Niko Bünten, Videojournalist:
»Jürgen, warum tankst du denn? Wir haben doch ein Elektroauto, oder?«
Jürgen Pander, Ressort Mobilität:
»Das ist richtig, wir fahren ein Elektroauto, aber eins mit Benzintank.«
Niko Bünten, Videojournalist:
»Das klingt irgendwie ein bisschen komisch.
Jürgen Pander, Ressort Mobilität:
»Ja, es ist ein außergewöhnliches Konzept. Das Auto hat einen Range-Extender-Antrieb. Wie der funktioniert, dazu gleich mehr. Wir drehen eine Runde mit dem frisch überarbeiteten Mazda MX-30 R-EV.«
Jürgen Pander, Ressort Mobilität:
»Der Mazda MX-30, mit dem wir heute unterwegs sind, ist sozusagen der zweite Versuch. Zuerst kam das Auto 2020 als batterieelektrisches Fahrzeug auf den Markt, allerdings mit einer Reichweite von nicht mal 200 Kilometern und damit auch extrem geringer Nachfrage. Dieses Auto gibt es jetzt nicht mehr, stattdessen eben dieses Modell, den Mazda RX-30 R-EV. Und das EV im Kürzel deutet schon an, das steht für ›Electric Vehicle‹, ja, es ist auch hier wieder ein Elektroauto, allerdings kein reines, denn es gibt ja noch einen Verbrenner. Deswegen der Buchstabe R. Der steht für das englische Wort ›Rotary Engine‹, also Wankel- oder Kreiskolbenmotor.«
Niko Bünten, Videojournalist:
»Ja, und wie funktioniert dieser Antrieb jetzt?«
Jürgen Pander, Ressort Mobilität:
»Das ist ein bisschen kompliziert, ich erkläre es dir gerne. Der Wagen fährt immer elektrisch und zwar wird er ausschließlich von der E-Maschine angetrieben. Das heißt, die E-Maschine ist die einzige Maschine, die die Vorderräder antreibt. Der Wankelmotor treibt einen Generator an, der Generator produziert Strom und dieser Strom wird im Akku gespeichert und aus der Batterie, da holt sich wieder die E-Maschine die Energie zum Vorwärtskommen. Es gibt also eine klare Reihenfolge: Benzintank, Verbrenner, Generator, Akku, E-Maschine, Vorderräder.«
Niko Bünten, Videojournalist:
»Und wozu dieser ganze Aufwand?«
Jürgen Pander, Ressort Mobilität:
»Ja, du hast recht, Niko, das klingt kompliziert und aufwendig, ist es auch. Mazda sagt, den Aufwand treiben sie, um das angenehme Elektro-Fahrgefühl mit dem Vorteil der Langstreckentauglichkeit von einem Verbrenner zu verbinden. Und außerdem kann so der Akku ziemlich klein werden. Hier die Batterie, die liefert nur Strom für rund 85 Kilometer. Das ist natürlich wenig, aber danach bleibt das Auto nicht stehen, denn wir haben ja den Reichweitenverlängerer an Bord, eben den Wankelmotor. Und insgesamt sind 630 Kilometer Reichweite möglich, ohne dass man dazu an einer Ladesäule oder an einer Zapfsäule stoppen muss. Ja, und dann können die Fahrerinnen oder der Fahrer auch zwischen drei Fahrmodi auswählen. Das geht hier unten neben dem Wählhebel, EV bedeutet elektrisches Fahren und zwar nur mit Energie aus dem Akku, dann gibt es den Normal-Mode, da fährt das Auto natürlich auch elektrisch mit Energie, allerdings: Wenn der Ladestand unter 40 Prozent gerät, dann springt automatisch der Wankelmotor an und produziert wieder Strom und hält den Ladestand ungefähr zwischen 40 und 50 Prozent. Im Charge-Mode springt der Wankelmotor sofort an und lädt den Akku bis zu einem vorher eingestellten Ladestand: 60, 80, 100 Prozent, dass man also während der Fahrt nicht nur mit rein elektrischer Energie fährt, sondern zusätzlich auch noch elektrisch Energie produziert wird. So viel zum Antrieb, jetzt halten wir gleich an, schauen in den Motorraum und aufs Design.«
Jürgen Pander, Ressort Mobilität:
»Beim MX-30 R-EV lohnt sich mal wieder ein Blick unter die Fronthaube. Hier gibt es reichlich Technik zu sehen. Von links nach rechts: E-Maschine mit Leistungselektronik, Generator und der Einscheiben-Kreiskolbenmotor mit Benzindirekteinspritzung. Der liefert die elektrische Energie, die dann in einem Lithium-Ionen-Akku gespeichert wird. Der hat eine Speicherkapazität von 17,8 Kilowattstunden. Und geladen werden kann er mit bis zu 11 Kilowatt Wechselstrom und bis zu 36 Kilowatt Gleichstrom. Und außerdem gibt es noch einen 50-Liter-Tank für Benzin. So viel zur Technik, jetzt schauen wir aufs Design. Die wirklich komplexe Technik hat Mazda schlicht und einfach und sehr geschmackvoll verpackt. Das Design wirkt gradlinig, rundlich, freundlich und wohlproportioniert. Und es gibt ein paar Stellen, an denen das Auge hängen bleibt. Zum Beispiel die Frontpartie, die gefällt mir persönlich sehr gut. Die sieht aus, als ob sie ein Bildhauer bearbeitet hätte, so richtig ausgeformt hier. Und dann an der Seite natürlich die sogenannten Freestyle-Türen. Die sind jeweils außen angeschlagen und öffnen den kompletten Innenraum. Und es gibt auch keine B-Säule hier. Das soll den Einstieg nach hinten erleichtern, tut es aber nicht wirklich, denn die Lücke, die hier bleibt, die ist nicht so besonders groß. Außerdem kommt dazu, die Seitenscheiben hier hinten sind sehr klein, und sie lassen sich nicht öffnen. Überhaupt: Hier hinten geht es eher eng zu und der Blick nach hinten raus, der ist nicht so besonders gut. Vorne, da herrscht sehr viel mehr Großzügigkeit, da schauen wir uns jetzt um.«
