Bei Demonstrationen gegen die Regierung Netanjahu wurden mehr als 30 Menschen festgenommen. Das Militär bereitet sich auf den Einsatz in der Stadt Gaza vor. Das Liveblog
Aktualisiert am 17. August 2025, 20:03 Uhr
Festnahmen bei Demonstrationen für Kriegsende
In Israel haben Tausende Menschen für ein Ende des Krieges im Gazastreifen und für eine Freilassung der dort festgehaltenen Geiseln demonstriert. Mehr als 30 Menschen wurden nach Angaben der Polizei festgenommen. Einige Protestierende hätten sich Rangeleien mit Polizisten geliefert. In Jerusalem wurden Wasserwerfer gegen Demonstranten eingesetzt.
Mehrere wichtige Verkehrsachsen wurden von Demonstranten blockiert, während in Jerusalem und Tel Aviv viele Geschäfte geschlossen blieben. Die Demonstrierenden riefen die israelische Regierung auf, ihren Plan rückgängig zu machen, die Stadt Gaza und andere Gebiete im Gazastreifen einzunehmen. Regierungschef Benjamin Netanjahu warf den Demonstranten vor, die radikalislamische Hamas zu stärken.
Zu dem landesweiten Streik hatte unter anderem die größte Vereinigung von Angehörigen aufgerufen. Zahlreiche Unternehmen sowie Kommunen streikten als Ausdruck der Solidarität. Auch die beiden großen Theater in Tel Aviv stoppten ihre Aufführungen.
Geschoss aus dem Jemen in Tel Aviv abgefangen
Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben eine aus dem Jemen auf Israel abgefeuerte Rakete abgefangen. Zuvor hatte es in mehreren Regionen Israels Raketenalarm gegeben, erstmals seit fast drei Wochen auch wieder in der Küstenmetropole Tel Aviv. Im Stadtzentrum war ein dumpfer Knall zu hören. Auch in Jerusalem waren laut Nachrichtenagentur Reuters Sirenen zu hören.
Der Raketenangriff geschah während eines Tages breiter Proteste in Israel, bei denen ein Ende des Gaza-Kriegs und eine Freilassung der Geiseln der islamistischen Hamas gefordert wurden.
Israel bereitet Gaza-Einsatz vor
Das israelische Militär bereitet sich auf einen Einsatz in der Stadt Gaza im Gazastreifen vor. Israels Generalstabschef Ejal Zamir teilte mit, die Ausweitung des Gazakriegs und der Einsatz gegen die Hamas in der Stadt Gaza solle bald beginnen. "Heute genehmigen wir den Plan für die nächste Phase des Krieges“, sagte Zamir Armeeangaben zufolge.
Indes werde die Lieferung von Zelten in den Gazastreifen wieder aufgenommen, kündigte die für zivile Angelegenheiten der Palästinenser zuständige israelische Militärbehörde Cogat indes an.
Hier lesen Sie mehr:
Israel greift Kraftwerk im Jemen an
Israel hat die vom Iran unterstützte Huthi-Miliz aus der Luft im Jemen angegriffen. Laut einem Bericht des von den Huthi betriebenen Fernsehsenders Al-Massirah wurde ein Kraftwerk im Bezirk Sanhan der Hauptstadt Sanaa getroffen. Demnach brach ein Feuer aus. Die Anlage sei außer Betrieb, hieß es weiter.
Das israelische Militär berichtete von Angriffen auf von den Huthi genutzte Energie-Infrastruktur. Dabei handele es sich um Vergeltung für Raketen- und Drohnenangriffe der Miliz auf Israel.
Zahl der getöteten humanitären Helfer im Gazakrieg besonders hoch
Im Jahr 2025 wurden weltweit bereits 265 humanitäre Helfer im Einsatz getötet. Das geht aus der Aid Worker Security Database hervor. Den Angaben zufolge ist die Situation wie im Vorjahr mit weitem Abstand am gefährlichsten durch den Krieg in den Palästinensischen Gebieten. Dort liegt die Zahl der getöteten Helfenden bereits bei 173, im Vorjahr waren es insgesamt 185. Der Großteil der Menschen wurde demnach bei Luftangriffen im Gazakrieg getötet. Bislang fanden in der Region 108 erfasste Angriffe auf humanitäre Helfer statt.
Dahinter folgen die Nachbarstaaten Sudan und Südsudan. Im Sudan gab es demnach bisher 32 Angriffe mit 36 Toten (2024: 64 Attacken und 60 Tote), im Südsudan waren es 41 Angriffe mit 14 Toten (2024: 47 Attacken mit 12 Toten). Mit 10 Toten in der Demokratischen Republik Kongo (2024: 9), mit 7 Toten im Iran (2024: 2) und mit 6 Toten im Jemen (2024: 1) wurden die Vorjahreswerte in diesen Ländern bereits übertroffen.
