Bei den Präsidentschaftswahlen in Bolivien liegt im ersten Wahlgang der Senator Rodrigo Paz vorn. Eine Stichwahl gegen Ex-Präsident Jorge Quiroga zeichnet sich ab.
18. August 2025, 3:52 Uhr Quelle: DIE ZEIT, Reuters, AFP, lp
Bei den Präsidentschaftswahlen in Bolivien liegt laut Prognosen der rechts-zentristische Senator Rodrigo Paz in Führung. Paz landete demnach im ersten Wahlgang überraschend mit rund 32 Prozent auf dem ersten Platz. Der konservative Kandidat Jorge "Tuto" Quiroga, der das Präsidentenamt vor 25 Jahren schon einmal innehatte, kam auf rund 27 Prozent der Stimmen.
Damit ist eine Stichwahl zwischen den beiden Kandidaten sehr wahrscheinlich. Laut den Wahlregelungen bräuchten Kandidaten für einen Sieg im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit oder mehr als 40 Prozent der Stimmen bei einem Vorsprung von 10 Prozentpunkten.
Die Wahlen fanden inmitten einer schweren Wirtschaftskrise in dem südamerikanischen Land statt. In der bolivianischen Bevölkerung ist der Wunsch nach einem grundlegenden politischen Wandel weitverbreitet. "Wir erleben eine enorme Krise, und wir brauchen eine Veränderung", sagte etwa die 62-jährige Alicia Vacaflor, eine Importeurin von Industriemaschinerie, nach ihrer Stimmabgabe in einer Schule in La Paz.
Niederlage linker Regierungspartei vorab erwartet
Vor der Wahl war erwartet worden, dass die linksgerichtete MAS-Partei des amtierenden Präsidenten Luis Arce und seines Vorgängers Evo Morales nach 20 Jahren an der Macht abgestraft werden würde. Unter Morales – dem ersten indigenen Präsidenten in der Geschichte des Landes – hatte Bolivien mehr als ein Jahrzehnt lang ein starkes Wirtschaftswachstum erlebt.
Der Linkspolitiker verstaatlichte den Gassektor und investierte die Einnahmen in Sozialprogramme. Die extreme Armut im Land wurde halbiert. Zu geringe Investitionen im Gassektor führten schließlich jedoch dazu, dass die Einnahmen einbrachen. Morales hatte gedroht, dass seine Anhänger auf die Straße gehen würden, falls eine rechte Regierung an die Macht kommen sollte. Der umstrittene, lange sehr beliebte Politiker, regierte das Land von 2006 bis 2019.
Vergleiche zur Wahl Mileis in Argentinien
Politikexperten vergleichen die Situation in Bolivien mit der im Nachbarland Argentinien, wo die Wähler 2023 inmitten einer schweren Wirtschaftskrise die langjährige Regierung der linksgerichteten Peronisten beendet hatten. Zum Präsidenten gewählt wurde dort damals der ultrarechte und radikal marktliberale Javier Milei.
Zu der Wahl in Bolivien waren knapp acht Millionen Bürgerinnen und Bürger in dem Andenstaat aufgerufen, dabei galt eine Wahlpflicht. Die Wähler hatten zwischen acht Präsidentschaftskandidaten zu entscheiden und die 166 Mitglieder beider Parlamentskammern zu bestimmen. Die Stichwahlen sind für den 19. Oktober angesetzt.