Daniel Günther hat am Mittwochabend einen bemerkenswerten protokollarischen Schlenker gemacht. Der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein erschien nicht, wie erwartet, zur festlichen Vorstellung des neuen NDR-Intendanten Hendrik Lünenborg in Hamburg. Er besuchte stattdessen eine Lesung der Journalistin Julia Ruhs in Kiel.
Die stellte in der Hermann Ehlers Akademie ihr Buch „Links-grüne Meinungsmacht – Die Spaltung unseres Landes“ vor, dessen Tenor sich an ihrem eigenen Beispiel gerade bestätigt: Der NDR hat sich von der Moderatorin nämlich getrennt (ihr Team beim NDR dürfte aufgelöst werden), obwohl die von ihr präsentierte neue Sendung „Klar“ bei Zuschauern gut ankam.
„Kein gutes Signal für die Meinungsfreiheit“
Sie missbehagte aber, vor allem wegen der zuwanderungskritischen ersten Folge, dem links-grünen Mitarbeiterblock des NDR, der Verbindungen zum Rundfunkrat unterhält und es vermochte, Ruhs wegzumobben. Es sei „ein extrem schlechtes Signal“, dass der NDR nach drei Pilotfolgen von „Klar“ auf Julia Ruhs verzichte, sagte Günther.
Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder äußerte sich bei X ähnlich: Das sei „kein gutes Signal für die Meinungsfreiheit, Pluralität und Toleranz im öffentlich-rechtlichen NDR“. Zum demokratischen Meinungsspektrum gehörten konservative Stimmen, „auch wenn das einigen Linken nicht gefällt“.
Bei seiner Bewerbungsrede zur Intendantenwahl Mitte Mai – die er triumphal gewann – hatte der neue Senderchef Lünenborg die journalistische Freiheit im NDR noch in höchsten Tönen gelobt. Könnte sein, dass ihn seine Erinnerung trügt.