Die polnische Regierung hat sich beim Vatikan über antideutsche Äußerungen von katholischen Bischöfen in ihrem Land beschwert. Zugleich redete Jozef Kupny, stellvertretender Vorsitzender der polnischen Bischofskonferenz, seinen Amtsbrüdern ins Gewissen: »Wir werden sicher nicht auf Versöhnung hinarbeiten, indem wir in einem politischen Streit Partei ergreifen«, schrieb der Breslauer Erzbischof auf der Onlineplattform X.
Hintergrund sind die Grenzkontrollen zwischen den Nachbarländern. Polen hat sie offiziell am 7. Juli wieder eingeführt. In konservativen Kreisen geht die Sorge um, dass Deutschland unrechtmäßig Flüchtlinge nach Polen abschiebt. So warnte der Bischof von Wloclawek, Wieslaw Mering, in einer Predigt vor irregulärer Migration, wie die Nachrichtenagentur PAP meldete. Der Oberhirte unterstellte, die Grenzen Polens seien von Westen wie von Osten bedroht.
Beten für teils rechtsextreme Bürgerwehren
Das Land werde derzeit von Leuten regiert, »die sich selbst Deutsche nennen«, behauptete Mering vor einer Pilgergruppe des katholisch-nationalistischen Senders Radio Maryja in Tschenstochau. Ebenfalls in dem Wallfahrtsort rief Bischof Antoni Dlugosz dazu auf, für freiwillige Grenzschützer zu beten. Diese teils rechtsextremen Bürgerwehren suchen an der Grenze auf eigene Faust nach Migranten und wollen nach eigenen Angaben die Arbeit des Grenzschutzes kontrollieren.

Polnischer Militärpolizist bei einer Kontrolle an der Grenze zu Deutschland
Foto: Patrick Pleul / dpaDas polnische Außenministerium nannte die Äußerungen in einem Schreiben an den Vatikan verletzend und inakzeptabel. Die Worte »untergraben die guten deutsch-polnischen Beziehungen, verleumden die Regierung und stellen eine klare Unterstützung für nationalistische Kreise dar«, hieß es.
Das Schreiben wurde am Dienstag dem Protokollchef des Vatikans, Javier Domingo Fernández González, übergeben, wie PAP meldete. Das Ministerium forderte darin Konsequenzen gegen die zwei Bischöfe. Eine Reaktion des Heiligen Stuhls gab es bislang nicht.
Außenminister erinnert an KZ-Haft seiner Angehörigen
Schon vorher hatte Außenminister Radosław Sikorski auf die Unterstellung einer deutsch beherrschten Regierung reagiert. Er schrieb auf X, die Beziehung seiner Familie zu Deutschland bestehe darin, dass ein Großonkel fünf Jahre im Konzentrationslager Dachau gesessen habe. Er nannte die Äußerungen der Bischöfe einen Verstoß gegen den Vertrag (Konkordat) zwischen Polen und dem Vatikan von 1993.
Der Breslauer Erzbischof Kupny warnte in einer Mitteilung vor »wachsenden Spannungen in den polnisch-deutschen Beziehungen«. Die Antwort darauf sei, was polnische Bischöfe 1965 ihren deutschen Amtsbrüdern als ersten Schritt der Annäherung nach dem Zweiten Weltkrieg geschrieben hätten: »Wir vergeben und bitten um Vergebung«.