Laurence Equilbey: Eine Supermacht gegen Tyrannen

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Die französische Dirigentin Laurence Equilbey verknüpft Beethoven schon mal mit Comic und Manga. Jetzt führt sie mit ihren Ensembles Schumanns geheimnisvolles Meisterwerk "Das Paradies und die Peri" auf.

 Laurence Equilbey wurde 1962 in Paris geboren.
Laurence Equilbey wurde 1962 in Paris geboren. © Joel Saget/​AFP/​Getty Images

In seinem Zyklus Bilder einer Ausstellung hat Modest Mussorgsky ein kurioses französisches Stadt-Land-Gefälle komponiert. Während er in den Tuilerien artige Hauptstadtkinder mit hochgezogenen Kniestrümpfen spielen und allenfalls im Mezzoforte streiten lässt, geht es in den ländlichen Départements derber zu. Auf dem Marktplatz von Limoges wird hemmungslos geschwatzt, zungenflink gezetert, alle fallen einander ins Wort, und wer die lauteste Stimme hat, verkauft am besten.

Mussorgskys Komponistenfantasie ist das eine, die französische Realität das andere. In Montpellier, Lille oder der Auvergne gibt es nicht mehr oder weniger Red- und Singseligkeit als in Paris. Doch gerade wenn sich die Franzosen chorisch äußern, konzentriert sich vieles auf die Hauptstadt. Guter alter Zentralismus: Dort findet man die großen Säle, dort sitzen die Sponsoren, dort befindet sich ein riesiges Publikum mit zahllosen Touristen, und dort sitzt auch die nationale Rundfunkanstalt. Der hellste Stern am Pariser Chorhimmel ist der Kammerchor Accentus: Dieses Profiensemble macht seit 1991 durch seine unvergleichliche vokale Strahlkraft von sich reden, aber auch durch seine Programme, die immer überraschend und fantasievoll sind. Kaum haben die Chorleute Akrobatisches von Pascal Dusapin gemeistert, rühmen sie die Ehre Gottes in Haydns Oratorium Die Schöpfung; kaum haben sie den Jägerchor in Webers Freischütz mit deutscher Deftigkeit bestückt, bringen sie die hochkatholischen Chorwerke von Francis Poulenc zum Glühen.

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