Mit 21 Jahren Kapitän: Reitz soll bei Dortmunds U 23 Verantwortung lernen

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Beim 3:0 gegen den SV Werder Bremen II setzt Trainer Mike Tullberg ein Zeichen und macht Tony Reitz zum Kapitän. Der 21-Jährige führt das Team an - und bekommt nun die Chance, daran zu wachsen.

Tony Reitz übernahm mit der Binde auch auf dem Platz sofort mehr Verantwortung.

Tony Reitz übernahm mit der Binde auch auf dem Platz sofort mehr Verantwortung. IMAGO/Thomas Bielefeld

Der BVB kam gegen die Zweitvertretung des SV Werder Bremen erst nach der Pause richtig in Fahrt und erzielte alle drei Tore durch gut getimte Pässe in die Tiefe. Pharell Kegni (52.) und Arne Wessels (58.) besorgten das 1:0 und 2:0, Babis Drakas, der jeweils die Vorlage gab, erzielte in der 77. Minute die endgültige Entscheidung zugunsten der Dortmunder im "Fußballpark BVB Hohenbuschei".

Überraschend lobte Tullberg aber gerade die erste Halbzeit, in der kein Tor fiel. "Ich fand, dass wir die ersten 45 Minuten sehr überlegen waren", erklärte der 39-Jährige. Struktur, Kontrolle und Spielfluss standen für ihn im Mittelpunkt. Erst nach zahlreichen Wechseln auf beiden Seiten verlor die Partie an Übersicht. "Deshalb hat mir die erste Halbzeit komischerweise besser gefallen", sagte Tullberg.

Dominanz und Gegenpressing

Bemerkenswert war, dass gleich drei Akteure - Ousmane Diallo (18), Tyler Meiser (18) und Nick Cherny (17) - in der ersten Hälfte auf dem Platz standen, die letzte Saison noch in der A-Jugend aktiv waren. "Die haben das alle drei sehr ordentlich gemacht." Diallo suchte immer wieder den Weg nach vorn und scheute keine Zweikämpfe, auch wenn er sich gelegentlich festlief. Auch der 19-jährige Neuzugang Bennedikt Wüstenhagen zeigte vielversprechende Ansätze, muss sich aber in der Offensive noch mutiger und konstanter zeigen.

Taktisch setzte Tullberg auf klare Dominanz und Gegenpressing statt auf schnelle Umschaltmomente: "Wir wollen gern mehr über eigenen Ballbesitz kommen und die Spiele klarer kontrollieren." Offensiv formierte sich die U 23 meist in einem variablen 3-2-2-3-System, das im Pressing flexibel auf eine Viererkette umschaltete, wenn es nötig war.

Zentrale Rolle für Reitz

Tony Reitz spielte dabei eine doppelt zentrale Rolle. Der Mittelfeldspieler, der im Winter von Borussia Mönchengladbachs U 23 kam, war nicht nur Dreh- und Angelpunkt im Zentrum, sondern trug auch als Kapitän die Verantwortung - und das am Tag seines 21. Geburtstages. Ein ungewöhnlicher Schritt von Trainer Tullberg, der sich damit bewusst von der üblichen Praxis verabschiedet, vergleichsweise erfahreneren Spielern das Amt zu übertragen. Im Vorjahr trug Ayman Azhil (24, mit den Profis bei der Klub-WM) die Binde. "Ich brauche keinen Kapitän über 23", sagt Tullberg. "Mit der Binde kann man junge Spieler fördern und fordern - gerade Tony. Er soll lernen, Verantwortung zu übernehmen, auch als Mensch."

Der Kapitänsposten ist Teil des Ausbildungskonzepts bei der U 23, bei dem Reitz vorangehen soll - sowohl auf dem Platz als auch abseits. Und tatsächlich: Er ordnet das Spiel, fordert den Ball und führt seine Mannschaft - voll bewusst, welche Bedeutung seine Rolle hat. "Es ist auf jeden Fall etwas Besonderes, Kapitän zu sein. Ich nehme die Herausforderung an", sagt Reitz, der die Binde seit dem zweiten Trainingstag trägt. Doch die ist kein Freifahrtschein. "Wir haben viele gute Spieler im Zentrum. Ich muss mich im Training und Spiel beweisen", weiß Reitz.

Auch Krevsun fällt auf

Auch Tullberg legt die Messlatte hoch und sieht bei seinem Kapitän vor allem noch Entwicklungspotenzial im Tempo und in der körperlichen Präsenz. Neben dem Bruder von U-21-Vize-Europameister Rocco Reitz stach vor allem Danylo Krevsun heraus. Im rechten Halbraum übernahm er eine zentrale Rolle. Obwohl das System keine klassischen Außenverteidiger vorsieht, besetzte Krevsun situativ die Außenbahn.

Im Spielaufbau rückte er immer wieder ins Zentrum vor, unterstützte das Passspiel und schuf Überzahlsituationen im Mittelfeld, rückte in der Defensive dann konsequent nach außen zurück, um abzusichern. Seine Flexibilität dürfte ein Schlüsselfaktor sein. Eine weitere gute Nachricht für den BVB: Marcel Johnen, der sich im Auftakttraining verletzt hatte, stand 90 Minuten im Tor und entschärfte die durchaus vorhandenen Chancen der Bremer. Der nächste Test findet am Mittwoch um 18.30 Uhr beim ASC Dortmund statt.

Jörn Duddeck

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