Es war eines der großen Gesprächsthemen beim zweiten Wochenende des Coachella-Festivals in Kalifornien: Die irische Hip-Hop-Band Kneecap hatte Anti-Israel-Parolen auf der Bühne eingeblendet: Israel begehe in Gaza Genozid, war auf der Leinwand zu lesen und »Fuck Israel, Free Palestine«. Außerdem soll es »Free Palestine«-Gesänge gegeben haben, wie mehrere Medien berichteten.
Schon beim ersten Coachella-Wochenende sorgte der Auftritt der Band, der vom Festival gestreamt wurde, wegen des Israel-Hasses für Kritik. Die Musiker behaupteten später auf X, das Festival hätte ihre Show zensiert, ihre Botschaften zum Gazakrieg seien nicht übertragen worden. Das Kneecap-Konzert des zweiten Wochenendes wurde nicht online gezeigt. Möglicherweise war es dem Festival einfach zu heikel.

Kneecap mit Pali-Tuch beim Coachella-Festival
Foto: Scott Dudelson / Coachella / Getty ImagesIn der vergangenen Woche wurden Kneecap scharf kritisiert. So erklärte etwa Sharon Osbourne, Musikmanagerin, Moderatorin und Ehefrau von Ozzy Osbourne, die Band habe von der Bühne Hassbotschaften verbreitet. Nach ihrem ersten Auftritt hätten die Veranstalter sie beim zweiten Wochenende nicht mehr spielen lassen sollen, sagte Osbourne und forderte dazu auf, den Musikern ihre Arbeitsvisa zu entziehen.
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»Warum sollte uns kümmern, was Sharon Osbourne denkt«, sagte der Manager der Band, Daniel Lambert, dem irischen Rundfunksender RTÉ . Er lobte »den Mut und die Entschlossenheit« seiner Musiker. Kneecap würden eine sehr starke Haltung präsentieren, »insbesondere für junge Leute mit Arbeiterklassenhintergrund«.
Kneecap-Mitglied Mo Chara betonte gegenüber dem »Rolling Stone« , ihre Botschaft sei nicht gegen die einfache Bevölkerung gerichtet, sondern gegen die »widerwärtigen Handlungen der Regierung«. Man sehe es als Verpflichtung an, die Bühne zu nutzen, die die Band habe, um sich zum Thema Palästina zu äußern – erst recht in den USA, »dem Hauptunterstützer und Waffenlieferanten«.
Die nordirische Hip-Hop-Gruppe hat sich Kneecap genannt in Anspielung auf einen Brauch der Terrorgruppe IRA, verhassten Drogendealern in die Kniescheiben zu schießen. Seit 2017 rappt sie in überwiegend irischer Sprache über Selbstbestimmung und Drogen.
International bekannt wurden Kneecap durch den gleichnamigen Spielfilm von Rich Peppiatt, der als bester Debütfilm eines britischen Regisseurs mit einem Bafta-Preis ausgezeichnet wurde. »Kneecap« erzählt eine semi-fiktionale Entstehungsgeschichte der Band. Weil mehr als die Hälfte der Dialoge auf Irisch sind, hat Irland ihn als besten internationalen Film eingereicht – und den Track »Sick in the Head« als besten Song.
Kneecap treten immer wieder mit Palästinaflaggen bei ihren Konzerten auf und machten bei Boykottaktionen gegen Israel mit. Ihr Manager findet, die Musiker hätten dafür Lob verdient, da diese Position »ihre Karriere und ihr Einkommen gefährdet«.
Der Coachella-Auftritt jedenfalls hatte handfeste Auswirkungen. Wie »The Hollywood Reporter« berichtet, haben Kneecap und ihre bisherige US-Bookingagentur Independent Artist Group (IAP) die Zusammenarbeit beendet. Ein IAP-Sprecher bestätigte dem Branchenblatt die Trennung, wollte sich zu den Gründen aber nicht äußern.
In Deutschland wurde der geplante Auftritt von Kneecap bei den Musikfestivals Hurricane und Southside vom 20. bis 22. Juni abgesagt. Dies ging aus einer kurzen Mitteilung der Zwillingsfestivals auf ihren Social-Media-Kanälen hervor. Eine Begründung gab die veranstaltende Agentur FKP Scorpio auf SPIEGEL-Anfrage bisher nicht.
Laut »Jüdischer Allgemeine« hatte das Junge Forum der Deutsch-Israelischen Gesellschaft zuvor eine Absageforderung an die Veranstalter gerichtet.
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»Wer Terrororganisationen wie die Hisbollah oder die Hamas unterstützt oder verherrlicht, darf auf Konzertbühnen keinen Platz haben«, zitiert das Blatt Lasse Schauder, den Bundesvorsitzenden des Jungen Forums. »Wir begrüßen die Entscheidung der Veranstalter, sich unseren Forderungen anzuschließen und hoffen auf eine konsequente Prüfung aller künftigen Bookings, um antisemitischer Hetze keinen Raum zu geben.«
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Kneecap verkündeten die Festivalabsage auf ihren Kanälen ebenfalls – allerdings verbunden mit der prompten Ankündigung der ersten drei Soloshows in Deutschland. Im September will das Trio in Köln, Berlin und Hamburg auftreten. »Politischer Protest in Partyform, treibende Beats und ein Abend voller Energie, Haltung und Humor« – so die Ankündigung der Veranstaltungsagentur Kingstar Music.