Nahost: Gesundheitsministerium im Gazastreifen meldet 51 Tote in 24 Stunden

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 Palästinenser suchen nach Überlebenden inmitten der Trümmer eines bei israelischen Luftangriffen zerstörten Gebäudes.
© Abdel Kareem Hana/​AP/​dpa

Israels Angriffe im Gazastreifen dauern an. Dem von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministerium zufolge wurden seit Kriegsbeginn 52.243 Menschen getötet. Das Liveblog

Aktualisiert am 28. April 2025, 2:21 Uhr

Vera Sprothen

Israels Regierungschef fordert Aus für Irans Atomprogramm

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat in einer Rede in Jerusalem erneut das vollständige Ende des iranischen Atomprogramms gefordert. Sollten die USA ein neues Atomabkommen mit dem Iran aushandeln, müsse zudem Irans Aufrüstung mit Raketen verhindert werden. "Ein echtes Abkommen, das funktioniert, ist ein Abkommen, das Irans Fähigkeit zur Anreicherung von Uran für Atomwaffen entfernt", betonte Netanjahu. "Der Iran wird keine Atomwaffen haben."

Die USA und der Iran führen seit Wochen unter Vermittlung des Oman Gespräche über ein neues Atomabkommen, nachdem US-Präsident Donald Trump in seiner ersten Amtszeit 2018 ein von den USA und weiteren westlichen Staaten geschlossenes Abkommen mit dem Iran einseitig aufgekündigt hatte.

Lesen Sie, warum Benjamin Netanjahu bei den Atomverhandlungen wenig Mitsprache hat.

Lennart Jerke

Gesundheitsministerium im Gazastreifen meldet 51 Tote in 24 Stunden

Dem von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministerium im Gazastreifen zufolge sind binnen 24 Stunden die Leichen von 51 Palästinenserinnen und Palästinensern in Krankenhäuser des Gebiets eingeliefert worden. Darunter seien auch Tote, die nach früheren Angriffen aus den Trümmern zerstörter Gebäude geborgen worden seien.

Zuletzt seien mehrere Menschen bei Angriffen auf ein Zelt in der südlichen Stadt Chan Junis und in der zentralen Stadt Deir al-Balah getötet worden, wie verschiedene Krankenhäuser in der Region mitteilten. Nach jüngsten Angaben des Gesundheitsministeriums wurden im Gazastreifen seit Kriegsbeginn 52.243 Menschen getötet, davon mehr als 2.150 allein seit Israels Wiederaufnahme der Kämpfe im März. 

Veronika Völlinger

Luftangriff in Beirut zielt laut Israel auf Hisbollah-Raketen

Die israelische Luftwaffe hat nach Angaben eines Militärsprechers ein Gebäude in einem Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut angegriffen. Dort seien Präzisionsraketen der proiranischen Hisbollah-Miliz gelagert gewesen, hieß es. Die Lagerung von Raketen dort stelle einen eklatanten Verstoß gegen die Vereinbarungen zwischen Israel und dem Libanon dar, so der Sprecher. 

Dem Luftangriff war eine israelische Warnung in arabischer Sprache an die Bevölkerung in dem Angriffsgebiet vorausgegangen. Nach ersten libanesischen Angaben kamen bei dem Angriff keine Menschen ums Leben. Es sei aber großer Sachschaden entstanden. Das israelische Militär berichtete ebenfalls von der Tötung eines Hisbollah-Funktionärs im Südlibanon bei einem Drohnenangriff. 

Isabelle Daniel

Israelische Armee fordert Evakuierung mehrerer Gebäude im Süden Beiruts

Die israelische Armee hat Zivilisten im Vorort Hadath von Beirut aufgefordert, ein bestimmtes Gebiet "umgehend" zu verlassen. Armeesprecher Avichay Adraee veröffentlichte unter einem arabischsprachigen Beitrag auf X eine Karte, auf der ein Gebäude rot markiert ist. Dazu schrieb er: "An alle, die sich in dem rot markierten Gebäude oder den benachbarten Gebäuden befinden: Sie befinden sich in der Nähe von Einrichtungen der Hisbollah." Er forderte die Menschen auf, diese Gebäude sofort zu verlassen und sich mindestens 300 Meter von ihnen zu entfernen. 

Isabelle Daniel

Huthis starten erneut Raketenangriff auf Israel

Im Süden Israels hat es in der Nacht erneut Raketenalarm gegeben. Grund war eine aus dem Jemen abgefeuerte Rakete, die nach Angaben des israelischen Militärs abgefangen wurde. Bereits in der vorherigen Nacht hatte die jemenitische Huthi-Miliz eine Rakete auf Israel abgefeuert.

Auch zu dem jüngsten Angriff bekannten sich die Huthis. Ziel sei der Luftwaffenstützpunkt Nevatim in der Wüste Negev gewesen, teilte ein Sprecher mit. 

