Russland: Wladimir Putin schließt direkte Gespräche mit Ukraine nicht aus

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Erstmals seit Beginn seines Angriffs auf die Ukraine signalisiert Russlands Machthaber Bereitschaft zu direkten Gesprächen. Er wolle dies sorgfältig prüfen, sagte Putin.

22. April 2025, 0:35 Uhr Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, Reuters,

Wladimir Putin Russland
Wladimir Putin im April 2025 in St. Petersburg © Pool Sputnik Kreml/​AP, Gavriil Grigorov/​AP/​dpa

Der russische Präsident Wladimir Putin hat sich erstmals seit Jahren zu bilateralen Gesprächen mit der ukrainischen Regierung bereit gezeigt. "Das ist alles ein Thema, das sorgfältig geprüft werden muss, vielleicht sogar auf bilateraler Ebene. Wir schließen das nicht aus", sagte Putin mit Blick auf ein Angebot des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, Angriffe auf zivile Ziele für 30 Tage auszusetzen. Putins Sprecher Dmitri Peskow bestätigte, dass sich der Staatschef auf die Möglichkeit direkter Gespräche mit der Ukraine bezog.

Selenskyj bekräftigte derweil seinen Vorschlag, Angriffe auf zivile Ziele zu pausieren. Die Ukraine sei zu Gesprächen bereit, um dies zu erreichen, sagte er in seiner abendlichen Videoansprache. "Wir erwarten eine klare Antwort aus Moskau. Wir sind zu jedem Gespräch bereit, um dies zu erreichen."

Putin räumte derweil ein, in der jüngsten Zeit Angriffe gegen zivile Objekte verübt zu haben. Dabei nannte er auch die Attacke auf Sumy. Dabei waren 35 Menschen getötet worden, was international für Entsetzen gesorgt hatte. Putin behauptete, der Raketenschlag habe einer Versammlung ukrainischer Offiziere gegolten, die in der Stadt ausgezeichnet worden seien. Daher sei die Attacke berechtigt gewesen.

Weiter sagte der russische Präsident: "Wir stehen einem Waffenstillstand immer positiv gegenüber, deshalb haben wir eine solche Initiative ergriffen, zumal wir über die schönen Ostertage sprechen." Am Samstag hatte er eine 30-stündige Feuerpause verkündet. Russland und die Ukraine beschuldigten sich gegenseitig, sich nicht an die Waffenruhe gehalten zu haben. Am Ostermontag wurden die Kämpfe offiziell wieder aufgenommen.

USA drohen mit Ende von Vermittlungen

Die Regierung in Kyjiw wertete die von Putin proklamierte Feuerpause als propagandistischen Schachzug, um guten Willen vor allem gegenüber den USA vorzutäuschen. US-Präsident Donald Trump hatte zuletzt wachsende Ungeduld signalisiert, da er vor seiner Wahl im November einen raschen Frieden in der Ukraine versprochen hatte. Am Karfreitag drohte die US-Regierung, ihre Vermittlungen aufzugeben, sollte es keine klaren Anzeichen für eine mögliche Einigung gebe.

Bislang ist die russische Regierung den Wünschen der USA kaum entgegengekommen. Vergangenen Monat lehnte sie einen Vorschlag Trumps für einen 30-tägigen Waffenstillstand ab, den die Ukraine akzeptiert hatte. US-Unterhändler hatten mit beiden Seiten in Saudi-Arabien verhandelt, aber nur die Zusage des Verzichts der Angriffe auf Energie-Infrastruktur erreicht. Allerdings warfen sich die Regierungen Russlands und der Ukraine schon kurz darauf gegenseitig vor, sich nicht an die Abmachungen zu halten. 

Seit den gescheiterten Friedensbemühungen in den ersten Monaten des Krieges vor drei Jahren haben beide Seiten keine direkten Gespräche mehr geführt. Putin hatte es zu Beginn seines Überfalls auf die Ukraine im Februar 2022 zum Kriegsziel erklärt, die Regierung in Kyjiw zu entmachten. Immer wieder hat er seither auch die Legitimität Selenskyjs als gewählter Präsident in Frage gestellt.

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