1. Trumps Selbstverteidigungsminister
Die »Signalgate«-Affäre des US-Verteidigungsministers Pete Hegseth weitet sich aus. Nach Recherchen meiner Kollegen Roman Höfner und Roman Lehberger sowie Kollegen der »New York Times« steht die Handynummer, die Hegseth im März für einen privaten Chat über einen geplanten Militärschlag nutzte, offen im Internet. Es handelt sich dabei um eine eklatante Sicherheitspanne, die es gegnerischen Geheimdiensten leicht gemacht haben könnte, das Handy des Pentagon-Chefs zu überwachen.

Pentagon-Chef Hegseth: Eklatante Sicherheitspannen
Foto:Alex Brandon / AP
Wie die »New York Times« am vergangenen Sonntag enthüllte, hatte Hegseth hochsensible Informationen über eine bevorstehende Luftattacke gegen die Huthi-Miliz im Jemen in einem Chat mit Verwandten geteilt. So soll Hegseth in einer Gruppe des Messengerdiensts Signal unter anderem seine Ehefrau, seinen Bruder und seinen Anwalt über Details des Angriffs informiert haben. Demnach postete der Minister darin ähnliche Inhalte wie in einem anderen Signal-Chat mit hochrangigen Sicherheitsbeamten, in den versehentlich ein US-amerikanischer Journalist eingeladen worden war.
Für den heiklen Familienchat nutzte Hegseth den Recherchen zufolge ein Signal-Konto, das mit seiner privaten Handynummer verbunden war. Dabei handelt es sich um jene Nummer, die der SPIEGEL bereits Ende März im Rahmen einer Internetsuche gefunden hatte. Die Nummer von Hegseth ist über kommerzielle Personen-Suchmaschinen sowie im Internet geleakte Kundendaten weiter zu finden. Eine SPIEGEL-Anfrage zu den Vorwürfen ließ das US-Verteidigungsministerium bislang unbeantwortet.
Lesen Sie hier die ganze Geschichte: Hegseth nutzte für Chat zu Luftangriff öffentlich verfügbare Handynummer
2. Anschlag in heiklem Moment
Erst im Dezember 2024 wurde der russische General Igor Kirillow bei einer Explosion in Moskau getötet. In der Nähe des Rjasanski-Prospekts, einer Ein- und Ausfallstraße zum Moskauer Zentrum, detonierte ein Sprengsatz in einem E-Roller, als der General sein Wohnhaus verließ.
Heute traf es wieder einen hohen russischen Militär, diesmal Generalleutnant Jaroslaw Moskalik. Auf einem Parkplatz in Balaschicha nahe Moskau kam er bei einem Sprengstoffanschlag ums Leben. Der Sprengsatz war mit Splittern versehen. Moskalik war stellvertretender Leiter des Einsatzzentrums im russischen Armeegeneralstab.
Die Behörden leiteten ein Ermittlungsverfahren wegen Mordes ein. Zum Anschlag auf Kirillow im Dezember bekannte sich die Ukraine. Ob sie auch hinter dem jüngsten Attentat steckt, ist unklar. Aber Moskaliks Karriere legt den Verdacht zumindest nahe: Er gehörte dem Verteidigungsministerium zufolge mehreren hochrangigen russischen Delegationen an und nahm im Oktober 2015 an einem Treffen des sogenannten Normandie-Formats teil.
Dieses Format bestand aus Vertretern Deutschlands, Russlands, der Ukraine sowie Frankreichs und überwachte das Minsker Abkommen. Durch dieses sollte der 2014 ausgebrochene Krieg zwischen der Ukraine und den von Russland unterstützten separatistischen Kräften beendet werden. Moskalik vertrat den Generalstab der Armee bei den Verhandlungen zusammen mit Außenminister Sergej Lawrow und Kremlberater Jurij Uschakow.
Der Bombenanschlag ereignete sich, während Trumps Sondergesandter Steve Witkoff zu einem Treffen mit dem russischen Machthaber Putin in Moskau erwartet wurde. Mit ihm will er den US-Friedensplan für die Ukraine besprechen.