Susanne Ködel

Hamas angeblich offen für längerfristigen Waffenstillstand – aber keine Entwaffnung

Die Hamas hat sich offen gegenüber einem mehrjährigen Waffenstillstand mit Israel im Gazastreifen gezeigt. Eine Entwaffnung lehnt die Terrororganisation jedoch weiterhin ab, wie ein Hamas-Vertreter bei Gesprächen mit Vermittlern in Ägypten angab. Aus dem Umkreis der verhandelnden Parteien heißt es, die islamistische Palästinenserorganisation würde unter Bedingungen einem fünf- bis siebenjährigen Waffenstillstand zustimmen.

Dazu fordert sie Israel auf, den Krieg zu beenden und den Wiederaufbau des Gazastreifens zu ermöglichen. Auch alle von Israel inhaftierten Palästinenser und alle von der Hamas entführten Geiseln sollen demnach freigelassen werden. "Die Idee eines Waffenstillstands oder dessen Dauer wird von uns nicht abgelehnt, und wir sind bereit, darüber im Rahmen von Verhandlungen zu diskutieren", sagte Taher al-Nono, ein Berater der Hamas-Führung.

Damit signalisiert die Terrororganisation erstmals eindeutig ihre Bereitschaft für einen längeren Waffenstillstand. Mit der Weigerung, die Waffen niederzulegen, schließt die Hamas laut Al-Nono jedoch eine zentrale Forderung Israels aus, das die Entmilitarisierung von Gaza fordert.

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Bastian Hartig

Hamas führt nach eigenen Angaben Gespräche mit Ägypten zu Gaza

Laut Hamas-Angaben führt die islamistische Palästinenserorganisation am Samstag in Kairo Gespräche mit ägyptischen Vermittlern über eine Waffenruhe im Gazastreifen. Dabei soll es um eine "Vision der Hamas für ein Ende des Krieges" gehen, sagte ein hochrangiger Hamas-Vertreter der Nachrichtenagentur AFP. Die Waffen der Islamisten stünden dabei nicht zur Debatte, hieß es. 

Konstantin Zimmermann

Israelische Armee ruft zu Evakuierung mehrerer Gebiete auf 

Für drei Gebiete im nördlichen Gazastreifen hat das israelische Militär eine Warnung herausgegeben. Die Bewohner sollten sich in Richtung Gaza-Stadt begeben, teilte Armeesprecher Avichay Adraee auf der Plattform X mit. Es handele sich um eine "Frühwarnung vor einem Angriff"

Konstantin Zimmermann

21 Tote bei israelischen Angriffen im südlichen Gazastreifen 

Bei israelischen Luftangriffen auf zwei Häuser im südlichen Gazastreifen sind nach Angaben einer örtlichen Klinik 21 Menschen ums Leben gekommen. Getroffen worden seien die Häuser zweier Familien in Chan Junis, wie Mitarbeiter des örtlichen Nasser-Krankenhauses berichteten. Das israelische Militär äußerte sich nicht zu dem Vorfall.

Leon Ginzel

UN-Ernährungsprogramm im Gazastreifen ohne Vorräte

Die Lebensmittelvorräte des Welternährungsprogramms (WFP) sind nach eigener Aussage aufgebraucht. "Heute hat das WFP seine letzten Lebensmittelvorräte an Suppenküchen im Gazastreifen geliefert", teilte die UN-Organisation mit.

Die Suppenküchen sind laut WFP für die Menschen in Gaza die einzige zuverlässige Nahrungsquelle. Die Küchen würden die Hälfte der Bevölkerung im Gazastreifen erreichen und seien überlebenswichtig.

Israel blockiert seit Anfang März den Zugang von humanitärer Hilfe in den Gazastreifen. Seit über sieben Wochen seien keine humanitären oder kommerziellen Lieferungen mehr in den Gazastreifen gelangt, sagte das WFP. "Dies ist die längste Schließung, die der Gazastreifen je erlebt hat." Die Organisation forderte alle Parteien auf, die sofortige Einfuhr von Hilfsgütern nach Gaza zu ermöglichen. Mehr als 116.000 Tonnen Ernährungshilfe stünden bereit.

Mathias Peer

Mossad-Chef verhandelt laut Zeitungsbericht in Katar über Geiseln

Der Leiter des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad ist Medienberichten zufolge zu Verhandlungen über die Freilassung der im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln nach Katar gereist. David Barnea werde dort mit Ministerpräsident Mohammed bin Abdulrahman Al Thani zusammenkommen, berichtete die Zeitung Jerusalem Post. Katar vermittelt gemeinsam mit Ägypten in den indirekten Gesprächen zwischen Israel und der islamistischen Hamas über eine neue Waffenruhe und die Freilassung der im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln.

Die israelische Regierung will zehn Geiseln im Austausch für eine 45-tägige Feuerpause freibekommen. Die islamistische Hamas hingegen hat deutlich gemacht, keiner vorübergehenden Waffenruhe, sondern nur einem endgültigen Ende des Krieges zuzustimmen. Nach israelischen Informationen befinden sich derzeit noch 24 lebende Geiseln sowie 35 Leichen von Verschleppten in Gaza.

