Sean Combs: Zeuge spricht zu Prozessauftakt über »teuflischen« Blick

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In New York startet der Prozess gegen den Rapper Sean Combs. Zu Beginn hat die Anklage dem Rapper schwere Sexualverbrechen und grausame Missbrauchsszenen vorgeworfen.

Für die Öffentlichkeit sei der 55-Jährige die kulturelle Ikone Puff Daddy oder Diddy gewesen, sagte Staatsanwältin Emily Johnson übereinstimmenden Medienberichten zufolge. »Aber es gab auch eine andere Seite an ihm. Eine Seite, die in kriminelle Machenschaften verstrickt war.« Er habe eine Reihe von Frauen sexuell missbraucht. »In diesem Fall geht es nicht um die privaten sexuellen Vorlieben einer berühmten Persönlichkeit«, sagte Johnson. Vielmehr gehe es um »Zwang und kriminelle Taten«.

Combs' Verteidigung räumte in ihrem Auftaktplädoyer ein, dass der Grammy-Gewinner zwar häusliche Gewalt gegen Frauen ausgeübt habe, die Vorwürfe des Sexhandels aber nicht zuträfen. Anwältin Teny Geragos sagte, Combs sei eine Person mit großen charakterlichen Schwächen – doch er sei kein Menschenhändler und habe auch niemanden zum Sex gezwungen. Es gehe in dem Fall um »Liebe, Eifersucht, Untreue und Geld«. Die Frauen, die den Rapper anklagten, seien »fähige, starke, erwachsene Frauen«.

Combs bildet beim Betreten des Gerichtssaals mit den Händen ein Herzzeichen für seine Familie (Gerichtszeichnung)

Combs bildet beim Betreten des Gerichtssaals mit den Händen ein Herzzeichen für seine Familie (Gerichtszeichnung)

Foto: Elizabeth Williams / AP / dpa

Unter den Vorwürfen gegen Combs sind schwere Gewaltakte gegen eine ehemalige Freundin, die er zum Sex mit männlichen Prostituierten gezwungen habe, um sie dabei zu filmen und mit dem Material zu erpressen. Zudem habe Combs Frauen mehrmals tagelang unter Drogen gesetzt und sie zum Sex gezwungen. Er habe sich selbst als König bezeichnet »und erwartet, auch so behandelt zu werden«, sagte die Staatsanwältin.

Zu den Gewaltakten gegen Combs' Ex-Freundin in einem Hotel wurde am Montag auch der erste Zeuge des Prozesses, ein Sicherheitsmann, befragt. Berichten zufolge sprach der Mann über offensichtliche Merkmale von Gewalteinwirkung bei der Frau und beschrieb Combs' Blick als »teuflisch«.

Combs plädiert auf nicht schuldig

Combs sitzt seit Mitte September in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Sexhandel, Organisierte Kriminalität und andere Vergehen vor. Neben der Anklage der New Yorker Staatsanwaltschaft gibt es auch noch zahlreiche Zivilklagen gegen den Rapper. Unter anderem vertritt eine Anwaltskanzlei im texanischen Houston eigenen Angaben zufolge rund 120 Menschen mit Vorwürfen gegen Combs.

Der Rapper wies bislang alle Vorwürfe zurück und plädierte auf nicht schuldig. Seine Anwälte argumentierten im Vorfeld unter anderem, dass Combs einen »Swinger-Lifestyle« gelebt habe und möglicherweise etwa durch Drogen nicht komplett zurechnungsfähig gewesen sein könnte.

Jury eingeschworen

Richter Arun Subramanian hatte am Morgen die ausgewählte Jury eingeschworen und das international beachtete Verfahren inhaltlich eröffnet. Der Prozess dürfte Beobachtern zufolge etwa acht Wochen andauern. Combs – vor Gericht mit einem grauen Pullover bekleidet – droht eine lebenslange Freiheitsstrafe. Zum Prozessbeginn waren auch mehrere seiner Kinder und seine Mutter im Gerichtssaal in New York anwesend.

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