Neuer Papst: Leo XIV. zu den Kardinälen: Ich kann mich auf jeden von euch verlassen

vor 7 Stunden 1

Für unseren Liveblog verwenden wir neben eigenen Recherchen Material der Nachrichtenagenturen dpa, Reuters, epd und KNA.

Wichtige Updates

Papstbruder: Als Kind spielte Robert Prevost am Bügelbrett Pfarrer 

Erster Auftritt seit Verkündung: Leo XIV. feiert diesen Freitag erste große Messe 

Kardinal Marx: Neuer Papst entwickelt Kurs von Franziskus weiter

Bundespräsident gratuliert dem neuen Papst auf Latein

Trump: „Was für eine große Ehre für unser Land“

Kassian Stroh

Papst feiert Messe in Sixtinischer Kapelle

Erstmals seit seiner Wahl leitet Robert Francis Prevost als Papst Leo XIV. eine große Messe. In der Sixtinischen Kapelle im Vatikan haben sich mit dem neuen Pontifex die Kardinäle eingefunden. 

Bei seinem von Gesang begleiteten Einzug in die prunkvolle Kapelle im Apostolischen Palast trug Leo ein langes weißes Gewand und eine traditionelle Kopfbedeckung, die Mitra. Er trug dunkle Schuhe, nicht die bei vielen Päpsten üblichen roten Schuhe, auf die sein Vorgänger Franziskus aber verzichtet hatte. Die Kardinäle trugen wie der Papst weiße Gewänder mit goldenen Verzierungen. In der Kapelle hatten sie Prevost im Konklave auch zum Papst gewählt - vor nicht einmal 20 Stunden.

Leo XIV. hält seine Predigt auf Italienisch. Zu Beginn der Ansprache wandte er sich auf Englisch jedoch an die Kardinäle, die ihm diese Aufgabe anvertraut hätten: „Ich weiß, dass ich mich auf jeden von euch verlassen kann, dass Ihr mit mir gehen werdet.“

Kassian Stroh

Ein erstes Autogramm – aber wie? Und wann?

Noch am Abend seiner Wahl ist der neue Papst Leo XIV. in den Palazzo del Sant’Uffizio gefahren, wo er bisher lebte. Ein Video zeigt, wie er einer schwarzen Limousine mit dem Nummernschild SCV 1 entsteigt. Das ist üblicherweise das Kennzeichen des Wagens, mit dem der Papst unterwegs ist. SCV ist die Abkürzung von „Stato della Città del Vaticano“ (Vatikanstaat). Spötter sagen, es stehe für „se Cristo vedesse“ - zu Deutsch: Wenn Christus das sähe.

Im Hof des Palasts wird Leo XIV. mit Applaus begrüßt wird, er scherzt fröhlich mit den Menschen dort. Vor allem als ihm ein Mädchen ein Buch unter die Nase hält und um ein Autogramm bittet. Ob er seine nun überholte alte Unterschrift nutzen solle, fragt der Papst scherzhaft; er hieß bis Donnerstagnachmittag ja Robert Prevost. Dann schreibt er einige Zeilen in das Buch und fragt zur Erheiterung der Anwesenden: „Heute ist …?“ – das Datum seiner Papstwahl hatte er wohl noch nicht im Kopf.

Im Palazzo del Sant’Uffizio war Prevost, der erst seit gut zwei Jahren im Vatikan arbeitet, bisher untergebracht. Er steht direkt südlich der Kolonnaden des Petersplatzes, allerdings schon jenseits der Staatsgrenze, also auf italienischem Territorium. Er gehört aber zu jenen Gebäuden, die gemäß der Lateranverträge des Kirchenstaats mit Italien von 1929 als exterritoriale Gebiete gelten.

