-Situation hatten Sie unterwegs zu meistern? Schreiben Sie uns an: reise.leserpost@spiegel.de . Betreff: »Reisepannen«. Einige Ihrer Antworten möchten wir nach Rücksprache gern veröffentlichen.

 »Ewig in Erinnerung«

Metropolitan Opera: »Ewig in Erinnerung«

Foto: imagebroker / IMAGO

»Einmal im Leben die New Yorker Philharmoniker live hören! Das Guggenheim und Metropolitan Museum besuchen – und eine Oper in der berühmten Met ansehen! Anlässlich unseres jeweils 60. Geburtstags reisten meine Frau und ich für vier Wochen nach New York City. Ewig in Erinnerung bleiben wird uns von dem Trip unser Opernbesuch.

Wir hatten uns die große Rossini-Oper ›Wilhelm Tell‹ ausgesucht. Nach drei Akten vertraten wir uns in der Pause die Beine. Als der Gong ertönte, nahmen wir wieder unsere Plätze ein. Die Pause zog sich jedoch hin, wurde immer länger, bis ein Mann auf der Bühne erschien und dem Publikum mitteilte, dass die Vorstellung abgebrochen würde. Alle sollten gehen, das Haus müsse geräumt werden.

Vereinzelt gab es ›I want my money back!‹-Rufe, doch die vielen Besucher – und wir – verließen ruhig das Gebäude. Draußen sahen wir dann Polizei- und Krankenwagen mit eingeschaltetem Blaulicht. Stunden später erfuhren wir im Internet die Gründe für den Abbruch der Vorstellung: Jemand hatte weißes Pulver in den Orchestergraben geschüttet und einen Antiterroreinsatz ausgelöst. Wir hätten die Möglichkeit gehabt, die Oper ein paar Tage später noch einmal anzusehen, kostenlos. Leider war unser Urlaub da schon zu Ende.«

Heinz Seipel, Seligenstadt

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende. Und falls Sie den Brückentag für einen Kurztrip nutzen: Gute Reise!

Ihre Julia Stanek

*Auflösung des Bilderrätsels: Das Foto zeigt eine Insel, die durch die HBO-Serie »The White Lotus« berühmt geworden ist: Isola Bella. Eine Sandbank verbindet sie mit dem Strand von Mazzarò, der zu Taormina gehört.

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