Neue Polarlichter in den kommenden Nächten

vor 3 Stunden 1

Die Sonne ist derzeit so aktiv wie zuletzt vor über 20 Jahren. In den vergangenen Tagen ereignete sich eine Serie von mehreren Ausbrüchen, die auf der fünfteiligen Skala der US-Wetterbehörde NOAA, die auch für die Beobachtung des Weltraumwetters zuständig ist, auf Stufe drei landeten. Der letzte dieser Ausbrüche war mit einem koronalen Masseauswurf verbunden, schleuderte also Plasma ins All. Die Plasmawolke wird nach Einschätzung von Experten die Erde genau treffen. Die NOAA gab für den heutigen Donnerstag und den morgigen Freitag eine Warnung vor einem schweren Magnetsturm der Klasse vier von fünf heraus. Den Berechnungen zufolge erreicht die Schockfront die Erde heute gegen 16 Uhr mitteleuropäischer Zeit, solche Vorhersagen sind allerdings mit erheblichen Unsicherheiten behaftet.

In der Vorhersage der NOAA ist eine kräftige Schockfront auf dem Weg zur Erde (grün) sichtbar, die Donnerstag Nachmittag eintreffen soll.

(Bild: NOAA/SWPC)

Magnetstürme der vorhergesagten Magnitude verursachen meist helle Nordlichter. Dabei kann die Nordlichtzone weit nach Süden auswandern. Für Europa bedeutet das, dass nicht nur im Norden von Finnland, Schweden und Norwegen Nordlichter sichtbar werden, sondern möglicherweise bis nach Deutschland. Es lohnt sich also nach 20 Uhr, wenn der Nachthimmel komplett dunkel ist, nach Polarlichtern zu suchen, sofern es die Bewölkung erlaubt. Dabei sind Norddeutsche klar im Vorteil: Je nördlicher der Standort liegt, desto höher ist die Chance, dass die Aurora am Nachthimmel sichtbar wird. Wichtig ist auch ein Standort mit möglichst geringer Lichtverschmutzung. Ist das Nordlicht nicht mit bloßem Auge sichtbar, kann man es unter Umständen mit einer Kamera einfangen. Die besten Chancen dafür dürften Donnerstagnacht bestehen, aber auch am Freitag könnte der Magnetsturm noch anhalten.

Für Stromnetze oder Satellitensysteme ist ein Sturm der Klasse vier zwar eine Belastung, aber keine Gefahr. Allerdings kann beispielsweise der GPS-Standort ungenauer angezeigt werden, weil die hochangeregte Ionosphäre die Satellitensignale beugt und verzerrt. Funkamateure verwenden bei heftigen Auroraeereignissen die Reflexionen von Signalen vorzugsweise im 2-Meter-Band bei 144 MHz zur Herstellung von Weitverbindungen über 1000 km.

Begleitet wird die derzeitige aktive Phase von einem starken Strahlungssturm, also hochenergetischen Protonen, die die Erde erreichen. Dieser Sturm hat knapp die Stufe drei der fünfteiligen Warnskala erreicht. Die geladenen Teilchen werden vom Magnetfeld der Erde abgelenkt und schlagen in den Polargebieten ein. Dort sorgen sie für eine Zunahme der kosmischen Strahlung und für extrem hohe Dämpfung von Kurzwellensignalen. Bei besonders starken Ereignissen müssen Flüge in hohen Breiten umgeleitet werden oder auf niedrigere Flughöhen ausweichen, um die Strahlungsbelastung von Crew und Passagieren zu senken.

(uma)

Gesamten Artikel lesen