Konklave: So wird der Papst gewählt

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133 Kardinäle entscheiden in den kommenden Wochen, wer das neue Oberhaupt der katholischen Kirche wird. Wie läuft die Wahl ab? Wer sind die Kandidaten? Ein Überblick

Aktualisiert am 30. April 2025, 11:05 Uhr Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, AFP, KNA, , ,

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 Papst Franziskus ist gestorben. Wie geht es nun weiter?
Papst Franziskus ist gestorben. Wie geht es nun weiter? © Tiziana Fabi/​AFP/​Getty Images

Am Ostermontag ist Papst Franziskus im Alter von 88 Jahren gestorben. Er wurde in Argentinien geboren und war somit der erste Papst seit dem 8. Jahrhundert, der nicht aus Europa kam. Wie geht es nun weiter? Und wie wird Franziskus' Nachfolger gewählt?

Alle Fragen im Überblick:

Was ist das Konklave?

Die Versammlung, während der die Kardinäle wählen, wird als Konklave bezeichnet. Der Begriff stammt aus dem klassischen Latein und leitet sich von cum clave ("mit dem Schlüssel") ab. Übersetzt bedeutet Konklave in etwa "verschlossener Raum" – denn während des Wahlvorgangs sind die Kardinäle von der Außenwelt abgeschlossen. Solange das Konklave andauert, sollen die Teilnehmer keinerlei Kontakt mit Außenstehenden haben. Zudem ist vorgeschrieben, die Abläufe in der Vatikanstadt so zu regeln, dass die Geheimhaltung der Wahl garantiert werden kann.

Am Konklave teilnehmen dürfen alle Kardinäle, die zum Zeitpunkt des Todes oder Rücktritts eines Papstes das 80. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Im Kirchenrecht ist ihre Zahl eigentlich auf 120 begrenzt, diese Regelung wurde jedoch in der Vergangenheit wiederholt außer Kraft gesetzt – so auch von Franziskus selbst. Aktuell gibt es insgesamt 252 Kardinäle, von denen 135 unter 80 und damit theoretisch wahlberechtigt sind. Da bereits zwei von ihnen mitteilten, aus gesundheitlichen Gründen nicht anreisen zu können, werden maximal 133 Kardinäle am Konklave teilnehmen.

Die Wahl soll am 15. Tag nach dem Tod des Papstes beginnen, allerdings gibt es hier einige Tage Spielraum, falls Kardinäle länger zur Anreise brauchen. Spätestens 20 Tage nach dem Tod des Papstes muss sie beginnen. Die Kardinäle werden vom Dekan des Kardinalskollegiums einberufen. Aktuell ist das der 91-jährige Italiener Giovanni Battista Re.

Wohl kaum eine andere Wahl ist so detailliert geregelt wie die eines Papstes. Die in Rom anwesenden wahlberechtigten Kardinäle ziehen von der Cappella Paolina im Apostolischen Palast in die Sixtinische Kapelle ein. Der Einzug richtet sich nach ihrer Rangfolge. Die zuletzt ernannten aus der niedrigsten Klasse der Kardinäle, der Kardinaldiakone, stehen an der Spitze.

Der ranghöchste Kardinalbischof unter 80 Jahren – der 70-jährige Pietro Parolin, der das Konklave leitet – zieht als letzter in die Sixtinische Kapelle ein. Dort müssen die Kardinäle unter Eid versprechen, die Wahlvorschriften gewissenhaft zu beachten und absolute Geheimhaltung zu wahren. Anschließend ruft der päpstliche Zeremonienmeister "extra omnes" ("alle hinaus"). Daraufhin müssen alle am Konklave beteiligten Nichtwähler die Kapelle verlassen. Es folgt ein geistlicher Vortrag.

Wie wird der neue Papst gewählt?

Während des Wahlgangs treten die Kardinäle zur Abgabe ihres Stimmzettels einzeln vor den Altar, legen den in bestimmter Weise beschriebenen und gefalteten Zettel in die Urne und sprechen eine weitere Eidesformel, mit der sie Christus als Zeugen für ihre Wahl anrufen. Anschließend wird die Wahlurne geschüttelt, und die Stimmen werden öffentlich ausgezählt.

Gewählt werden muss der neue Pontifex im Konklave mit Zweidrittelmehrheit. Wird diese im ersten Wahlgang am ersten Tag erreicht, ist ein neuer Papst gewählt. Wenn nicht, gibt es weitere Wahlgänge – zwei pro Tag. Für den Fall, dass die Kardinäle sich nicht einigen können, werden die Wahlgänge nach drei Tagen für höchstens einen Tag unterbrochen. Bekommt kein Kandidat die nötige Mehrheit, wird eine Stichwahl zwischen den beiden Kardinälen mit den meisten Stimmen abgehalten. Sie selbst dürfen bei diesem Wahlgang nicht mehr abstimmen.

Nach jedem Wahlgang werden die Stimmzettel samt Unterlagen verbrannt. Dabei wird mittels Kartuschen mit bestimmten chemischen Inhaltsstoffen schwarzer oder weißer Rauch als Signal für die Öffentlichkeit erzeugt. Schwarz, solange kein Papst gewählt wurde – weiß, wenn die Wahl erfolgreich war.