Kassian Stroh

Papstbruder: Als Kind spielte Robert Prevost am Bügelbrett Pfarrer 

Schon als Kind hat der neue Papst nach den Worten seines Bruders Priester werden wollen. „Er wusste es sofort. Ich glaube nicht, dass er es jemals hinterfragt hat“, sagte John Prevost dem US-Sender ABC. „Ich glaube nicht, dass er jemals an etwas anderes gedacht hat.“ 

Der kleine Robert Prevost zelebrierte demnach nicht nur die Messe am heimischen Bügelbrett, das als Altar diente, sofern das Wort „zelebriert“ hier gerechtfertigt ist. Bereits in der ersten Klasse habe ihm ein Nachbar auch prophezeit, dass er der erste US-amerikanische Papst werden würde, erzählte John Prevost. Am Dienstag, einen Tag bevor die 133 Kardinäle zum Konklave schritten, habe er seinem Bruder Robert das Gleiche gesagt. Kardinal Prevost habe dies als „Unsinn“ bezeichnet: „Sie werden keinen amerikanischen Papst wählen“, zitierte ihn sein Bruder. „Er hat es einfach nicht geglaubt oder wollte es nicht glauben.“ Leo XIV. wuchs als jüngster von drei Brüdern in Dolton auf, einem Vorort im Süden von Chicago. 

John Prevost erwartet, dass sein Bruder in die Fußstapfen seines Vorgängers Franziskus treten und sich für die Benachteiligten und Armen einsetzen werde. „Ich denke, weil sie beide gleichzeitig in Südamerika waren – in Peru und in Argentinien – hatten sie die gleichen Erfahrungen in der Missionsarbeit und in der Arbeit mit den Unterdrückten.“ 

Kaum zum Papst gewählt hat Leo XIV. offenkundig auch eine Blitzheilung bewirkt. Sein ältester Bruder Louis Prevost erzählte, er sei krank daheim in Florida im Bett gelegen. Als er im Fernsehen aber die Verkündung des neuen Papstes gesehen habe, sei er aus dem Bett gestiegen und habe angefangen, „wie ein Idiot herumzutanzen“. „Es ist einfach unglaublich“, sagte er. „Ich bin plötzlich hellwach und fühle mich wunderbar.“

Kassian Stroh

Bätzing: Leo XIV. könnte Gegenpol zu Trump sein

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hält es für wahrscheinlich, dass der neue Papst einen politischen Gegenpol zu US-Präsident Donald Trump bilden wird. Robert Prevost vertrete eher die Trump-kritische Seite der amerikanischen Bevölkerung, sagte er im Deutschlandfunk. Er sei „ein völlig anderer Charakter als Donald Trump“. Bätzing erinnert daran, dass Prevost als Kardinal klar den umstrittenen Vorstellungen von Nächstenliebe des US-Vizepräsidenten J. D. Vance widersprochen habe. Vance hatte mit Blick auf die Migrationspolitik erklärt, es sei ein „christliches Konzept“, dass man zuerst seine Familie liebe, dann die Mitbürger und erst dann den Rest der Welt. „Da hat sich Kardinal Prevost sehr deutlich eingeschaltet und gesagt: Nächstenliebe kennt keine Kategorisierung.“ 

Der Limburger Bischof Bätzing hob hervor, dass Prevost nah bei den Menschen sei und die Nöte der Armen kenne. Viele Jahre lang habe er als Bischof in Peru gearbeitet. „Der weiß, wo der Schuh drückt.“ 

Juri Auel

Missbrauchsbetroffene hoffen auf Leo XIV. 

Die Betroffeneninitiative Eckiger Tisch erwartet vom neuen Papst strukturelle Veränderungen in der katholischen Kirche. „Die Herausforderungen sind groß. Die notwendigen strukturellen Veränderungen reichen von der Reform des Kirchenrechts, die Einführung von klaren Verfahren und transparenten Prozessen, wenn es um den Umgang mit Verdachtsfällen geht, hin zu einer veränderten Haltung der katholischen Kirche zur menschlichen Sexualität“, sagte der Sprecher der Initiative, Matthias Katsch. 

„Die Lernkurve muss steil sein. Denn es ist schon sehr viel Zeit verschwendet worden. Drei Päpste sind nun schon mit der Missbrauchskrise befasst gewesen, die sich zu einer globalen Krise der Glaubwürdigkeit für die Kirche entwickelt hat. Und wir warten immer noch auf durchgreifende Konsequenzen.“

In den neuen Papst Leo XIV. habe er aber große Hoffnungen. „Er bringt gute Voraussetzungen mit“, sagte Katsch. In seiner zweiten Heimat Peru habe Kardinal Robert Francis Prevost sich für Betroffene von sexuellem Missbrauch eingesetzt. 

Gesamten Artikel lesen