Mit Claus Peymann ist einer der größten deutschen Theatermacher gestorben. Ein Nachruf auf den Regisseur, den Intendanten, die Radikalfigur, den Gesprächspartner
17. Juli 2025, 8:18 Uhr
Wenn Menschen ausgelassener Stimmung sind, sagen sie gern: Ich könnte die ganze Welt umarmen. Bei Claus Peymann war die Sache ein wenig anders. Wenn er guter Laune war, hätte er die ganze Welt ohrfeigen können. Und er war oft guter Laune. Lag ein Konflikt in der Luft, zog er ihn an sich, spitzte ihn zu – und badete nicht ohne Genuss die Folgen aus.
Als Intendant in Stuttgart wurde er gewissermaßen zum Staatsfeind Nummer eins ausgerufen. Er ließ damals zu, dass ans Schwarze Brett des Theaters ein Spendenaufruf geheftet wurde, der dazu aufforderte, den Zahnersatz der in Stammheim einsitzenden Gudrun Ensslin zu finanzieren. Er selbst, sagte Peymann später, habe ebenfalls gespendet, um zu zeigen, dass auch Terroristen Menschen seien. Woraufhin anonyme Briefschreiben ihn vernichten und "vergasen" lassen wollten.