USA lassen hilfsbedürftige Kinder aus Gaza nicht mehr einreisen
Die US-Regierung will Kindern aus dem Gazastreifen vorerst keine humanitären Visa mehr erteilen. Diese wurden zuvor vereinzelt vergeben, um Kindern aus dem belagerten Gebiet eine medizinische Versorgung in den USA zu ermöglichen. Die US-Hilfsorganisation Heal Palestine kritisierte die Aussetzung scharf. Dank der Visa habe man zuletzt "die größte einzelne Evakuierung" verletzter Kinder aus Gaza in die USA ermöglicht.
Der Entscheidung vorausgegangen waren mehrere Posts der rechtsextremen US-Influencerin Laura Loomer. Sie hatte sich empört, durch die humanitären Visa würden die USA "mit Dschihadisten überflutet". Loomer wird großer Einfluss auf Präsident Donald Trump nachgesagt. Wie es mit den Visa weitergeht, will das zuständige US-Außenministerium prüfen.
Lesen Sie die ganze Nachricht hier:
Demonstranten blockieren Straßen bei landesweitem Streik in Israel
Bei einem landesweiten Protest haben zahlreiche Menschen in Israel erneut die sofortige Freilassung der Geiseln sowie ein Ende des Krieges im Gazastreifen gefordert. Laut israelischen Medien versammelten sich die Demonstranten vor den Wohnhäusern mehrerer israelischer Politiker, darunter Bildungsminister Joaw Kisch und Wirtschaftsminister Nir Barkat. Zudem blockierten sie zahlreiche Straßen im Land, darunter auch eine zentrale Schnellstraße in Tel Aviv. Die Demonstranten riefen die israelische Regierung dazu auf, ihre Entscheidung rückgängig zu machen, Gaza und andere Gebiete im Gazastreifen einzunehmen.Die heutigen Proteste seien "nur der Anfang“, sagte die Angehörige Lishay Miran-Lavi, deren Ehemann Omri Miran weiterhin als Geisel festgehalten wird, der Zeitung Ha'aretz.
„"Wir planen, den Kampf von nun an zu eskalieren, bis alle Geiseln wieder zu Hause sind. Wir haben keine andere Wahl.““
Lishay Miran-LaviDie Organisation der Geiselangehörigen hatte zu dem landesweiten Streik aufgerufen. Man werde "das Land zum Stillstand bringen“, kündigte Einav Zangauker, deren Sohn sich ebenfalls noch in Geiselhaft befindet, bei einer Kundgebung an.
Zivilschutzbehörde meldet 39 Tote bei israelischen Angriffen
Israelische Angriffe am Samstag sollen im Gazastreifen nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Zivilschutzes mindestens 39 Menschen getötet haben. Unter den Toten seien auch mehrere Kinder, sagte der Sprecher der Behörde, Mahmud Bassal. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
In Gaza sei der Stadtteil Seitun seit einer Woche heftigem Beschuss der israelischen Armee ausgesetzt. "Wir schätzen, dass mehr als 50.000 Menschen sich noch in Seitun befinden, die meisten ohne Wasser und Nahrungsmittel", sagte Bassal.
Israels Militär äußerte Zweifel an den gemeldeten Opferzahlen. Die Armee warf der Behörde vor, Todesfälle ohne direkten Zusammenhang zum aktuellen Konflikt ebenfalls israelischen Angriffen zuzuschreiben. Außerdem werde bei den Angaben nicht zwischen "Zivilisten und Terroristen“ unterschieden.
Forum israelischer Geiselangehöriger kündigt landesweiten Streik an
Im Zentrum von Tel Aviv hat es wieder eine Großdemonstration für ein rasches Ende des Gazakriegs und einen Deal zur Freilassung der Geiseln aus der Gewalt der Hamas gegeben. Dem Aufruf des Forums der Geiselangehörigen folgten mehrere Tausend Menschen. Medienberichten zufolge protestierten Menschen auch in Haifa, Jerusalem und Be'er Scheva.
Am heutigen Sonntag will das Forum einen landesweiten Streik durchführen, wie mehrere Redner betonten. Der Sonntag ist in Israel entsprechend dem jüdischen Kalender der erste Arbeitstag der Woche. Der Umfang des Streiks ist bisher schwer abschätzbar. Der mächtige Gewerkschaftsdachverband Histadrut schloss sich ihm nicht an.
Nach israelischer Einschätzung hält die Hamas im Gazastreifen neben den lebenden Geiseln die Leichen von 30 weiteren Verschleppten fest.
Israel beginnt mit Vorbereitung weiterer Zwangsumsiedlungen im Gazastreifen
Israel bereitet vor der geplanten Ausweitung des Gazakriegs die Umsiedlung von Palästinensern innerhalb des abgeriegelten Küstenstreifens vor. Morgen werde die Lieferung von Zelten und Ausstattung für Unterkünfte wieder aufgenommen werden, teilte die Militärbehörde Cogat auf X mit. So solle die Bevölkerung aus Kampfgebieten wegbewegt werden. Die Menschen würden "zu ihrem Schutz" in den südlichen Gazastreifen gebracht. Faktisch sind die Maßnahmen weitere Zwangsumsiedlungen der Bevölkerung im Gazastreifen. Einen konkreten Ort gab die Behörde nicht bekannt.
