In der Türkei hat die Inflation nach offiziellen Angaben weiter an Tempo verloren. In den Bereichen Bildung und Wohnen stiegen die Preise aber dennoch um fast 80 Prozent.
5. Mai 2025, 13:28 Uhr Quelle: ZEIT ONLINE, AFP, Reuters, ak
Die Inflationsrate ist in der Türkei im April nach offiziellen Angaben weiter gesunken. Wie aus Daten des
türkischen Statistikamtes Tüik hervorging, lag sie bei 37,9 Prozent und damit so niedrig, wie seit dreieinhalb Jahren nicht. Im März waren es demnach noch 38,1 Prozent
gewesen.
Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem Rückgang von 38,0 Prozent gerechnet. Kritiker zweifeln aber an den Zahlen. Die Forschergruppe Enag geht davon aus, dass die Inflationsrate im April bei 73,8 Prozent lag.
Inflationsrate bei Bildung und Wohnen über 70 Prozent
Im Bereich Bildung lag die Inflationsrate mit bei 79,2 Prozent demnach
besonders hoch, auch Wohnkosten zogen mit 74 Prozent besonders
stark an. In Hotels, Cafés und Restaurants mussten fast 42 Prozent mehr bezahlt
werden, für die Gesundheitsversorgung 41,9 Prozent. Für Lebensmittel und alkoholfreie Getränke mussten die
Verbraucher im April gut 36 Prozent mehr bezahlen als vor einem Jahr.
Seit rund fünf Jahren liegt die offizielle Inflationsrate der Türkei im zweistelligen Bereich. Ende 2022 erreichte sie nach offiziellen Angaben mit 85 Prozent ihren Höhepunkt, sank dann wieder, erreichte aber im Mai 2024 mit 73,5 Prozent eine weitere Spitze. Seitdem geht sie offenbar schrittweise zurück.
Türkische Lira auf tiefstem Stand seit Jahren
Zuletzt war die Landeswährung Lira in diesem Jahr auf den niedrigsten Stand seit fast dreieinhalb Jahren gesunken. Daraufhin hatte die türkische Zentralbank Mitte April ihren Leitzins von 42,5 auf 46,0 Prozent angehoben. Zuvor hatte Staatschef Recep Tayyip Erdogan eine striktere Geldpolitik trotz enormer Inflationsraten und entgegen der gängigen Lehrmeinung lange Zeit abgelehnt.
Auslöser für den Kursrutsch war die Festnahme des Istanbuler Bürgermeisters Ekrem İmamoğlu, der als wichtigster politischer Herausforderer von Präsident Recep Tayyip Erdogan gilt. Der Kursverlust könnte viele Importe verteuern. Die rohstoffarme Türkei ist auf Einfuhren angewiesen, die auf den Weltmärkten in harten Devisen wie Dollar bezahlt werden müssen.