
Der heilige Markus im Petersdom (2024, da lebte der Papst noch)
Foto: Oliver Weiken / picture alliance / dpaDer Kalender schrieb den 26. April als der heilige Markus vom Himmel hinabfuhr und Rom mit seiner Anwesenheit beglückte. Fünf Bilder seines Antlitzes schenkte er den Menschen von diesem Besuch in der italienischen Hauptstadt und dem Vatikan.
Das unbefleckte Auge mag sich gewundert haben, wer dieser Klobrillenbarttragende Mann mit dem außerordentlichen Geltungsdrang ist. Der gemeine deutsche Social-Media-User jedoch wusste sofort: Markus Söder is back und zwar mit mehr Main-Character-Syndrome than ever. Denn die Reise mit sehr hoher Selfiedichte war nicht etwa ein schöner Italienurlaub des CSU-Chefs und bayerischen Ministerpräsidenten; Anlass war der Trauerakt für Papst Franziskus.
400.000 Gläubige versammelten sich auf und um den Petersplatz und entlang des Trauerzugs bis zur Basilika Santa Maria Maggiore, um sich von ihrem Pontifex zu verabschieden. Delegationen aus der ganzen Welt reisten an: Trump, Biden, Scholz, Macron, von der Leyen, Guterres, Königfamilien, Kleriker und Familienangehörige von Jorge Mario Bergoglio. Sie alle waren da, um Franziskus die letzte Ehre zu erweisen, nachdem dieser am Ostermontag im Alter von 88 Jahren verstorben war.
Donald Trump fiel zwar mit seinem blauen Anzug auf, da die Kleiderordnung einen schwarzen verlangte. Doch niemand, wirklich niemand löste mit seinem Verhalten so viele Side Eyes aus, wie Markus Söder. Und er gehörte noch nicht einmal zur offiziellen deutschen Delegation. Katholik ist er auch nicht. Trotzdem wollte er sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, die Beerdigung des Papstes zu seiner Bühne zu machen.
Nehmt dem Mann das Handy weg!
Ein Selfie mit strahlendem Grinsen und dem Bundespräsidenten aus dem Regierungsflieger. Markus, wie er die Treppen des Fliegers herabschreitet. Ein Bild des Papst-Sarges. Söder auf dem Petersplatz von links, rechts, vorne, unten. #Trauer #Abschied #Franziskus #Papst #Dankbarkeit. Ein Video gab es auch noch.
Vom Trauergottesdienst in der Münchner Marienkirche folgten weitere Söder-Ikonen. #Glauben. Auch als Atheist betete man zu Gott, dass jemand dem Söder das Handy wegnimmt.
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Marie-Agnes Strack-Zimmermann sah es wohl ähnlich: »Beerdigungs-Reiseselfies haben doch etwas recht Würdeloses. Die Beerdigung des Papstes ist nicht das Oktoberfest. Da kann man schon froh sein, dass Söder nicht auch noch einen Döner in der Hand hat«, schrieb die FDP-Politikerin. Die Grüne Ricarda Lang fand schnell das passende Meme.
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Die Kommentare zu Söders Posts: »Pietätlos« / »Wie viele Minuten wohl zwischen einem Selfie vom Papstbegräbnis und einem Selfie vor einem gigantischen Spaghetti-Eisbecher liegen?« / »Selbstdarsteller« / »Narzisst«.
Und dann sind es noch nicht mal gute Bilder. Wie aufgebläht muss das eigene Ego sein: Lieber ein mieses Bild von sich bei einer Beerdigung hochzuladen, als – und das wäre tatsächlich für die meisten anderen die stabilere Option gewesen – keins. Aber Markus Söder postet auch ein verpixeltes Porträt, welches entweder mit einer Kartoffel aufgenommen wurde oder so nah herangezoomt ist, dass auch ja der Fokus auf einem übergroßen Bayer liegt. Egal, wie sehr die Bildqualität darunter leidet. Hauptsache, Markus findet statt.
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Man kann von der katholischen Kirche, dem Papstamt und einem so pompösen Trauerakt für eine einzelne Person in Zeiten von Kriegen, Amokläufen und Hungersnöten halten, was man möchte. Am Ende des Tages aber sollte eine Beerdigung ein Ort des Respekts und des Anstands sein, bei der es um den Verstorbenen, dessen Angehörige und in diesem Fall dessen Glaubensgemeinschaft geht.
Egal ob Petersplatz oder Dorfkapelle in Hintertupfing. Ein Selfie von einer Trauerfeier gehört sich einfach nicht.
Es gibt Momente im Leben, und Markus, let me hold your hand, when I tell you this, da geht es nicht um einen selbst.