Der Widerstand gegen die KI-Zusammenfassungen von Google wächst: Jetzt hat eine breite Allianz aus Mediengruppierungen, Verbänden und Nichtregierungsorganisationen aus Deutschland eine förmliche Beschwerde bei der Bundesnetzagentur eingereicht. Das hat die Verwertungsgesellschaft Corint Media stellvertretend für den Verbund publik gemacht. Die teilnehmenden Einrichtungen seien überzeugt, dass Google mit dem Vorgehen gegen zentrale Vorgaben des Digital Services Act (DSA) verstößt. Deshalb müsse die Behörde als zentrale Plattformaufsicht für den DSA die EU-Kommission einschalten, um ein Verfahren gegen Google in die Wege zu leiten. Googles KI-Texte hätten "gravierende Folgen für Medienvielfalt, Meinungsfreiheit und demokratischen Diskurs".
Als "Übersicht mit KI" oder "AI Overviews" bezeichnet Google KI-generierte Antworten auf Suchanfragen, die direkt in der Ergebnisliste angezeigt werden und die teilweise ausreichen, um den Suchenden einen weiteren Klick zu einer möglichen Quelle zu ersparen. Die Allianz erklärt, dass der Suchmaschinenkonzern damit ein Konkurrenzprodukt zu journalistisch-redaktionellen Inhalten schaffe, Medien Reichweite und Werbeinnahmen entziehe und damit die Refinanzierung gefährde. Gleichzeitig basierten die KI-Zusammenfassungen aber auf ebenjenen Inhalten, die die Medienhäuser produzieren und mit denen Googles KI-Technik trainiert wird.
Übereinkunft mit Medien aufgekündigt
Damit wiederholen die Organisationen jetzt eine Kritik, die erst Anfang der Woche auch ein US-Medienunternehmen erhoben hat. Das Abgreifen von Besuchen auf Internetseiten werde "grundlegend schädliche Auswirkungen auf die Gesamtqualität und -menge von Informationen haben, die im Internet abrufbar sind", hat das Verlagshaus hinter weltbekannten Medienmagazinen wie Rolling Stone, Variety und The Hollywood Reporter gewarnt und eine Klage eingereicht. Weiter hieß es da, dass Google mit dem Vorgehen auch eine seit Jahren geltende Übereinkunft aufgekündigt habe. Unter der stellen Medien Inhalte ins Internet und erlauben Google, diese zu indizieren, um relevante Suchergebnisse ausgeben zu können. Im Gegenzug generiert die Suchmaschine nicht unerhebliche Besuchszahlen auf den Internetseiten. Es ist allerdings nicht der erste Streit, der um dieses Zusammenspiel entstanden ist.
Corint Media verweist nun auch noch darauf, dass Googles KI-Zusammenfassungen auf proprietärer Technik beruhen, deren Funktionsweise intransparent ist. Es habe sich immer wieder gezeigt, dass KI-Technik "fehlerhafte oder erfundene Inhalte verbreitet", was direkt im Widerspruch zu den Zielen des DSA stehe. Das Gesetz über digitale Dienste soll Haftungs- und Sicherheitsvorschriften für digitale Plattformen sowie Produkte vereinheitlichen, die Verbreitung illegaler Inhalte verhindern und die Nutzenden besser schützen. Der Aufforderung an die Bundesnetzagentur haben sich jetzt unter anderem der Deutsche Journalisten-Verband, der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger und der Verband Deutscher Lokalzeitungen und Lokalmedien, aber auch AlgorithmWatch angeschlossen.
Transparenzhinweis: Corint Media nimmt unter anderem auch die Urheber- und Leistungsschutzrechte von heise online wahr und Heise Medien ist Mitglied des Medienverbands der freien Presse und der EMMA European Magazine Media Association & ENPA European Newspaper Publishers’ Association, die sich der Aufforderung ebenfalls angeschlossen haben.
(mho)