Apple will die Endfertigung von iPhones in Indien angeblich in kurzer Zeit verdoppeln, um die schwer kalkulierbaren US-Strafzölle gegen China zu umgehen. Der Hersteller wolle sämtliche iPhones für den US-Markt schon bis Ende 2026 in Indien zusammenbauen lassen, wie die Financial Times unter Berufung auf informierte Personen berichtet. Dieser Plan zur Diversifizierung der Lieferkette gehe weit über das hinaus, was Investoren bislang annehmen, merkt die Wirtschaftszeitung an.
Hälfte aller iPhones künftig "Assembled in India"?
Aggressive, von der Regierung Trump gegen China verhängte Strafzölle hatten bereits im März dazu geführt, dass Apple hektisch iPhones aus Indien in die USA einfliegen ließ, angeblich im Wert vieler Milliarden US-Dollar. Die beteiligten Zulieferer und Auftragsfertiger erwirtschafteten dabei offenbar Rekordzahlen. Auf dem Heimatmarkt USA setzt Apple pro Jahr nach Branchenschätzungen rund 60 Millionen iPhones ab, etwas weniger als ein Drittel der weltweiten Verkäufe.
Die iPhone-Produktion in Indien baut Apple seit mehreren Jahren massiv aus, das schnelle Hochfahren der Kapazitäten vor Ort sorgte dabei mehrfach für Missstände – bis zu gewaltsamen Ausschreitungen in Werken. In Indien laufen Schätzungen zufolge inzwischen bereits rund 40 Millionen iPhones jährlich vom Band, darunter aber auch ältere Modellreihen, die in den USA gewöhnlich weniger nachgefragt werden. Die allermeisten iPhones lässt Apple bislang in China endmontieren, auch ein großer Teil der Zulieferer sitzt dort. Letztlich wolle Apple die Hälfte der Endmontage in Indien durchführen lassen, berichtet The Information. Das ist allerdings auch China in Dorn im Auge: In den vergangenen Wochen gab es mehrfach Berichte über Störaktionen bei der Verlagerung der Produktion, darunter etwa Ausfuhrverbote für bestimmte Maschinen.
Apple-Chef gilt als Trump-Flüsterer
Auch Indien war von Trumps Strafzöllen betroffen, diese wurden allerdings umgehend für Verhandlungen pausiert und lagen niedriger als die zuletzt gegen China verhängten Zölle. Apple-Chef Tim Cook hat Medienberichten zufolge einen direkten Draht zur Regierung Trump, eine Ausnahmeregelung für Smartphones erspart Apple aktuell extrem hohe Einfuhrzölle in den USA – vorerst.
(lbe)