Syrien: Syrischer Präsident al-Scharaa verspricht Schutz für Drusen

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Nach Luftangriffen Israels auf Damaskus hat der syrische Präsident den bedrohten Drusen Beistand zugesichert. Aktivisten zufolge ist die Zahl der Toten auf 360 gestiegen.

17. Juli 2025, 5:39 Uhr Quelle: DIE ZEIT, dpa, Reuters,

 Israelische Drusen überquerten am Mittwoch die Grenze bei Majdal Shams, um die drusische Gemeinde in Hader auf der syrischen Seite zu unterstützen.
Israelische Drusen überquerten am Mittwoch die Grenze bei Majdal Shams, um die drusische Gemeinde in Hader auf der syrischen Seite zu unterstützen. © Ilia Yefimovich/​dpa

Nach tagelanger Gewalt im Süden Syriens haben Regierungstruppen Beobachtern zufolge mit dem Abzug aus dem mehrheitlich von Drusen bewohnten Ort Suwaida begonnen. Wie der syrische Übergangspräsident Ahmed al-Scharaa in einer Fernsehansprache mitteilte, sei die Sicherheit der drusischen Bevölkerung "oberste Priorität". 

Al-Scharaa wandte sich in einer ersten Stellungnahme seit einem Angriff Israels auf die syrische Hauptstadt Damaskus direkt an die drusische Minderheit im Land und versprach ihnen Schutz. 

"Wir fürchten den Krieg nicht"

Er reagierte auch auf Drohungen Israels, das sich als Schutzmacht der Drusen versteht. Israel hatte angekündigt, syrische Regierungssoldaten zu töten, die die religiöse Minderheit attackierten. "Wir fürchten den Krieg nicht", sagte al-Scharaa und fügte hinzu, Syrer seien bereit zu kämpfen, wenn ihre Würde bedroht würde. 

Die Regierung hatte Medienberichten zufolge mitgeteilt, gemäß einer neuen Waffenruhevereinbarung alle militärischen Einsätze sofort einzustellen. In einer Erklärung des Verteidigungsministeriums zum Abzug der Truppen aus Suwaida sei der Abzug anderer Sicherheitskräfte aus der Stadt allerdings nicht erwähnt worden, hieß es. Ein Ausschuss aus Regierungsvertretern und drusischen Geistlichen solle die Umsetzung des Abkommens überwachen.

Unterdessen hat sich die Zahl der Toten infolge des Gewaltausbruchs zwischen Drusen und sunnitischen Beduinen in der Provinz Suweida auf 360 erhöht, wie berichtet die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte, ein Netzwerk aus Aktivisten, berichtete. Bei den Gefechten sollen sich syrische Regierungstruppen teils aktiv auf die Seite der Sunniten gestellt haben. 

Israel – ein enger Verbündeter der USA – hatte am Mittwoch mehrere Ziele in Damaskus bombardiert, unter anderem das hochgesicherte Gelände des Verteidigungsministeriums. Daraufhin griff US-Außenminister Marco Rubio ein und sagte, die USA hätten sich in Gesprächen mit allen Beteiligten auf "konkrete Schritte geeinigt, die dieser beunruhigenden und entsetzlichen Situation" ein Ende setzen sollten. 

Der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte zufolge wurden 15 Angehörige des syrischen Verteidigungs- und Innenministeriums bei den israelischen Luftangriffen getötet. 

Israel bereitet Militär auf mögliche weitere Angriffe vor

Der israelische Generalstabschef Ejal Zamir sagte bei einer Lagebesprechung auf den Golanhöhen, er habe eine weitere Aufstockung der Aufklärungs- und Angriffskapazitäten angeordnet, um nach Bedarf verstärkt zuschlagen und die Übergriffe auf die Drusen in Syrien stoppen zu können. Israel fühlt sich dem Schutz der Drusen verpflichtet, auch weil viele von ihnen im israelischen Militär dienen. Sie sind eine religiöse Minderheit, die aus dem schiitischen Islam hervorging. Sie leben mehrheitlich in Syrien, aber auch in Israel, dem Libanon und Jordanien. Die syrische Provinz Suwaida im Süden ist ihre Hochburg. 

Am Mittwoch versuchten erneut einige Drusen aus Israel, die Grenze zu Syrien zu überqueren, um andere Drusen dort zu unterstützen. Laut Israels Armee versuchten zugleich "Dutzende Verdächtige" von Syrien aus auf israelisch kontrolliertes Gebiet zu gelangen. Laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte handelte es sich um Drusen, die in Israel Schutz suchten.

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