Mathias Peer

Mehlreserven im Gazastreifen laut UNRWA aufgebraucht

Wegen der israelischen Blockade des Gazastreifens kann das UN-Palästinenserhilfswerk (UNRWA) nach eigenen Angaben kaum noch Lebensmittel in dem abgeriegelten Gebiet verteilen. Die Mehlreserven seien vollständig leer, teilte UNRWA mit. Zudem verfüge das Hilfswerk nur noch über 250 Lebensmittelpakete mit Reis, Linsen, Bohnen, Öl und Dosenfisch, die eine fünfköpfige Familie etwa zwei Wochen ernähren können. Dabei stehen nach Angaben von UNRWA-Chef Philippe Lazzarini derzeit fast 3.000 Lastwagen bereit, um dringend benötigte Hilfsgütern in den Gazastreifen zu liefern. 

"Der Gazastreifen ist zu einem Land der Verzweiflung geworden."

UNRWA-Chef Philippe Lazzarini

Allerdings lässt das israelische Militär laut dem Hilfswerk seit Anfang März keine Güter mehr in den abgeriegelten Küstenstreifen. "Der Hunger breitet sich aus und verschärft sich, absichtlich und von Menschen verursacht", schrieb UNRWA-Chef Lazzarini auf X. Nach Angaben des Welternährungsprogramms (WFP) haben sich die Preise für Lebensmittel um bis zu 700 Prozent gegenüber der Zeit vor dem Gazakrieg erhöht. 

Maline Hofmann

PLO schafft Stellvertreterposten für Präsident Mahmud Abbas

Der Präsident der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), Mahmud Abbas, soll erstmals einen Stellvertreter erhalten. Der Rat der Organisation habe nach einer zweitägigen Sitzung mit klarer Mehrheit beschlossen, ein solches Amt zu schaffen, teilte die PLO mit. Abbas soll seinen Vize aus den 15 anderen Mitgliedern des Exekutivkomitees der PLO auswählen. Ein künftiger Vize würde wohl auch als aussichtsreicher Kandidat für die Nachfolge des 89-jährigen Abbas gelten.

Die PLO ist der international anerkannte Vertreter des palästinensischen Volkes und kontrolliert die vom Westen unterstützte Palästinensische Autonomiebehörde. Letztere übt in weniger als der Hälfte des von Israel besetzten Westjordanlandes eine begrenzte Autonomie aus. Seit zwei Jahren steht Abbas an der Spitze beider Organisationen. Im Krieg zwischen Israel und der islamistischen Hamas blieb sein Einfluss gering. 

David Rech

Israelischer Armeechef droht mit Ausweitung der Militäroffensive im Gazastreifen

Israels Armeechef Eyal Zamir hat mit einer Ausweitung israelischer Angriffe im Gazastreifen gedroht, sollten die dort von der Hamas festgehaltenen Geiseln nicht bald freigelassen werden. "Wenn wir in naher Zukunft keinen Fortschritt bei der Rückkehr der Geiseln sehen, werden wir unsere Aktivitäten zu einem größeren und bedeutenderen Einsatz ausweiten", teilte Zamir während eines Besuchs bei israelischen Soldaten im Gazastreifen mit.

Israel hatte Mitte März nach einer rund zweimonatigen Waffenruhe seine Angriffe im Gazastreifen wieder aufgenommen und eine Bodenoffensive gestartet.

Der israelische Präsident Izchak Herzog appellierte bei einem Besuch des ehemaligen NS-Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau im Südwesten Polens anlässlich des Holocaustgedenktages unterdessen an die internationale Gemeinschaft, sich für eine Rückkehr der israelischen Geiseln einzusetzen. Die Rückkehr der noch in der Gewalt der Hamas verbliebenen Menschen sei eine "universelle moralische Verpflichtung, und ich rufe von diesem Ort – diesem heiligen Ort – aus die gesamte internationale Gemeinschaft dazu auf, schreckliche Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu beenden", sagte Herzog. 

Marla Noss

UN-Mitarbeiter laut Israels Armee von israelischem Panzer getötet worden

Eine Untersuchung der israelischen Armee deutet darauf hin, dass der im März getötete UN-Mitarbeiter durch israelischen Panzerbeschuss starb. Der bulgarische Mitarbeiter befand sich in einem UN-Büro für Projektdienste (Unops) in der Stadt Deir al-Balah. "Das Gebäude wurde aufgrund der vermuteten Präsenz des Feindes getroffen und von den Truppen nicht als UN-Einrichtung identifiziert", teilte das Militär mit. Sechs weitere UN-Mitarbeiter aus Frankreich, Moldau, Nordmazedonien und Großbritannien sowie ein Palästinenser wurden durch den Panzerbeschuss schwer verletzt.

Die UN hatten einen israelischen Panzer für den Angriff verantwortlich gemacht und beschlossen, ihr ausländisches Personal im Gazastreifen zu reduzieren. Der von der Hamas kontrollierte Zivilschutz hatte den Beschuss ebenfalls der israelischen Armee angelastet. Die Armee bestritt zunächst, den UN-Standort angegriffen zu haben, und leitete dann eine Untersuchung ein.

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