Nach erfolgter Wahl fragt der Kardinaldekan den Gewählten, ob er die Wahl annimmt und welchen Namen er sich gibt. Darüber fertigt der Päpstliche Zeremoniar eine Urkunde aus. Danach teilt der Kardinalprotodiakon den auf dem Petersplatz wartenden Menschen mit den Worten "Habemus Papam" ("Wir haben einen Papst") die Wahl sowie den Namen des neuen Papstes mit. Dieser spendet dann seinen ersten Segen urbi et orbi.

Wann findet die Papstwahl statt?

Die Phase zwischen dem Tod des Kirchenoberhauptes und der Wahl eines neuen Papstes wird als Sedisvakanz, die Zeit des leeren Stuhls, bezeichnet. Sie ist durch ein festes Protokoll strukturiert. Voraussichtlich am Mittwoch soll der Leichnam von Franziskus in den Petersdom überführt werden, damit Gläubige dort von ihm Abschied nehmen können. Die Beerdigung findet normalerweise vier bis sechs Tage nach dem Tod statt. Darauf folgt wiederum eine neuntägige Trauerfeier, die Novendiale.

Erst wenn diese abgeschlossen ist, dürfen die Kardinäle zum Konklave zusammentreten. Die Papstwahl muss frühestens am 15. und spätestens am 20. Tag nach dem Tod des Papstes beginnen. Demnach beginnt das Konklave voraussichtlich zwischen dem 5. und dem 10. Mai. Wie lange die Wahl dauert, ist von der Anzahl der Wahlgänge abhängig. Eine zeitliche Begrenzung gibt es nicht. Die Wahl von Papst Gregor X. im 13. Jahrhundert etwa dauerte mehr als zwei Jahre und neun Monate. Franziskus wurde 2013 bereits am zweiten Tag des Konklaves gewählt.

Wer kann Papst werden?

Nach Kirchenrecht kann jeder Katholik, der männlich und unverheiratet ist, zum Papst gewählt werden. In der Praxis wählt das Konklave nur aus den eigenen Reihen. Ein Kandidat soll seine Fähigkeiten als Seelsorger, Theologe und Diplomat unter Beweis gestellt haben, außerdem muss er Italienisch sprechen – das können Kardinäle in der Regel bereits.

Könnte ein deutscher Kardinal Papst werden?

Drei deutsche Kardinäle ziehen in das Konklave ein, das den Nachfolger von Franziskus wählt: Kardinal Gerhard Ludwig Müller, der Münchner Kardinal Reinhard Marx und der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki. Als Papabile, also Papstanwärter, gilt keiner von ihnen – selbst nicht der bekannte Kardinal Marx.

Kardinal Müller gilt als einer der streitbarsten deutschen Theologen. Der 77-Jährige ist dezidierter Vertreter des erzkonservativen Flügels der katholischen Kirche. Reformvorschläge des Papstes hatte er wiederholt kritisiert.

An der Spitze des Bistums Köln steht Kardinal Woelki. Unter seiner Leitung verlor das Bistum den Status als zahlenmäßig größtes deutsches Bistum an das benachbarte Münster. Mit verursacht hat das Schrumpfen des Bistums Woelki mit seiner selbst vom Papst kritisierten Kommunikation bei der Aufarbeitung von Missbrauchstaten. Doch als er auf sein Amt verzichten wollte, nahm Franziskus seinen Rücktritt nicht an. Woelki gehört zu den Stimmführern des konservativen Flügels des deutschen Klerus.

Kardinal Marx war lange der deutsche Theologe, der am engsten mit Papst Franziskus zusammenarbeitete und zu den mächtigsten Geistlichen in der europäischen Kirche gehörte. Auch er bot dem Papst seinen Rücktritt an, was dieser ebenfalls ablehnte. Kritik erhielt auch der 71-jährige Marx bei der Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch. Durch seine vielfältigen Aufgaben ist Marx zwar bestens vernetzt in der Weltkirche – die Wahl zum Papst dürfte dennoch unwahrscheinlich sein.

Wer gilt als Favorit auf die Nachfolge?

Wer als Papst ins Konklave hineingeht, kommt als Kardinal heraus, sagt man im Vatikan. Tatsächlich haben sich in vergangenen Papstwahlen am Ende oft Außenseiter durchgesetzt. Spekulationen gibt es natürlich trotzdem. Schon 2013 hatten viele mit einem Afrikaner oder Asiaten gerechnet. Häufig hört man nun den Namen des Erzbischofs von Kinshasa, der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo: Fridolin Ambongo Besungu. Der 65-Jährige gilt im Vergleich zu seinen Kardinalkollegen aus Europa und Nordamerika als recht konservativ.

Der frühere Erzbischof von Manila, Luis Antonio Tagle, wird immer wieder als aussichtsreichster Kandidat genannt, falls die Wahl im Konklave erstmals auf einen Asiaten fallen sollte. Der 67-Jährige hat auch chinesische Wurzeln.

Fast immer entschieden sich die Kardinäle bisher allerdings für Europäer. Gute Chancen werden unter den Europäern unter anderem dem Primas von Ungarn, Péter Erdő, eingeräumt. Als Vorsitzender der italienischen Bischofskonferenz ist außerdem Matteo Zuppi eine der zentralen Figuren im Vatikan und damit ein natürlicher Anwärter auf die Nachfolge Franziskus'.

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