Jürgen Pander, Ressort Mobilität:
»Unser Testwagen ist mit der Topausstattung namens Makoto Plus bestückt, und das sieht man unter anderem an dieser hellen Einrichtung. Gut zu sehen auf den Sitzen und hier an den Türtafeln: ganz helles, weißes Kunstleder und hellgrauer Stoff mit orange abgesetzten Nähten und Kedern. Das sieht sehr hübsch aus, ebenso wie die Korkoberflächen hier in der Mitte und hier unten. Die erinnern nebenbei daran, dass Mazda 1920 als Korkhersteller gegründet wurde. Insgesamt herrscht hier eine ganz ausgewogene Mischung zwischen analogen und digitalen Bedienelementen. Der zentrale große Bildschirm hier zum Beispiel, der wird über diesen Drehdrücksteller auf der Mittelkonsole bedient. Wir haben eine Regelung für die Lautstärke analog und auch die Klimabedienung hier: Die kann über Tasten erfolgen oder eben über kurzes Antippen auf dem Bildschirm. Hier haben wir ein schlankes Dreispeichenlenkrad, und dahinter im zentralen Cockpit gibt es ausführliche Informationen über die Reichweite, und zwar aufgeteilt in die rein elektrische Reichweite und die Reichweite der Elektrizität, die per Wankelmotor noch erzeugt werden kann. Hier beispielsweise: Wir kommen nur noch mit dem, was im Akku vorhanden ist an Energie, 39 Kilometer weit und dazu noch 480 Kilometer mit dem Sprit, der dann in Strom umgewandelt wird. Dieses System, das starten wir jetzt wieder und drehen noch eine Runde. Das Konzept mit einem Wankelmotor als Reichweitenverlängerer, das ist schon ziemlich einzigartig in der Automobilwelt. Und trotzdem: Trotz dieses sehr ungewöhnlichen Antriebsstrangs muss man sagen, das Fahrgefühl, das ist absolut unkompliziert, angenehm, agil, flott, leise, also typisch Elektroauto. Allerdings: Wenn der Wankelmotor anspringt, dann ändert sich natürlich die Klangkulisse, dann merkt man, dass ein Verbrenner an Bord ist. Die große Frage lautet ja eigentlich: Lohnt sich dieser Aufwand, lohnt sich dieser exotische Antrieb überhaupt? Und da muss man eine zweigeteilte Antwort geben. Was die Reichweitenangst betrifft, da lohnt er sich, klar, man muss hier keine Sorge haben, ob man wirklich jetzt noch bis zur nächsten Ladesäule durchhält, denn man kann ja jederzeit Benzin tanken. Bezogen auf die Sparsamkeit eindeutig: nein. Denn ein Normdurchschnittsverbrauch von 18,3 Kilowattstunden Strom pro 100 Kilometer plus einem Liter Benzin pro 100 Kilometer, das ist also ein gewichteter Durchschnittsverbrauch, der ist natürlich alles andere als sparsam. Wir fahren jetzt gerade mit 7,7 Liter Sprit pro 100 Kilometer und 17,3 Kilowattstunden Strom pro 100 Kilometer. Das ist also jetzt nicht besonders effizient. Deswegen muss man sagen: großes Techniktrara, wenig Effizienzertrag. Wir halten gleich noch mal an, schauen in den Kofferraum und ziehen ein Fazit.«
Jürgen Pander, Ressort Mobilität:
»332 Liter passen rein. Wenn die Rücksitzlehnen umgeklappt werden, werden daraus 1137 Liter. Hier unten ist ein bisschen Kleinkram untergebracht. In dieser Tasche befindet sich das Ladekabel, und es gibt, ähnlich wie in der Mittelkonsole, auch hier hinten eine 230-Volt-Steckdose. Die liefert sogar 1500 Watt. Man könnte also einen Elektrogrill anschließen.«
Jürgen Pander, Ressort Mobilität:
»Kommen wir zum Fazit: Gut gefallen uns am Mazda MX-30 R-EV das ansprechende Interieur, das feine Fahrgefühl und die praktische Ausstattung, etwa mit den Steckdosen. Weniger gut gefallen uns die eher unpraktischen Freestyle-Türen, dann die mickrigen und feststehenden hinteren Seitenfenster und der geringe Spareffekt trotz der aufwendigen Technik.«
Niko Bünten, Videojournalist:
»Und der Preis? Was kostet der Wagen hier?«
Jürgen Pander, Ressort Mobilität:
»Den Mazda MX-30 R-EV, den gibt es ab 35.990 Euro. Unser Testwagen mit Vollausstattung, der kostet 43.240 Euro. Aber vielleicht kann man sich das ja so ein bisschen schönrechnen, indem man sagt: Na ja, ich kriege ja immerhin drei Autos. Ein kompaktes Elektroauto, ein Langstreckenfahrzeug ohne lange Ladestopps und dann noch, wegen des Wankelmotors, ein Auto zum Angeben.«