Lesen Sie hier mehr: Hoher russischer General bei Explosion von Sprengsatz getötet
3. Was ein Gericht bei Missbrauch für »angemessen« hält
Winfried Fesselmann war elf Jahre alt und Messdiener, als ihn der Kaplan Peter H. zu einem Fernsehabend eingeladen, ihm Alkohol verabreicht und ihn zum Oralverkehr gezwungen haben soll.
Weil der Kaplan 1979 für das Bistum Essen gearbeitet habe, müsse das Bistum auch für sein Handeln einstehen, so ein Gericht. Schmerzensgeld in Höhe von 45.000 Euro hat es an den Kläger bereits gezahlt. Doch Fesselmann forderte 300.000 Euro. Das Landgericht Essen folgte dem nicht und wies die Forderung des Missbrauchsopfers zurück.
Fesselmann habe im Rahmen der sogenannten Amtshaftung nur Anspruch auf Ersatz aller entstandenen materiellen Schäden, die auf den Missbrauch zurückzuführen seien, so die Begründung des Gerichts. Das sei mit 45.000 Euro »angemessen« entschädigt worden.
Peter H. wurde 1980 aus dem Bistum Essen nach München versetzt und wurde dort trotz bekannter sexueller Übergriffe bald wieder in der Seelsorge eingesetzt, wo er erneut Taten beging. Joseph Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI., war damals Erzbischof von München und Freising. Benedikts Berater betonten, dass Ratzinger in seiner Eigenschaft als Erzbischof keine Kenntnis davon hatte, dass Priester H. ein Missbrauchstäter war.
Der emeritierte Papst Benedikt XVI. schrieb vor seinem Tod noch einen Brief, in dem er eine »aufrichtige Bitte um Entschuldigung« an sämtliche Missbrauchsopfer formulierte.
Entschuldigen ist halt billiger als entschädigen.
Hier die ganze Geschichte: Gericht lehnt höheres Schmerzensgeld für Missbrauchsopfer ab
Was heute sonst noch wichtig ist
Trump-Lager provoziert mit »2028«-Mützen – Es wäre eindeutig verfassungswidrig: Trotzdem kokettiert Donald Trump mit einer erneuten Kandidatur für das Weiße Haus. Sein Fanshop verkauft nun das passende, teure Merchandise.
Nur wenige Syrer verlassen bisher Deutschland – Der Diktator ist fort, eine von Islamisten dominierte Regierung hat das Sagen: In Syrien ist der Bürgerkrieg zu Ende, Sicherheit gibt es bisher nicht allerorten. Das zeigt sich auch in den Bamf-Zahlen zu syrischen Geflüchteten.
Kalifornien ist jetzt die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt – Kalifornien gilt als einer der liberalsten und weltoffensten Bundesstaaten der USA. Nach Überzeugung vieler Experten liegt darin auch das Geheimnis seiner ökonomischen Stärke. Der Wirtschaftsraum hat nun sogar Japan abgehängt.
DFB-Assistent Sandro Wagner verlässt Nationalmannschaft im Sommer – Im Trainerstab von Julian Nagelsmann hatte Sandro Wagner seinen Anteil am Aufschwung der DFB-Elf. Nach Abschluss der Nations League will Wagner nun seine eigene Karriere vorantreiben.
Was wir heute bei SPIEGEL+ empfehlen

Donald Trump: In wichtigen Politikfeldern sind die US-Bürger laut einer Umfrage unzufrieden mit dem US-Präsidenten
Foto:Saul Loeb / AFP
Diese Zahlen bringen ihn in Rage: Gegen Kritik von außen scheint Donald Trump immun zu sein. Nur bei Beliebtheitswerten versteht der US-Präsident keinen Spaß. Schon gar nicht, wenn sie von einem Sender stammen, der ihm eigentlich wohlgesinnt ist .
Meine Lieblingsglosse heute:
Freitags finden Sie hier immer die Kolumne »So gesehen« meines Kollegen Stefan Kuzmany als Teil der Lage am Abend. Heute schreibt Stefan über: Die wichtigsten Fakten zur Papstwahl.

