Der SV Werder Bremen geht mit einer gehörigen Portion Stolz in das Pokalfinale gegen den FC Bayern. Schließlich hat die Mannschaft von Thomas Horsch schon jetzt Historisches geschafft. Doch Lina Hausicke und Co. sind noch nicht fertig.

Mit Fokus ins Pokalfinale: Werder-Coach Thomas Horsch und Kapitänin Lina Hausicke. IMAGO/Passion2Press
Vor dem ersten Pokalfinale der Vereinsgeschichte ist die Ausgangslage des SV Werder Bremen klar: "Natürlich wissen wir ganz genau, dass Bayern Favorit und wir die Underdogs sind", unterstrich Trainer Thomas Horsch auf Nachfrage - doch so treten er und seine Mannschaft vorab nicht auf. "Wir sind näher rangekommen und hatten schon enge Spiele gegen diese Top-Mannschaften. Daraus entwickelt sich der Glaube an unsere Chance."
Als Beispiel dient den Bremerinnen der Hinspiel-Sieg in der Liga bei Eintracht Frankfurt (1:0). "Dort haben wir mit einem guten Plan, einer überragenden Torhüterin und einem Tor des Monats gewonnen. So könnte es morgen gehen und deswegen sind wir nicht chancenlos."
Der Ansatz: "So, wie es der HSV gemacht hat"
Schließlich mussten die Bremerinnen im Halbfinale beim Zweitligisten Hamburger SV vor ausverkauftem Haus selbst spüren, dass der Außenseiter immer eine Chance hat - auch wenn letztlich zehn Bremerinnen das Spiel in der Verlängerung doch noch für sich entschieden (3:1). "Wir müssen, so wie es der HSV auch gemacht hat, von der ersten Minute einfach da sein. Wir haben keine Zeit, irgendetwas liegenzulassen oder herzuschenken. Dafür ist der Gegner zu stark und hat zu viel Qualität", forderte Horsch, der kürzlich mit Sharon Beck und Juliane Wirtz, von derer "enormen Ruhe" die Mannschaft profitieren könne, zwei zuletzt verletzte Spielerinnen wieder im Kader begrüßen durfte, aber unter anderem auf Saskia Matheis (Gelb-Rot) verzichten muss.
Vorschau auf das Pokalfinale
Auch bei Kapitänin Lina Hausicke ist eine schwere Verletzung noch nicht allzu lange her - und steht in Verbindung zum Rhein-Energie-Stadion in Köln, das am Donnerstag (16 Uhr, LIVE! bei kicker) bereits beim dritten Pokalfinale der Frauen in Folge ausverkauft sein wird - 45.146 Zuschauer werden erwartet. Hausicke riss sich im Februar 2024 das Kreuzband. Das erste Spiel, das sie verpasste: Ein Auswärtsspiel im großen Stadion beim 1. FC Köln. "Umso besonderer ist es, dass ich jetzt dabei sein darf und nach der langen Zeit mich zurückkämpfen konnte. Ich will das morgen genießen und freue mich sehr, dass ich mein Spiel in Köln jetzt bestreiten darf", blickte die 27-Jährige voraus.
2010 auf der Tribüne, 2025 auf dem Rasen
Es ist aber nicht der einzige Kreis, der sich für die Mittelfeldspielerin am Donnerstag schließt. "2010, als Duisburg gegen den FF USV Jena im Pokalfinale gespielt hat, da habe ich mich, da ich ja aus der Region Jena komme und dort gespielt habe, mit meiner Oma auf den Weg gemacht nach Köln, um das Spiel zu sehen", erinnerte sie sich an die 0:1-Niederlage Jenas. "Ich weiß, dass es damals schon sehr besonders war, die Atmosphäre hat mich sehr begeistert und da war es für mich undenkbar, dass ich mal selbst im Finale stehen darf." Und so schließt sich ein weiterer Kreis "von der kleinen Lina, zu der erwachsenen Kapitänin von Werder Bremen".
Auch bei dem Coach, der den Verein im Sommer verlässt, überwiegt die Vorfreude der Anspannung. "Es geht hier nicht um mich, es geht um die Mannschaft und den Verein. Wir haben eine riesige Chance und sind froh, dass wir uns dieses Highlight in der Saison noch erarbeitet haben, weil wir uns sonst im positiven Sinne im Niemandsland der Tabelle bewegen", sagte Horsch. "Daher hat dieses Pokal-Highlight mit dem Halbfinale in Hamburg alles überstrahlt und Gedanken über Abschiede und die Zukunft mache ich mir, wenn das letzte Spiel gespielt wurde."
Rathausempfang unabhängig vom Ausgang
So oder so ist der Trainer schon jetzt "mega stolz" auf die Mannschaft, die sich dieses Highlight erspielt hat - und das nächste wird die Bremerinnen unabhängig vom Ausgang der Partie schon bald erwarten. Die Stadt Bremen will die Pokalheldinnen im Rathaus empfangen. "Das ist eine große Ehre für uns und da sieht man auch, wie diese Mannschaft Bremen repräsentiert und wie sie in Bremen wahrgenommen wird", freute sich Horsch. "Egal ob wir gewinnen oder verlieren, wir werden auf jeden Fall ins Rathaus gehen. Aber idealerweise bringen wir den Pokal mit."
Dennis Zaremba