Israels früherer Botschafter Stein sieht keinen Bruch mit deutscher Staatsräson
Für den früheren israelischen Botschafter in Deutschland, Shimon Stein, handelt es sich bei der Teilaussetzung der Lieferung von Rüstungsgütern von Deutschland nach Israel um eine "Entscheidung aus der Not“. Bundeskanzler Friedrich Merz habe eine von Frustration getriebene Bauchentscheidung getroffen, sagte Stein der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.
Einen Bruch mit der deutschen Staatsräson sehe er nicht, sagte Stein. Die Debatte verdeutliche aber das Dilemma: "Einerseits ist Deutschland Grundprinzipien wie dem Völkerrecht und dem humanitären Recht verpflichtet. Auf der anderen Seite steht die Staatsräson, die Israel einen gewissen Sonderstatus verleiht.“
In der Vergangenheit habe man den Eindruck gewinnen können, dass die Staatsräson das größere Gewicht habe, sagte Stein. "Die jetzige Entscheidung von Merz zeigt in eine andere Richtung. Flapsig ausgedrückt: Die Staatsräson ist auch keine heilige Kuh."
Menschen aus Gazastreifen erhalten vorerst keine Besuchervisa für die USA
Das US-Außenministerium setzt die Vergabe sämtlicher Besuchervisa für Personen aus dem Gazastreifen aus. Als Begründung nannte das Ministerium eine "vollständige und gründliche Überprüfung der Verfahren und Vorgehensweisen". Zuletzt sei eine kleine Zahl von temporären medizinisch-humanitären Visa ausgestellt worden.
Dänemarks Ministerpräsidentin erwägt Sanktionen gegen Israel
Die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen hat angekündigt, den Druck auf Israel erhöhen zu wollen. "Netanjahu ist nun selbst ein Problem", sagte Frederiksen über ihren israelischen Amtskollegen im Interview mit der Zeitung Jyllands-Posten. Die israelische Regierung gehe "zu weit". Die dänische Regierungschefin gehört dem Mitte-rechts-Lager an, ihr Land hat im Juli turnusgemäß die halbjährliche EU-Ratspräsidentschaft übernommen.
„"Wir sind eins der Länder, die den Druck auf Israel erhöhen wollen, aber wir haben noch keine Unterstützung der EU-Mitglieder erhalten."“
Dänemarks Ministerpräsidentin Mette FrederiksenFrederiksen verurteilte die humanitäre Lage im Gazastreifen als "absolut entsetzlich und katastrophal". Zudem kritisierte sie Pläne israelischer Politiker für neue Siedlungsprojekte im Westjordanland. Sie wolle politischen Druck und Sanktionen, "sei es gegen Siedler, Minister oder sogar Israel insgesamt", in Erwägung ziehen. "Wir schließen nichts im Voraus aus. Genau wie bei Russland gestalten wir die Sanktionen so, dass sie dort wirken, wo sie unserer Meinung nach die größte Wirkung erzielen", sagte Frederiksen.
Palästinenser melden acht Tote bei israelischem Angriff in Gaza
Bei einem israelischen Luftangriff in der Stadt Gaza sind palästinensischen Angaben zufolge acht Menschen getötet worden. Zehn weitere Menschen erlitten bei dem Angriff auf eine Flüchtlingsunterkunft im Stadtteil Rimal Verletzungen, wie Rettungskräfte berichteten. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen. Das israelische Militär äußerte sich zunächst nicht zu dem Vorfall.
Israels Armee bestätigt Vorrücken in Gaza-Stadt
Nach eigenen Angaben des israelischen Militärs ist die Armee in den Vororten der Stadt Gaza vorgerückt. Unter anderem seien israelische Einheiten im Viertel Seitun am Stadtrand im Einsatz gewesen. Dabei wurde das israelische Militär eigenen Angaben zufolge von einer Panzerabwehrrakete angegriffen.
"Die Truppen orten Sprengkörper, eliminieren Terroristen und zerstören terroristische Infrastruktur über und unter der Erde“, teilte die Armee weiter mit. Zudem soll ein Waffenlager zerstört worden sein. Der Plan sei, die Stadt Gaza sowie die in Al-Mawasi im Zentrum des Gazastreifens liegenden Flüchtlingslager einzunehmen. Bewohner der Stadt Gaza hatten in den vergangenen Tagen gegenüber Reportern der Nachrichtenagentur AFP berichtet, dass die Luftangriffe auf Wohngebiete zugenommen hätten.
Vor einer Woche hatte Israels Sicherheitskabinett Pläne für die Einnahme der gesamten Stadt beschlossen.