Radikale Umstellung: Aus Skype wurde Teams – doch was ist mit dem Prepaid-Geld?

vor 6 Stunden 1

Ein Update und das war's: Microsoft hat in dieser Woche seine Skype-Clients für Windows und macOS mittels Softwareaktualisierung aus dem Betrieb genommen – und damit eine Ankündigung aus dem Februar umgesetzt. Wer das "empfohlene" Update einspielt, kommt seither nicht mehr an die in der Anwendung noch vorhandenen Daten – stattdessen wird man zum Start des Teams-Clients genötigt. "Danke, dass Sie Teil von Skype waren", schreibt der Konzern im einzig verbliebenen Fenster der App in englischer Sprache, "Skype ging im Mai 2025 in Rente". Bei der Verwendung eines Mobilgeräts, also Android oder iOS, erscheint der gleiche Screen – und es gibt ebenfalls keine Möglichkeit, an frühere Chats oder Kontakte in Skype selbst zu gelangen.

Klickt man in der Mac- und Windows-Version weiter, landet man, falls bereits auf dem Rechner vorhanden, in Teams, das ein eigenes Fenster als Skype-Ersatz öffnet. Es arbeitet unabhängig von einem möglicherweise ebenfalls eingerichteten geschäftlichen Account. Wirklich übersichtlich ist das Mischmasch, das die Übernahme darstellt, nicht. Man muss genau hinsehen, wo welche Funktionen liegen, die Oberfläche ist ganz anders als bei Skype. Noch verwirrender: Telefonie ins Festnetz, seit vielen Jahren Bestandteil von Skype, hat Microsoft ins Web ausgelagert – aber nur in eine Richtung. Das versprochene "Dial-Pad", mit dem man weiterhin ins Festnetz telefonieren können soll, versteckt sich in den "weiteren Einstellungen", die mit drei Punkten gekennzeichnet sind – und ist nicht etwa in Teams integriert. Stattdessen öffnet sich auf Klick der Standardbrowser, wo man sich dann mit seinem Skype-Account anmelden muss, obwohl man in Teams ja eigentlich schon angemeldet ist.

Die zu sehende Ansicht wirkt je nach Größe des Browserfensters riesig und nicht für den Desktop programmiert. Links sieht man seine Anrufliste (ohne SMS), oben seinen Skype-Namen samt möglicherweise noch vorhandenem Guthaben, rechts ein gigantisches Zahleneingabefeld. Um telefonieren zu können, muss man dem Browser Mikrofonzugriff erteilen. Unsere ersten Versuche mit dem Heraustelefonieren in Safari unter macOS scheiterten zunächst, es war der Skype-Wahlton zu hören, es ging jedoch nicht weiter. Später gelang es uns dann, eine Verbindung herzustellen. Die Abwicklung erfolgt über die Website "calling.web.skype.com". Wie aus der alten Skype-App gewohnt, wird nach Eingabe der Nummer angezeigt, was das Telefonat kostet.

Das Dial-Pad im Web ist keine Anwendung, die man gerne verwendet. An ihr ist zu erkennen, dass sie nur noch dazu dient, Nutzer ihr noch vorhandenes Skype-Guthaben aufbrauchen zu lassen – oder ein vorhandenes Anruf-Abo, von denen Skype eine ganze Reihe angeboten hatte, die noch bis zum Ablauf gültig sind. Das Telefonieren ins Festnetz, das zuletzt zu den beliebtesten Nutzungsformen von Skype gehörte, soll auf Dauer (und möglichst schnell) kein Bestandteil von Teams für Privatkunden mehr sein. Microsoft schleppt die Funktion nur noch mit, da sie nie Teil von Teams war (außer für Firmenkunden, aber das ist eine andere Zielgruppe). Auch die Mobilversion von Teams kennt nur das Dial-Pad im Web, wenn man heraustelefonieren möchte. Hier verbirgt sich die Funktion in den Account-Einstellungen ganz unten. Unter iOS öffnet sich dann ein In-App-Browser, in dem man sich wie schon auf dem Desktop erneut anmelden muss. Telefonieren lässt sich nur, wenn man über die Einstellungen des In-App-Browsers Mikrofonzugriff erteilt. Die Einstellung kann beim Neustart von Teams (und dem In-App-Browser) verschwinden, muss also gegebenenfalls immer wieder erteilt werden.

Verwirrenderweise funktioniert der Empfang von Skype-Anrufen, die auf eine eventuell vorhandene Festnetznummer bei dem Anbieter gehen, in Teams selbst, dafür braucht man keinen Browser. Man kann den Anruf dann sowohl auf dem Desktop als auch auf dem Mobilgerät direkt annehmen und normal kommunizieren, als sei es ein Teams-zu-Teams-Gespräche. Wurde Teams auf iPhone oder Android noch nicht aktiviert, zeigt Skype gegebenenfalls eine Information über einen verpassten Anruf an und empfiehlt, Teams zu installieren. SMS lassen sich grundsätzlich nicht mehr versenden, die Funktion wurde vollständig gestrichen, wie Microsoft gegenüber heise online bestätigt hat. Das ist unschön, da Nutzer eigentlich entsprechende Verträge mit dem Konzern hatten, die nun einseitig verändert wurden.

Unklar war anfangs noch, ob Microsoft auch eine Möglichkeit vorsehen würde, vorhandene Guthaben auszubezahlen, anstatt dass es über das unelegante Dial-Pad im Web vertelefoniert werden muss. Eine entsprechende Anfrage bei der Pressestelle des Konzerns, die heise online im März gestellt hatte, blieb bislang unbeantwortet. Microsoft gibt zwar auf einer Informationsseite an, dass Rückzahlungen unter Umständen möglich sind. Allerdings scheint diese Seite noch aus der Zeit zu stammen, als Skype in seiner regulären Form existierte. Eine Anfrage beim Support via Chat (direkter Link) ergab (nach etlicher Wartezeit), dass Rückzahlungen grundsätzlich nur erlaubt sind, wenn man das Guthaben erst in jüngster Vergangenheit erworben hat – die Grenze liegt bei maximal 90 Tagen, je nach Art des Kaufs (Abo, Guthaben) können es auch nur 14 oder 30 Tage sein.

Hat man also beispielsweise im Jahr 2023 oder 2024 Guthaben erworben, aber noch nicht vertelefoniert, gibt es keine Rückerstattungsmöglichkeit – man muss das Dial-Pad verwenden, bis das Geld weg ist. Für Microsoft heißt das auch, dass die Funktion möglicherweise noch über Jahre "mitgeschleift" werden muss, bis auch der letzte Kunde sein Guthaben ausgegeben hat. Das könnte auch erklären, warum die Telefonie ins Festnetz nur noch aus einer simplen Web-Anwendung besteht und gar nicht erst in Teams integriert wurde. Abonnements für Skype-Nummern, über die man angerufen werden kann, laufen hingegen nur noch bis zum Ende der Vertragslaufzeit, die Verlängerung hat Microsoft explizit beendet. Danach sind sie dann für immer verschwunden und Teams-Nutzer können nur noch über das Teams-Netzwerk erreicht werden, nicht mehr per Telefon.

(bsc)

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