Franco Origlia/ Getty Images
Habemus Konklave!
Untergebracht sind die Wahlleute für die Dauer des Konklaves im vatikanischen Gästehaus Santa Marta. Dort bereits residierende Gäste werden auf Klappbetten in der Audienzhalle Aula Paolo VI. verteilt. Wer schnarcht, muss im Torre dei Venti (»Turm der Winde«) übernachten.
Am Vorabend des Konklaves treffen sich die Kardinäle im vatikanischen Vorführsaal Cinema Sacro, um sich den Film »Konklave« anzusehen. Es folgt eine Debatte über die korrekte Aussprache des Namens Ralph Fiennes.
Das eigentliche Konklave beginnt tags darauf mit dem Ausruf »Extra omnes!« (»Alle hinaus!«) des Päpstlichen Zeremonienmeisters, der damit alle nicht an der Wahl Beteiligten aus der Sixtinischen Kapelle verweist. Zu diesem Zeitpunkt fällt auch die sonst so strenge vatikanische Kleiderordnung. Ab jetzt gilt: Erlaubt ist, was gefällt.
Zum Auftakt wählen die Kardinäle in offener Abstimmung (aber ohne Aussprache) den größten Verbrecher aus ihren Reihen. Diesem werden dann von den anderen die Füße gewaschen.
Es folgt die erste Runde der Papstwahl. Zunächst wird der Kandidat mit dem lustigsten Namen gekürt (Regens ridiculus).
Papst wird schließlich, wer eine Zweidrittelmehrheit erhält. Sollte diese auch nach höchstens 34 Wahlgängen nicht zustande kommen, wird das Konklave aufgelöst, und die Katholiken wählen neue Kardinäle.
Für den Fall, dass der eingangs gekürte Regens ridiculus Papst wird, spricht man von einem Papa iocularis (»lustiger Papst«), sollte dieser gleichzeitig auch der größte Verbrecher sein, nennt man das ein »Triple«.
Nach dem Konklave ist vor dem Konklave: Die Amtszeit eines Papstes endet seit 2025 traditionell mit der visitatio diaboli, dem Besuch des US-Vizepräsidenten.
Was heute weniger wichtig ist
Ertragen, was ist: Linda Evangelista, 59, gehörte einst zu den erfolgreichsten Topmodels der Welt. Die Kanadierin hat eigenen Angaben zufolge noch immer mit den Folgen eines missglückten Schönheitseingriffs zu kämpfen. Sie habe es nicht mehr ertragen, sich selbst anzuschauen, »weil ich mich nicht liebte, nicht einmal mochte«, sagte das Ex-Topmodel im Gespräch mit dem Modemagazin »Harper’s Bazaar«. »Ich mache eine Therapie, um das zu mögen, was ich im Spiegel sehe.«
An dieser Stelle noch eine kleine Korrektur zur Lage am Abend gestern: Ich schrieb, Demi Moore habe im Film »Brats« sich selbst als alternde Schauspielerin gespielt. Tatsächlich spielte sie in dem Film »The Substance« eine alternde Schauspielerin. »Brats« war eine Doku über sie und andere Schauspielerinnen.
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Chappatte

Jeppe Bøje Nielsen / DER SPIEGEL
Könnten Sie in Nostalgie schwelgen und Abba hören. »Mamma Mia«, »Waterloo«, »Dancing Queen« – all diese Hits gäbe es ohne ihn nicht. Björn Ulvaeus, in den Musikvideos der schwedischen Popgruppe leicht zu erkennen als der strahlende Mann mit dem schulterlangen Haar und der Gitarre, wird heute 80 Jahre alt. Meine Kollegen Tobias Rapp und Jurek Skrobala haben ihn im Gespräch gefragt , warum er – anders als die meisten Popstars – nie so richtig abgestürzt ist. »Der Grund dafür ist ziemlich einfach: Wir waren nicht mehr jung, als wir berühmt wurden.«
Ich wünsche Ihnen ein heiteres Wochenende, am Himmel und im Gemüt. Herzlich
Ihr Janko Tietz, Ressortleiter Nachrichten