Klub-WM: Borussia Dortmund erreicht Viertelfinale nach Remis gegen Monterrey

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Monterreys Sergio Ramos nach seiner verpassten Chance gegen den BVB

Monterreys Sergio Ramos nach seiner verpassten Chance gegen den BVB

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Kai Pfaffenbach / REUTERS

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Glorreicher Halunke: Man rieb sich die Augen. War das wirklich Sergio Ramos, der sich da in der Nachspielzeit im Dortmunder Strafraum in die Luft geschraubt und zum Kopfball angesetzt hatte? Allerdings. Ramos, der einst legendäre Verteidiger von Real Madrid, gefürchtet für seine Kopfballstärke, spielt inzwischen für Monterrey, und den Außenseiter hätte er nun beinahe gegen den BVB in die Verlängerung geköpft.

Ergebnis: 2:1 (2:0) hat Dortmund gegen CF Monterrey gewonnen. Damit steht der BVB im Viertelfinale der Klub-WM.

Die erste Hälfte: Machte es den Monterrey-Fans schwer, sich ihren Enthusiasmus zu bewahren. Denn der BVB spielte hoch überlegen. Der Bundesligist fand aufs Neue Lücken in der gegnerischen Abwehr, und auch wenn er nur vier Torschüsse abgab, hatten diese es in sich. 2:0 stand es zur Pause. Was vor allem an zwei Spielern lag.

Dortmunds Duo: Serhou Guirassy und Karim Adeyemi bildeten die BVB-Doppelspitze, und wie sie sich dort abstimmten, machte Eindruck. Beim 1:0 legte Guirassy einen tollen Pass von Ramy Bensebaini auf Adeyemi ab, der dann für alle im Stadion überraschend sofort zurück auf Guirassy passte. Für alle bis auf Guirassy selbst. Und auch beim 2:0 fand der bewegliche Adeyemi den Stoßstürmer Guirassy. Letzterer hätte in der ersten Hälfte bei perfekter Chancenverwertung vier Tore erzielen können, doch nach Vorlage von Jobe Bellingham (30. Minute) und Pascal Groß (34.) verpasste er weitere Treffer.

 Kaum zu stoppen

Guirassy, Adeyemi: Kaum zu stoppen

Foto: Amanda Perobelli / REUTERS

Die zweite Hälfte: Jemand musste Borussia Dortmund verunsichert haben, denn, ohne dass sie groß gewechselt hätten, wurden sie in der zweiten Hälfte überrannt. Nur drei Minuten nach Wiederanpfiff traf Germán Berterame ungestört per Kopf, dabei standen zwei Dortmunder Verteidiger in seiner Nähe. Nur schauten sie zu, statt ihn zu decken. Kurz darauf scheiterte Manuel Corona erst am starken Kobel (59.), schoss dann am Tor vorbei (64.). Zwei Minuten später fiel der vermeintliche Ausgleich. Berterame schoss den Ball ins Dortmunder Tor, Monterreys Fans, die zu Tausenden ins Stadion von Atlanta gekommen waren, jubelten, wie man nur ein unverhofftes Tor gegen einen großen Favoriten bejubelt. Doch das Tor zählte nicht, Berterame stand knapp im Abseits.

Ein Tollhaus: Auf dem Weg von Downtown Atlanta ins Stadion war das Blau-Weiß der Monterrey-Trikots nicht zu übersehen. In Grüppchen gingen Fans in Richtung Arena, hier ein Pulk mittelalter Herrschaften, da eine Familie. Das umgab ein Hauch echter WM-Atmosphäre, die diesem Turnier sonst oft abgeht. Das Schwarz-Gelb des BVB entdeckte man sehr viel seltener. Das Kräfteverhältnis im Stadion war dann auch zu hören – und zu sehen. Bei Monterreys Anschlusstreffer rissen auch etliche Menschen die Arme zum Jubel nach oben, die dort standen, was eigentlich die BVB-Kurve sein sollte.

 Klar in der Überzahl

Fans von Monterrey: Klar in der Überzahl

Foto: Charly Triballeau / AFP

This is Soccer: Gut 100 Minuten vor dem Anpfiff in Atlanta brach ein Unwetter los. Das Wetter hat bei der Klub-WM schon für einige Kapriolen gesorgt, drohende Blitzeinschläge sorgten für Spielunterbrechungen, die Hitze ermattete die Fußballer derart, dass das Niveau sichtbar sank. In Atlanta wurde das Wetter aber nicht zum Problem. Das Stadion wurde zwar 2017 eröffnet, wirkt aber so modern, als wäre es extra für dieses Turnier erbaut worden. Auf einer riesigen 360°-Videowand flackerte es im Stadioninnern, das verschließbare Arenaverdeck sperrte den Regen aus und sorgte dafür, dass die Spieler auch in der Nachspielzeit lange intensive Läufe bestreiten konnten. Wären doch nur mehr Stadien in den USA wie dieses.

Europa. Brasilien. Saudi-Arabien? Man lernt ja bei dieser Klub-WM einiges über die Qualität im Weltfußball. Dass fünf der acht Viertelfinalisten aus Europa kommen, ist wohl nur für diejenigen überraschend, die dort sechs Europäer erwartet hatten. Auch die zwei Teams aus Brasilien verblüffen kaum. Aber eine echte Überraschung gab es: Al-Hilal, Meister Saudi-Arabiens. Das Team schaltete Pep Guardiolas Manchester City aus und hatte zuvor schon ein Unentschieden gegen Real Madrid geholt. Die Lehre daraus: Wenn Geld keine Rolle spielt und es klug investiert wird, kann man im Eiltempo aus dem Nichts eine Topmannschaft bauen.

Geldregen: Der BVB glänzt wahrlich nicht bei dieser Klub-WM, aber er gewinnt seine Spiele, und das macht ihn noch reicher. Dank der rund 13 Millionen US-Dollar, die er für den Einzug ins Viertelfinale kassiert, hat er bei diesem Turnier nun umgerechnet etwa 45 Millionen Euro eingenommen. Und das ist es schließlich, worum es bei dieser Klub-WM in erster Linie geht.

Kein Jude gegen Jobe: Der BVB spielt im Viertelfinale gegen Real Madrid, den früheren Klub von Sergio Ramos – aber wer sich auf das Bruderduell der Bellinghams freut, der freut sich vergebens. BVB-Zugang Jobe sah seine zweite Gelbe Karte im Turnier und muss jetzt tatenlos zugucken, wie sein prominenter Bruder versuchen wird, Dortmund aus dem Wettbewerb zu schießen.

Wie geht es weiter? Für den BVB steht am Samstag um 22 Uhr das Viertelfinale gegen Real mit seinem neuen Trainer Xabi Alonso auf dem Programm. Am selben Tag treten die Bayern um 18 Uhr gegen Paris Saint-Germain an. Es wäre keine Weltsensation, wenn das Turnier für die deutschen Mannschaften anschließend vorbei wäre.

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