Mercedes bringt physische Tasten für aktuelle und zukünftige Modelle zurück

vor 1 Stunde 1

Mercedes-Benz will trotz der fortschreitenden Digitalisierung wieder mehr physische Bedienelemente in seine Fahrzeuge bringen. "Die Daten zeigen, dass physische Tasten besser sind", erklärte Software-Chef Magnus Östberg gegenüber Autocar. Die ersten Modelle mit einem größeren Knopfreichtum seien der neue GLC sowie der CLA Shooting Brake.

Laut Östberg sollen die neuen Elektroautomodelle über eine "Vielzahl von Wipptasten, Drehreglern und Knöpfen auf einem neu gestalteten Lenkrad verfügen". Dieses Lenkrad soll künftig zum Standard für Mercedes-Modelle werden. Der Hersteller will es auch in neu produzierten Modellen bereits vorgestellter Fahrzeuge einbauen – beginnend noch in diesem Jahr mit der kürzlich vorgestellten CLA-Limousine, so der Software-Chef gegenüber Autocar. Diese Lösung ist laut Östberg die einfachste und kostengünstigste Möglichkeit, bereits im Verkauf befindliche Fahrzeuge mit physischen Bedienelementen auszustatten und gleichzeitig die digital orientierten Innenräume von Mercedes beizubehalten.

Der Software-Chef des Stuttgarter Autokonzerns sagte weiter, es sei äußerst wichtig, "ein Gleichgewicht zwischen physischen Tasten und Touchscreen" zu finden. Mercedes-Benz orientiere sich vollständig an Daten und erkenne an diesen, dass physische Tasten bei häufig genutzten Funktionen besser seien.

Laut Östberg erwäge Mercedes, in zukünftigen Modellen weitere physische Bedienelemente im Innenraum einzubauen. Diese könnten jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit auf SUVs beschränkt bleiben, da man in größeren Fahrzeugen "mehr Freiheit bei der Gestaltung" habe und die Käufer dieser Fahrzeuge "mehr Wert auf Knöpfe legen".

Mercedes-Benz ist nicht der erste deutsche Autobauer, der physische Bedienelemente ins Auto zurückbringen will. Schon VWs Designchef Andreas Mindt sagte Anfang dieses Jahres, das alle zukünftigen Volkswagen-Modelle wieder über physische Bedienelemente für die wichtigsten Funktionen verfügen werden. Eines der ersten Modelle, die dieses Rollback erfahren sollen, sei der VW ID.Polo, der damals noch als Konzept ID.2all hieß.

Dass der Fokus auf Touchbildschirme in Fahrzeugen im Grunde nie eine gute Idee war, zeigte etwa ein Test des ADAC, in dem sechs Fahrzeuge anhand ihrer Bedienung getestet wurden. Dabei kam das Tesla Model 3 auf den letzten Platz. Teslas Bedienkonzept wurde im Test kritisiert, weil sich fast alle Funktionen nur über den Bildschirm bedienen lassen. Das lenkt ab, sagte der ADAC.

Auch die unabhängige Verbraucherschutzinstitution NCAP (New Car Assessment Programme), ein Zusammenschluss von Verkehrsministerien, Autoclubs und Versicherern, der die Sicherheit von Autos bewertet, befürwortet die Abkehr von der Bedienung über kapazitive Tasten und Bildschirme. Zur Verkehrssicherheit trügen Riesenschirme nicht bei, sagte Matthew Avery, Direktor für strategische Entwicklung bei Euro NCAP.

Seine Organisation will deshalb neue Kriterien für die Bewertung der Mensch-Maschine-Schnittstelle im Auto einführen: Um das Fahren sicherer zu machen, sollen Autohersteller wieder mehr mechanische Knöpfe einsetzen. Ab 2026 sollen die neuen Kriterien in die Sicherheitsbewertung der NCAP einfließen – es wirkt daher so, als wäre die Rückkehr der Buttons bei Mercedes und VW in gewisser Weise eine Maßnahme, um eine möglichst hohe Punktzahl der NCAP zu erhalten.

(afl)

Gesamten Artikel lesen