Die Mozilla Foundation, welche auch den beliebten Firefox-Browser entwickelt, sieht sich im US-Kartellverfahren gegen Google zunehmend zwischen den Fronten: Sollte die Partnerschaft mit Google enden, welche die gleichnamige Suchmaschine als Standardeinstellung für Firefox vorsieht, hält Mozillas Finanzvorstand Eric Mulheim sogar ein komplettes Aus für die Non-Profit-Organisation für möglich. Zuvor hatte das US-Justizministerium vorgeschlagen, solche kostenpflichtigen Partnerschaften von Google mit Browser-Anbietern zu verbieten.
Besagte Partnerschaft bringt der Mozilla Foundation offenbar einen erheblichen Anteil ihrer jährlichen Umsätze ein. Er entsteht durch Lizenzgebühren, die Google an Mozilla entrichtet, indem der Internetriese die Non-Profit-Organisation an den Einnahmen beteiligt, welche durch Suchanfragen von Firefox-Nutzern generiert werden. Im Gegenzug ist im Firefox-Browser Google als Standard-Suchmaschine voreingestellt. Dafür bezahlt der Konzern auch andere Browser-Entwickler. So erhält Apple jährlich 20 Milliarden US-Dollar, damit Safari-Nutzer standardmäßig die Google-Suche nutzen. Jedoch ist Mozilla anders als andere Browser-Anbieter derzeit auf die Zahlungen aus Mountain View angewiesen.
Mozilla-Umsatz kommt maßgeblich durch Google
Vor Gericht sprach Mulheim sich nun klar gegen ein Verbot solcher Partnerschaften aus und verwies darauf, dass rund 90 Prozent des Jahresumsatzes der Mozilla Foundation durch den Firefox-Browser zustande komme und davon wiederum 85 Prozent durch entsprechende Lizenzgebühren. Er sprach im Rahmen des Kartellverfahrens gegen Google vor, berichtet das US-Magazin TheVerge. Derweil ist einem Geschäftsbericht zu entnehmen, dass sich Mozillas Einnahmen durch solche Gebühren im Jahr 2023 auf rund 495 Millionen US-Dollar beliefen, bei einem Gesamtumsatz von rund 653 Millionen US-Dollar.
Mulheim redete von "signifikanten Einschnitten", welche die schlagartigen Einbußen durch ein Verbot entsprechender Lizenzgebühren für Firefox zur Folge hätte. Er warnte vor einer möglichen Abwärtsspirale, angefangen bei ausbleibenden Verbesserungen des Firefox-Browsers und enttäuschten Nutzern, die sich abwenden, bis hin zur Einstellung des Firefox-Browsers als solchen.
Mit Firefox könnte es bergab gehen
Zudem fürchtet Mulheim durch die beschriebenen Einschnitte auch ein Monopol an anderer Stelle. So sei Mozillas eigene Browser-Engine Gecko die einzige, die nicht ein Big Tech-Konzern sein Eigentum nennt. Daneben gibt es noch Blink aus dem Chromium-Projekt von Google und WebKit aus dem Safari Browser. Dasselbe hatte auch schon Mozilla-Präsident Mark Surman im März zu bedenken gegeben.
Die Entwicklung von Gecko habe dazu beigetragen, dass verschiedene Browser interoperabel sind und der Zugang zum Internet nicht von einem Unternehmen kontrolliert würde. Im Gegensatz zu diversen anderen Unternehmen, die im Google-Prozess aufgetreten waren, hatte Firefox kein Interesse an einer Übernahme von Chrome bekundet.
Justiz hofft auf schnelle Entwicklung am Markt
Nach der Vorstellung des US-Justizministeriums würden die Kartellmaßnahmen gegen Google die Etablierung zahlreicher anderer Suchmaschinen ermöglichen, sodass Mozilla auch von diesen Lizenzgebühren beziehen könnte, um die fehlenden Google-Einnahmen auszugleichen. Mulheim pochte vor Gericht aber darauf, dass diese Entwicklung sehr lange dauern könnte – zu lang für Mozilla, um am Markt zu überleben. Der Mozilla-Manager räumte aber auch ein, dass anderen Browser-Anbietern, zum Beispiel Opera, bereits Ähnliches gelungen sei. Das Unternehmen generiert mittlerweile mehr Einnahmen durch Werbung in seinem Browser als durch Suchmaschinen-Lizenzgebühren. Allerdings lässt sich dieser Ansatz nicht ohne weiteres auf Firefox übertragen, glaubt Mulheim. Denn das Unternehmen setze bei seinen Produkten auch verstärkt auf den Schutz der Privatsphäre seiner Nutzer.
Das Unternehmen weitete zuletzt seine Geschäftsbereiche auf künstliche Intelligenz und digitale Werbung aus, um die Firefox-Finanzierung künftig sicherstellen zu können. Zuletzt hatte der Firefox-Browser auch Schlagzeilen mit geänderten Nutzungsbedingungen zum Umgang mit Nutzerdaten gemacht.
(nen)