Laut den UN wurden seit vergangenem Sonntag Zehntausende Menschen im Süden Syriens vertrieben. Außenminister Wadephul rief die Regierung zum Schutz von Minderheiten auf.
19. Juli 2025, 0:09 Uhr Quelle: DIE ZEIT, AFP, Reuters, lp
Durch die jüngsten Kämpfe im Süden Syriens sind nach Angaben der Vereinten Nationen fast 80.000 Menschen vertrieben worden. Die Wasser- und Stromversorgung in der betroffenen Region Suweida sei zudem zusammengebrochen. Ein Mangel an Treibstoff behindere Evakuierungen.
Am Freitag kam es nach Angaben von Aktivisten erneut zu Kämpfen zwischen Gruppen, die von der islamistischen syrischen Regierung unterstützt werden, und Drusen. Nach Angaben der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden durch die jüngsten Kämpfe um die Stadt Suweida fast 600 Menschen getötet.
Außenminister Johann Wadephul (CDU) bezeichnete die Situation in Suweida als "hoch besorgniserregend". Er rief die syrische Übergangsregierung dazu auf, Minderheiten wie die Drusen zu schützen. Wadephul hatte sich mit seinem französischen Kollegen Jean-Noël Barrot in Paris getroffen. Beide Minister hatten laut Wadephul gemeinsam ihren syrischen Amtskollegen kontaktiert und einen besseren Schutz der Bevölkerung angemahnt.
Zuletzt hatte zudem der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, die syrische Übergangsregierung kritisiert. Die Regierung solle Verantwortung für die Menschenrechtsverletzungen in Suweida übernehmen und für Gerechtigkeit sorgen.
Syrische Regierung verkündet Truppenabzug
In der Provinz Suweida hatten am vergangenen Sonntag Gefechte zwischen Kämpfern der islamischen Minderheit der Drusen und sunnitischen Beduinen begonnen. Beide Volksgruppen sind bereits seit Längerem verfeindet. Die Übergangsregierung in Damaskus entsandte am Montag Truppen in das Gebiet im Süden des Landes.
Nach der Verkündung einer Waffenruhe am Mittwoch verkündete die Regierung am Donnerstag den Abzug ihrer Truppen. Am Freitag versammelten sich weitere Kämpfer verschiedener syrischer Stämmen in Dörfern nahe der Provinzhauptstadt Suweida, um die Beduinen zu unterstützen.
US-Konzerne wollen Energieinfrastruktur wiederaufbauen
Indes wollen mehrere US-Konzerne einem Firmenchef zufolge einen Masterplan zum Wiederaufbau der syrischen Energieversorgung erstellen. Dieser umfasse die Öl-, Erdgas- und Strombranche des Landes, sagte der CEO von Argent LNG, Jonathan Bass. Ziel sei es, die durch den 14-jährigen Bürgerkrieg zerstörte Energieinfrastruktur wiederaufzubauen. Zunächst sollen die Pläne in den von der syrischen Regierung kontrollierten Gebieten westlich des Flusses Euphrat umgesetzt werden. Der Vorstoß erfolgt, nachdem US-Präsident Donald Trump Ende Juni die Sanktionen gegen Syrien aufgehoben hatte.
Der syrische Stromsektor ist nach 14 Jahren Bürgerkrieg schwer beschädigt. Die Stromerzeugung beträgt noch 1,6 Gigawatt, verglichen mit 9,5 Gigawatt vor dem Jahr 2011. In Deutschland lag die installierte Leistung 2024 dem Datenanbieter Statista zufolge bei etwa 249 Gigawatt. Für die Instandsetzung des Sektors sind in Syrien Investitionen in Milliardenhöhe erforderlich.
Der Osten Syriens, wo ein Großteil des Öls gefördert wird, wird weiter von den Syrischen Demokratischen Kräften (SDF) kontrolliert. Die von den USA unterstützte Gruppe wird von Kurden geführt.